Premiere weiter im Abwärtssog

Dienstag, 17. Februar 2009 um 12:52
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(IT-Times) Zwar hat der führende Pay-TV-Anbieter Premiere (WKN: PREM11) die Schwarzseher erfolgreich vor die Tür gesetzt, doch damit sind die Probleme beim Münchner Pay-TV-Sender noch lange nicht gelöst. Die hohe Verschuldung in Verbindung mit hohen Lizenzzahlungen für die Übertragung der Bundesligarechte scheinen Premiere im Zuge der Wirtschaftskrise zu überrollen.

Ende 2008 hatte Premiere noch darauf gehofft, Schwarzseher durch die Schließung einer Sicherheitslücke in seinem Verschlüsselungssystems zum Kauf eines Abos bewegen zu können. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Im traditionell starken Weihnachtsquartal verlor Premiere sogar weitere 12.000 Abonnenten - eine katastrophale Entwicklung, die nichts gutes für das kommende Jahr erwarten lässt.

Nach Giga auch Discovery und Animal Planet vor dem Aus?


Zwar kündigt Premiere an, verstärkt in den Programmausbau und in das Marketing investieren zu wollen, doch die Wirklichkeit scheint Premiere längst eingeholt zu haben. Aufgrund von Sparmaßnahmen und der Konzentration auf sein Kerngeschäft wird Premiere seinen Jugendsender Giga im März schließen. Daneben droht das Aus für die Doku-Kanäle Dicovery und Animal Planet im April, wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtet. Hintergrund ist ein angeblicher Dissens im Bezug auf die zu zahlenden Lizenzgebühren.

Daneben warten auf Premiere noch Finanzierungsprobleme durch eine Schuldenlast von 320 Mio. Euro. Sollte die zweite Kapitalerhöhung, die rund 410 Mio. Euro in die leeren Premiere-Kassen spülen soll scheitern, sei Premiere nicht überlebensfähig, räumte selbst der neue Premiere-Chef Mark Williams ein. Am 26. Februar soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung darüber abgestimmt werden.

Die Hoffnungen ruhen daher auf dem Premiere-Großaktionär Rupert Murdoch und dessen US-Medienkonzern News Corp, der zuletzt rund 25 Prozent der Anteile hielt und seine Beteiligung durch die geplante Kapitalerhöhung auf über 50 Prozent nach oben schrauben könnte. Doch Premiere-Anleger sollten nicht auf die Dienste des weißen Ritters hoffen, denn Murdoch hat sich bereits Ende Januar eine Ausnahmegenehmigung von der BaFin besorgt, die den gewieften Manager von einem Pflichtangebot befreit…

Kurzportrait

Die in Unterföhring bei München ansässige Premiere AG ist Deutschlands führender Pay-TV-Sender. Das Unternehmen ging im Jahr 1990 aus dem ersten deutschen Bezahlsender Teleclub hervor und baute seither sein TV-Angebot sukzessive aus.

Heute präsentiert sich die Premiere AG als ein führender europäischer TV-Konzern, der seine Programme nicht nur Deutschland, sondern auch in Österreich und teilweise auch in der Schweiz ausstrahlt. Zum Unternehmen gehören die 100%igen Tochterfirmen Premiere Fernsehen GmbH & Co KG, die wiederum 100% der Anteile an der Premium Media Solutions hält, sowie die Premiere Star GmbH. Gleichzeitig ist das Unternehmen an der Servicegesellschaft Premiere Service Center Schwerin GmbH, der Premus Logistik und Service GmbH als auch an der Premiere Hotel Entertainment GmbH beteiligt.

Die Premium Media Solutions ist mit den Sendern Premiere 1, Premiere 2, Premiere 3, Premiere 4, Premiere Filmclassics, Premiere Filmfest, Premiere Krimi, Premiere Nostalgie, Premiere Serie, Premiere Sport und Champions TV am Markt aktiv. Die einzelnen Programmpakete (Premiere Blockbuster, Premiere Entertainment, Premiere Star, Premiere Sport, Premiere Fußball plus, Premiere Bundesliga, Premiere Thema etc.) sind im Abo ab 19,99 Euro im Monat erhältlich. Zudem haben Kunden die Möglichkeit, Einzelkanäle zu Ihrem Hauptabonnement zu buchen. Daneben bietet Premiere auch über das Audiopaket Premiere MusicStudio ein Hörfunkprogramm an. Zuletzt betreute Premiere mehr als vier Mio. Abonnenten im Rahmen seines kostenpflichtigen TV-Programms. Ende 2006 übernahm Premiere die Kunden des Erotik-Senders „Blue Movie“ von Kabel Deutschland (KDG). Anfang 2008 wurde der Jugendsender Giga Digital Television GmbH (Giga TV) aufgekauft, der allerdings in Kürze wieder eingestellt werden soll. Der US-Medienkonzern News Corp war zuletzt mit 29 Prozent an Premiere beteiligt.

Ergänzt wird das Pay-TV-Geschäft durch das Premiere Film- und Sportportal (Premiere.de, Premiere.at), welches mehr als 2,3 Mio. Besucher und über 21 Mio. Seitenaufrufe monatlich verzeichnet. Hier ist das Unternehmen auch mit seinem Premiere Internet TV-Programm aktiv. Künftig will Premiere auch die Bundesliga live im Internet übertragen.

Zahlen

Für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2008 wies Premiere Umsätze in Höhe von 1,017 Mrd. Euro aus und bewegte sich damit innerhalb der Erwartungen, die im November 2008 ausgegeben worden waren. Ohne Berücksichtigung der verkauften Tochter „Home of Hardware“ ergibt sich ein Umsatz von 941,1 Mio. Euro.

Belastend wirkten sich dagegen hohen Kosten aus, die vor allem auf die Lizenzgebühren zur Sicherung der exklusiven Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga zurück zu führen sind. Insgesamt belaufen sich die Kosten im Geschäftsjahr 2008 aus der operativen Geschäftstätigkeit auf 998 Mio. Euro. Auf dieser Grundlage ergibt sich ein EBITDA in Höhe von minus 59,5 Mio. Euro, nachdem es im Vorjahr mit 83,6 Mio. Euro noch positiv ausgefallen war. Das Nettoergebnis für 2008 beträgt minus 269,4 Mio. Euro, nach minus 51,6 Mio. Euro in 2007. Der Cash-Flow aus operativer Geschäftstätigkeit fällt mit minus 108,1 Mio. Euro ebenfalls negativ aus. Zum Jahresende verzeichnete Premiere 2,39 Mio. direkte Abonnenten, nach 2,534 Mio. Kunden zum Ende des Vorjahres.

Das vierte Quartal 2008 leistete seinen Beitrag zur negativen Entwicklung bei Premiere: Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr von 261,3 Mio. Euro auf 236,1 Mio. Euro. Das EBITDA fiel mit minus 44,5 Mio. Euro ebenso negativ aus wie das Nettoergebnis mit minus 114,3 Mio. Euro. Auch der Cash-Flow war im vierten Quartal mit minus 9,8 Mio. Euro negativ.

Markt und Wettbewerb

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