Schafft RIM den Turnaround?

Freitag, 10. Juni 2011 um 14:21
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MÜNSTER (IT-Times) - Die Fachwelt ist sich sicher: Android von Google gehört die Zukunft. Und damit zwangsläufig all jenen Smartphone-Herstellern, die auf das Betriebssystem setzen - allen voran Samsung oder HTC, vielleicht sogar die zwischenzeitlich arg angestaubten Hersteller Motorola und SonyEricsson. Die Marke Apple ist so stark, dass auch das iPhone in Zukunft ein großes Stück vom Smartphone-Kuchen abbekommen wird. Nokia greift nach dem Microsoft-Strohhalm und was wird aus dem Smartphone-Pionier Research in Motion (RIM)? RIM ließ mit dem BlackBerry jahrelang die Managerherzen höher schlagen? Muss man ihn nun abschreiben oder darf man ihn weiterhin auf der Liste haben?

Im Tablet-Segment ist man besser als Motorola

Während Nokia derzeit viele Dinge ankündigt aber noch umsetzen muss, ist man bei Research in Motion (Nasdaq: RIMM, WKN: 909607) schon weiter. So hat das Unternehmen seit dem Frühjahr mit dem PlayBook einen Tablet PC am Start und kann mit den Absatzzahlen durchaus überraschen. RIM konnte zumindest Motorola mit seinem Xoom Tablet hinter sich lassen. Motorola Mobility benötigte zwei Monate, um 250.000 Xoom Geräte zu verkaufen. RIM benötigte hierfür deutlich weniger Zeit. Aber: Damit liegen beide Hersteller deutlich hinter dem iPad 2 von Apple zurück, das sich binnen eines Monats mehr als 2,5 Millionen Mal verkaufte. Es erscheint aber realistisch, dass RIM allein im ersten Fiskalquartal 2012 rund 500.000 PlayBooks verkaufen und damit auf Jahressicht etwa zwei Millionen Geräte absetzen könnte.

Fehlende Innovationen

Unternehmerischer Wettbewerb zeichnet sich dadurch aus, dass durch technische Neuerungen die bisherigen Platzhirsche in Bedrängnis gebracht werden können. Genau das bekommt man bei RIM derzeit - ähnlich wie bei Nokia - zu spüren. Während sich Apple und Google hervortun und neue Produkte und Dienste vermarkten, die auch wirklich gewollt werden, so hält man sich bei RIM in dieser Hinsicht bedeckt. Klar, die BlackBerrys sind allesamt edel, hochwertig, gut verarbeitet und spielen auch in Sachen Netzwerksicherheit in einer höheren Liga als das iPhone oder Android-Smartphones. Und doch: Die Marke ist kaum sexy und die neuen Produkte - wie das Playbook - sind keine Innovation sondern haben allenfalls Me-Too-Charakter: Ein Jahr, nachdem Apple das ersten iPad vorgestellt hat, hatte man bei RIM auch einen Tablet-PC am Start. Das scheint zu wenig zu sein für ein Unternehmen, das den Smartphone-Markt dominierte, als noch niemand von Smartphones sprach.

Fehlende Apps

Kritiker bemängeln beim PlayBook vor allem die geringe Anzahl der verfügbaren Apps. Derzeit stehen gerade einmal 3.000 Apps für das PlayBook zum Download bereit, während es für das iPad von Apple bereits mehrere zehntausend Apps gibt. Durch einen Emulator kann der PlayBook auch eine Reihe von Android Apps abspielen, wodurch das Tablet auch für Android-Fans attraktiv werden soll. Indes muss gesagt werden:

RIM ist es bis heute nicht gelungen, trotz der großen Anzahl an BlackBerry-Usern, für App-Entwickler attraktiv zu sein. Hier wurde eindeutig ein Trend verschlafen. Und heute ist es nicht mehr die Hardware, durch die ein Smartphone attraktiv wird. Heute ist es die Möglichkeit, sein Mobiltelefon durch Apps zu individualisieren. Das hat man bei RIM zu spät oder noch gar nicht erkannt.

Heile Business-Welt

In der Business-Welt hat RIM bis heute einen Stein im Brett: Unternehmen setzen seit langem darauf, ihre Mitarbeiter mit BlackBerrys auszustatten. Das wird sich so schnell wahrscheinlich auch nicht ändern. Die Datensynchronisation im Firmenumfeld läuft perfekt und die Datensicherheit ist auch gegeben. In der durchaus relevanten Zielgruppe wird RIM damit auch in der Zukunft eine große Rolle spielen. Wird jedoch der Schritt ins Endnutzer-Geschäft weiter verpasst, so kann aus RIM eines Tages ein interessanter Übernahmekandidat werden.

Verunsicherte Anleger

Anleger halten Ausschau nach Aussagen, die Hoffnung auf die Zukunft machen. Da ist bei RIM derzeit wenig zu holen. In Sachen Marktanteil oder Wachstumsperspektiven hat das Unternehmen derzeit zu wenig zu bieten. Gelingt es RIM in der nahen Zukunft indes die Mängel bei Innovationen in in der App-Entwicklung abzubauen und glaubhaft zu belegen, dann kann auch das Anlegervertrauen schnell wieder gewonnen werden. Durch die nach wie vor vorhandene hohe Reputation in der Geschäftswelt ist die Marke BlackBerry noch lange nicht verbrannt und gilt sicherlich als weniger angestaubt als es beispielsweise Nokia ist.

Kurzportrait

Die im Jahre 1984 in Waterloo/Kanada gegründete Research In Motion (RIM) gilt heute als einer der führenden Anbieter von Smartphones. Das im kanadischen Ontario ansässige Unternehmen konnte sich durch seinen Email-Pushservice BlackBerry einen Namen nicht nur in Nordamerika machen. Mit dem BlackBerry können Nutzer an einen beliebigen Ort Emails empfangen, bearbeiten und versenden. RIMs kleines Kommunikationswunder wird derzeit bereits von mehr als 50 Millionen Kunden in über 150 Ländern weltweit eingesetzt. Durch neue Produkte (BlackBerry Storm, BlackBerry Bold, BlackBerry Pearl Flip) will das Unternehmen auch von neuen und schnellen Mobilfunknetzstandards profitieren und seine Marktposition entsprechend sichern. So brachte das Unternehmen mit dem BlackBerryStorm im Jahr 2008 sein erstes Touchscreen-Smartphone auf den Markt.

Nach der Expansion in europäische und asiatisch-pazifische Märkte, will das Unternehmen vor allem in China und Indien weiter wachsen. Durch ein Abkommen mit der ägyptischen Orascom Holdings ist RIM auch in den Märkten des Mittleren Ostens präsent. Durch Kooperationen mit zahlreichen ausländischen Carrier-Partnern geht die Internationalisierung weiter. Im Mittelpunkt der Expansionsbemühungen standen zuletzt nicht nur Europa, sondern auch Asien und der Mittlere Osten. Im Frühjahr 2006 verstärkten sich die Kanadier durch die Übernahme des kalifornischen Softwarespezialisten Ascendent Systems. Anfang 2009 schloss RIM die Übernahme des kanadischen Spezialisten Chalk Media ab. Im März 2009 übernahm RIM den kanadischen Sicherheitsspezialisten Certicom. Mitte 2010 schluckte RIM von Harman International die Betriebssystem-Einheit QNX Software Systems, später folgte die Übernahe des Documents To Go Entwicklers DataViz. Zudem wurde Ende 2010 die schwedische The Astonishing Tribe (TAT) übernommen.

Neben dem Handheld-Computer BlackBerry bietet das Unternehmen aber auch PC-Steckkarten für Laptops und PDAs an. Entsprechende Softwarelösungen rund um die angebotene Hardware ergänzen das Produktportfolio der Kanadier. RIM vertreibt seine Produkte sowohl direkt an Herstellerfirmen, als auch über ein Händlernetz und Carrier wie Hutchison Telecommunications, Cingular und Motient. Zu den namhaften Vertriebspartnern zählen neben AT&T Wireless, auch T-Mobile, Vodafone und Sprint Nextel. Zu den Kunden der Kanadier zählen darüber hinaus Technologiefirmen wie AT&T, Dell, Intel, Panasonic und IBM. Das RIM-Führungsduo bestehend aus Jim Balsillie und Mike Lazaridis hielt zuletzt noch eine Minderheitsbeteiligung an der Gesellschaft.

Zahlen

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