RealNetworks stetzt auf mobile Unterhaltung

Dienstag, 19. September 2006 um 00:00

(IT-Times) Der amerikanische Streaming-Mediaspezialist RealNetworks (Nasdaq: RNWK<RNWK.NAS>, WKN: 91068<RNW.FSE>) nutzt derzeit sein Finanzpolster von knapp 770 Mio. Dollar um gezielt zuzukaufen.

Vom Softwareanbieter zum Musik- und Spielespezialisten

Mit der jüngsten Übernahme der koreanischen WiderThan für 350 Mio. Dollar tätigte RealNetworks nicht nur die größte Akquisition seiner Firmengeschichte, gleichzeitig verstärkte sich RealNetworks in einem Bereich, der die Zukunft des Streaming-Mediaspezialisten maßgeblich mitbestimmen wird. Denn das Softwaregeschäft gehört schon lange nicht mehr zu den Wachstumsträgern innerhalb der Gesellschaft. Allein im jüngsten Quartal musste der Bereich ein Minus von 18 Prozent hinnehmen, während der Spielebereich um 55 Prozent wuchs. Inzwischen erwirtschaftet RealNetworks mehr als die Hälfte seiner Erlöse im Spiele- und Musikbereich.

Dieser Trend könnte sich nicht nur aufgrund des jüngsten Zukaufs weiter fortsetzen. Marktforscher bescheinigen dem Markt für mobile Unterhaltung in den nächsten Jahren traumhafte Zuwachsraten. Die Analysten des Hauses Jupiter Research prognostizieren, dass der Markt von 15 Mrd. Dollar im Jahr 2005 auf 38 Mrd. Dollar im Jahr 2009 anziehen wird. Noch stärker könnte der Markt für Klingeltöne zulegen, glauben zumindest die Experten bei ABI Research. Nachdem im Jahr 2005 Klingeltöne im Wert von 65 Mio. Dollar heruntergeladen wurden, könnte der Markt im Jahr 2009 ein Volumen von 2,5 Mrd. Dollar erreichen, was einer jährlichen Wachstumsrate von 150 Prozent entsprechen würde.

Genau in diese Marktnische stößt RealNetworks mit der Übernahme von WiderThan. Die Südkoreaner setzten allein in den vergangenen sechs Monaten 61,9 Mio. Dollar um und erwirtschafteten einen Nettogewinn von 7,4 Mio. Dollar. WiderThan ist aber nicht nur in Südkorea präsent, sondern kann auch auf internationaler Ebene Erfolge vorweisen. Erst Mitte September schloss das Unternehmen einen Kontrakt mit Australiens größter Telefongesellschaft Telstra ab, wonach WiderThan den neuen Telstra-Klingeltonservice „BigPond Caller Tones“ powern wird. Der WiderThan-Zukauf könnte sich noch Glücksgriff für RealNetworks in den nächsten Jahren erweisen, zumal sich Mobilfunk-Spiele und Klingeltöne in Asien großer Beliebtheit erfreuen und der Markt in den USA noch Potential verspricht.

Kurzportrait

RealNetworks, gegründet im Jahre 1995 und ansässig in Seattle, gilt als Pionier in Sachen Streaming-Media-Software. Mit seiner Abspielsoftware RealPlayer revolutionierte das Unternehmen in der Mitte der 90er Jahre den Markt für digitale Multimedia-Inhalte. So konnten Internet-Nutzer Musikstücke, als auch Live-Veranstaltungen mit Hilfe der RealPlayer-Software direkt aus dem weltweiten Datennetz abspielen. Das Softwarewerkzeug RealJukebox sollte die erfolgreiche Abspielsoftware in Sachen Audioinhalte entsprechend ergänzen. Der Erfolg von RealNetworks zog allerdings bald Konkurrenz in Form von anderen Softwareanbietern an. Allen voran den Redmonder Softwareriesen Microsoft, welcher mit seinem Windows Media Player inzwischen eine ernstzunehmende Konkurrenz für RealNetworks Produkte darstellt. RealNetworks genießt durch seine Pionierleistung jedoch immer noch einen guten Ruf unter den Anwendern, so dass heute mehr als 300 Mio. registrierte Nutzer auf die RealPlayer-Software setzen, um digitale Medieninhalte abzuspielen. Microsoft konnte den Pionier jedoch aufgrund seines im Betriebssystem verankerten Media-Player inzwischen deutlich zurückdrängen.

Daneben entwickelt das Unternehmen aber auch Server-Software und andere Technologien, welche die Verbreitung von digitalen Medienhalten auch auf andere Geräte, wie Handys und PDAs beschleunigen sollen. Das für Geschäftskunden konzipierte RealSystem versorgt nach Angaben der Gesellschaft mehr als 80 Prozent aller größeren Web-Seiten mit Multimedia-Inhalten. Die Broacasting-Technologie des Unternehmens transferiert wöchentlich mehr als 350.000 Stunden an Sportinformationen, Musik- und Nachrichten über das weltweite Datennetz Internet.

Im Gegensatz zu verschiedenen kostenlosen und durch Werbung finanzierte Tauschbörsen, will RealNetworks mit seinem Musikdienst Rhapsody einen legalen Download-Service etablieren. Das Unternehmen war zuvor durch die Übernahme von Listen.com und dessen Online-Musikdienst Rhapsody in den Besitz dieses Services gelangt. Anschließend übernahm RealNetworks den Spieleentwickler GameHouse, um seinen kostenpflichtigen Spiele-Service RealArcade weiter zu stärken, wobei im Frühjahr 2005 die Übernahme des finnischen Mobilfunk-Spielentwicklers Mr. Goodliving für 15 Mio. Dollar erfolgte. Anfang 2006 kaufte RealNetworks den holländischen Spielentwickler Zylom. Im Herbst 2006 folgte die Übernahme der südkoreanischen WiderThan.

Der Unternehmensgründer und ehemalige Microsoft-Mitarbeiter Rob Glaser hält weiterhin ein Drittel der Anteile an RealNetworks.

Zahlen

Für das vergangene zweite Quartal 2006 meldete RealNetworks einen Umsatzanstieg auf 89,4 Mio. Dollar, was einem Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dabei erwirtschaftete der Media-Spezialist zunächst einen Gewinn von 38,9 Mio. Dollar oder 22 US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 4,7 Mio. Dollar oder drei US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sondereinnahmen durch die Einigung von Microsoft ergibt sich für das jüngste Quartal ein operativer Gewinn von 4,8 Mio. Dollar oder drei US-Cent je Aktie. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Gewinn inklusiver Microsoft-Zahlungen von 20 US-Cent je Aktie kalkuliert, womit RealNetworks die Analystenerwartungen um zwei Cent übertreffen konnte.

Während die Erlöse im Spielebereich um 55 Prozent auf 21,2 Mio. Dollar kletterten, zogen die Umsätze im Musik-Geschäft um 21 Prozent auf 30,1 Mio. Dollar an. Im Media-Software- und Servicebereich brachen die Erlöse dagegen um 18 Prozent auf 26,1 Mio. Dollar ein. Im Segment Technologie-Produkte und Services stagnierten die Umsätze bei 12,0 Mio. Dollar - ein Rückgang von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: IT-News

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