Premiere im Würgegriff der Softwarepiraten

Donnerstag, 2. Oktober 2008 um 13:06
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(IT-Times) Am 10. September hat Deutschlands führender Pay-TV-Anbieter Premiere (WKN: PREM11) seinen Vorstandsvorsitzenden Michael Börnicke überraschend abgesetzt. Stattdessen soll der News Corp-Mann Mark Williams die Geschicke des Marktführers leiten.

Dem Premiere-Beteiligungspartner News Corp wurde es offenbar zu bunt, insbesondere im Hinblick darauf, wie die bestehenden Baustellen angegangen wurden. Der Smartcard-Wechsel und der Wechsel auf ein neues Sicherheitssystems zogen sich hin. Börnicke versprach zuvor immer wieder, das Produktpiraterie-Problem als bald lösen zu wollen. Die Schwarzseher sollten für immer ausgesperrt werden. Möglich machen soll dies ein Wechsel von Nagravision auf das neue Verschlüsselungssystem NDS. Doch geändert hat sich bislang wenig.

Sicherheitslücke soll Ende Oktober endgültig geschlossen werden


Jetzt soll Ende Oktober endlich Schluss sein, dann will Premiere die Sicherheitslücke komplett geschlossen haben. Das alte Verschlüsselungssystem werde dann komplett abgeschaltet, heißt es. So kann man zumindest auf das lukrative Weihnachtsgeschäft hoffen, denn inzwischen soll sich die Zahl der Schwarzseher auf 1,5 Mio. Haushalte summieren, die Premiere empfangen, ohne dafür zu bezahlen.

Möglich wurde dies durch eine Schwachstelle im Verschlüsselungssystem Nagravision. Insbesondere sogenannte Free-to-Air Receiver ließen sich mit einem illegalen Firmware-Update aus dem Internet bestücken, so dass die Entschlüsselung von Premiere nur noch ein Kinderspiel war. Mit dem Wechsel auf NDS soll damit Schluss sein.

NDS schon wieder gehackt?


Doch nachdem bereits erste Meldungen zu Jahresbeginn durchgesickert waren, dass Premiere wohl das Verschlüsselungssystem wechseln wird, haben sich findige Hacker offenbar schon an die Arbeit gemacht, bevor die Umstellung im April offiziell wurde. Inzwischen kursieren bereits Meldungen in einschlägigen Foren, wonach auch das neue NDS-System mittels Krpytoanalyse bereits gehackt wurde. Offenbar kam es dabei zu einer Sicherheitspanne, bei der Receiver Firmwareupdates unverschlüsselt über Satellit übertragen wurden, so dass der vollständige NDS-Algorithmus offen vorlag, berichten Branchenkenner.

Bestätigt ist dies freilich noch nicht, doch wird sich nach der Umstellung auf NDS schon bald zeigen, ob Premiere das Sicherheitsproblem wirklich in den Griff bekommt oder ob der Wettlauf mit den Softwarepiraten erneut beginnt…

Kurzportrait

Die in Unterföhring bei München ansässige Premiere AG ist Deutschlands führender Pay-TV-Sender. Das Unternehmen ging im Jahr 1990 aus dem ersten deutschen Bezahlsender Teleclub hervor und baute seither sein TV-Angebot sukzessive aus.

Heute präsentiert sich die Premiere AG als ein führender europäischer TV-Konzern, der seine Programme nicht nur Deutschland, sondern auch in Österreich und teilweise auch in der Schweiz ausstrahlt. Zum Unternehmen gehören die 100%igen Tochterfirmen Premiere Fernsehen GmbH & Co KG, die wiederum 100% der Anteile an der Premium Media Solutions hält, sowie die Premiere Star GmbH. Gleichzeitig ist das Unternehmen an der Servicegesellschaft Premiere Service Center Schwerin GmbH, der Premus Logistik und Service GmbH als auch an der Premiere Hotel Entertainment GmbH beteiligt.

Die Premium Media Solutions ist mit den Sendern Premiere 1, Premiere 2, Premiere 3, Premiere 4, Premiere Filmclassics, Premiere Filmfest, Premiere Krimi, Premiere Nostalgie, Premiere Serie, Premiere Sport und Champions TV am Markt aktiv. Die einzelnen Programmpakete (Premiere Blockbuster, Premiere Entertainment, Premiere Star, Premiere Sport, Premiere Fußball plus, Premiere Bundesliga, Premiere Thema etc.) sind im Abo ab 9,99 Euro im Monat erhältlich. Zudem haben Kunden die Möglichkeit, Einzelkanäle zu Ihrem Hauptabonnement zu buchen. Daneben bietet Premiere auch über das Audiopaket Premiere MusicStudio ein Hörfunkprogramm an. Zuletzt betreute Premiere mehr als vier Mio. Abonnenten im Rahmen seines kostenpflichtigen TV-Programms. Ende 2006 übernahm Premiere die Kunden des Erotik-Senders „Blue Movie“ von Kabel Deutschland (KDG). Anfang 2008 wurde der Jugendsender Giga Digital Television GmbH (Giga TV) aufgekauft.

Ergänzt wird das Pay-TV-Geschäft durch das Premiere Film- und Sportportal (Premiere.de, Premiere.at), welches mehr als 2,3 Mio. Besucher und über 21 Mio. Seitenaufrufe monatlich verzeichnet. Hier ist das Unternehmen auch mit seinem Premiere Internet TV-Programm aktiv.

Zahlen

Der Umsatz von Premiere lag im zweiten Quartal 2008 mit 272,4 Mio. Euro im zweiten über dem Vorjahreswert von 229,1 Mio. Euro. Es wurde ein EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 11,2 Mio. Euro erzielt (2007: 10,2 Mio. Euro). Das Ergebnis nach Abschreibungen (EBIT) lag dennoch bei minus 14,1 Mio. Euro, 2007 war es minus 12,9 Mio. Euro. Das Nettoergebnis ging, auch auf Grund eines höheren Steueraufwandes, auf minus 37,8 Mio. Euro zurück, im Vorjahr wurden minus 32,6 Mio. Euro gemeldet.

Laut Premiere sei die Problematik der Schwarzseher, die bereits im Weihnachtsgeschäft 2007 sowie im ersten Quartal 2008 für Verluste gesorgt hätte, noch nicht überwunden. Ende des zweiten Quartals 2008 zählte Premiere insgesamt rund 4,1 Millionen Kunden, davon etwa 3,5 Millionen direkte Abonnenten und circa 603.000 indirekte arena-Kunden. Damit stieg die Kundenzahl gegenüber 2007 um 2,3 Prozent an.

Markt und Wettbewerb

Analysten der Hypovereinsbank rechnen damit, dass der Pay-TV-Markt in Deutschland eine Verdoppelungschance hat. Im Kampf um Zuschauer steht Premiere mit seinem TV-Programm zunächst im direkten Wettbewerb mit allen öffentlich rechtlichen Sendern wie mit ARD und ZDF, sowie mit privaten Sendern wie Sat1 und ProSieben.

Meldung gespeichert unter: Sky Deutschland, Hintergrundberichte,

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