Solarkrise erfasst First Solar - Neuausrichtung soll den Weg in die Zukunft ebnen

Donnerstag, 15. Dezember 2011 um 13:38
First Solar

(IT-Times) - Nun hat es auch das bisherige Vorzeigeunternehmen der Solarbranche erwischt. Mit First Solar gab erstmals ein Branchenschwergewicht eine deutliche Umsatz- und Gewinnwarnung für 2011 und 2012 aus, wodurch offensichtlich wird, in welcher Lage sich aktuell die ganze Branche befindet. First Solar-Aktien gehörten dann auch mit einem Kurseinbruch von 21 Prozent zu den Hauptverlierern an der New Yorker Nasdaq.

Das Unternehmen verzeichnet aktuell nach eigenen Aussagen zufolge eine sinkende Nachfrage an den großen Solarmärkten, insbesondere in Europa. Auch stellt das Management ein strukturelles Ungleichgewicht in der Solarindustrie fest, nachdem zuletzt vor allem Überkapazitäten die Märkte beherrschten und die Preise unter Druck setzten.

First Solar will Produktion anpassen und subventionierten Märkten den Rücken kehren


Aus diesem Grunde will First Solar (Nasdaq: FSLR, WKN: A0LEKM) seine Produktion anpassen und seine Fabriken in 2012 nur noch mit einer Auslastung von 80 Prozent laufen lassen, heißt es aus dem Unternehmen. Darüber hinaus will First Solar subventionierten Solarmärkten den Rücken kehren und sein Geschäft bis 2014 vor allem auf nachhaltige Wachstumsmärkte ausrichten. First Solar will vor allem weg vom Dachanlagen-Geschäft und sich mehr auf große Versorgerprojekte konzentrieren.

Tatsächlich drohen der Solarbranche in Europa weitere Subventionskürzungen was die Förderung von Solarstrom angeht. So plant Deutschland bereits in 2012 eine weitere Senkung und Kappung der Solarförderung. Im krisengebeutelten Europa dürfte die Schuldenkrise dazu führen, dass auch andere Länder ihre Subventionen für die einst verwöhnte Solarbranche zurückfahren werden.

Analysten sehen keine schnelle Lösung der Probleme


Analystenhäuser wie Needham und Wunderlich Securities sehen daher keine schnelle Lösung der Probleme bei First Solar. Die drastisch sinkenden Preise für Solarmodule dürften es First Solar schwer machen, überhaupt Geld zu verdienen. Citigroup-Experte Timothy Arcuri hält es daher für wahrscheinlich, dass First Solar entweder privatisiert wird, oder auf einen finanziell starken Partner angewiesen sein wird, um die Krise zu überstehen.

Der Analyst merkt an, dass First Solar mit einem Silizium-Preis von 0,80 US-Dollar pro Watt konkurrieren muss. Auch wenn es das Unternehmen schafft, die Kosten auf 0,52 Dollar pro Watt zu drücken, dürfte es schwierig für First Solar werden, Gewinne im aktuellen Marktumfeld zu erwirtschaften, glaubt Acuri.

Kurzportrait

Die in Tempe/Arizona ansässige First Solar wurde im Jahre 1999 gegründet und gilt als einer der führenden Solarkonzerne in Amerika. Das Unternehmen hat sich auf die Produktion von Solarmodulen auf Basis der Dünnschichttechnologie spezialisiert und gilt in diesem Bereich als einer der weltweit führenden Anbieter.

Schon im Jahr 2002 nahm First Solar die Produktion von Solarmodulen auf Basis von Cadmium Telluride (CdTe) auf. First Solar hat sich bewusst für den Einsatz von CdTe entschieden, da CdTe ein Halbleiter mit direkter Bandlücke ist und somit in der Lage ist, Sonnenenergie effizienter in elektrische Energie zu wandeln. Darüber hinaus lassen sich durch den Einsatz von CdTe einfache Zellstrukturen und Prozesse auch Produktionskosten minimieren. So verfügt First Solar seit 2008 über die niedrigsten Kosten pro Watt in der Photovoltaik-Industrie. Zudem hat First Solar die Produktionskosten pro Watt unter die magische Marke von einem US-Dollar gedrückt. Zudem ist CdTe für die Produktion aufgrund der hohen Verfügbarkeit reichlich vorhanden, so dass das Material auch in der Massenproduktion zum Einsatz kommen kann.

First Solar hat mit zwölf Projektentwicklern in Europa langfristige Lieferverträge abgeschlossen. So wird der Großteil der Solarmodule in Ausland exportiert. Großabnehmer sitzen dabei vornehmlich in Deutschland. Zu den wichtigsten Kunden von First Solar zählen daher auch deutsche Unternehmen wie Blitzstorm, Pfalzsolar, Colexon Energy, Conergy, Gehrlicher Umweltschonende Energiesysteme, Juwi Solar und Phoenix Solar.

Ende 2007 verstärkte sich First Solar durch die Übernahme des US-Solarspezialisten Turner Renewable Energy LLC. Das Unternehmen entwickelt Solarprojekte im Auftrag für Kunden in den USA. Nach der Übernahme durch First Solar tritt das Unternehmen unter dem Namen First Solar Electric LLC auf. Anfang 2009 übernahm First Solar zudem ein 550-Megawatt Solarprojekt von OptiSolar und Edison Mission Group. Darüber hinaus will First Solar gemeinsam mit EDF Energies Nouvelles die größte Solarfabrik Frankreichs bauen. Im Frühjahr 2010 übernahm First Solar den US-Solarprojektierer NextLight Renewable Power für rund 285 Mio. Dollar.

Durch den Bau neuer Fertigungsanlagen in den USA, Europa (Frankfurt/Oder) und Asien (Malaysia) hat First Solar seine Produktionskapazitäten zuletzt stetig ausgebaut und seine Produktionskosten auf 75 Cent pro Watt drücken können.

Zahlen

Für das vergangene Septemberquartal meldet First Solar einen Umsatzanstieg um 26 Prozent auf 1,01 Mrd. US-Dollar, nach Einnahmen von 797,9 Mio. Dollar im Jahr vorher. Der Nettogewinn kletterte dabei um elf Prozent auf 196,5 Mio. US-Dollar oder 2,25 Dollar je Aktie, nach einem Profit von 176,9 Mio. Dollar oder 2,04 Dollar je Aktie in der Vorjahresperiode.

Mit den vorgelegten Zahlen konnte First Solar zumindest die Umsatzerwartungen der Analysten übertreffen, die im Vorfeld mit Einnahmen von 999 Mio. Dollar, aber mit einem Nettogewinn von 2,55 Dollar je Aktie kalkuliert hatten.

Insgesamt konnte First Solar das Quartal mit Barreserven in Höhe von 795 Mio. Dollar beenden, ein Anstieg von 279 Mio. Dollar gegenüber dem Vorquartal. Für das laufende Gesamtjahr 2011 erwartet First Solar nunmehr Erlöse zwischen 3,0 und 3,3 Mrd. Dollar sowie einen Nettogewinn von 6,50 bis 7,50 Dollar je Aktie.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Dünnschicht-Solarmodule (Thin-Film), First Solar, Hintergrundberichte, Solartechnik

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