Oracle kommt nur langsam voran

Mittwoch, 22. März 2006 um 00:00

(IT-Times) Die Einkaufstour des weltweit führenden Datenbankspezialisten Oracle (Nasdaq: ORCL<ORCL.NAS>, WKN: 871460<ORC.FSE>) hat sich bislang nicht positiv auf das Datenbankgeschäft des Unternehmens ausgewirkt. Investoren zeigten sich von den jüngsten Zahlen des Unternehmens eher enttäuscht.

Während sich Mitbewerber SAP über einen regen Kundenzulauf freut, sind Oracle-Firmenkunden offenbar verunsichert, inwieweit sich die Einkaufstour des Datenbankherstellers auf die Qualität der künftigen Produkte auswirken wird. Exemplarisch scheint dabei auch das Abschneiden der übernommen PeopleSoft.

Gerade einmal 30 Mio. Dollar steuerte PeopleSoft im zurückliegenden Quartal zum Geschäftsbereich Business Applications bei, der insgesamt um 77 Prozent auf 269 Mio. Dollar zulegte. Doch blickt man zwei Jahre zurück, wird die Nullnummer im Wachstum offensichtlich. Als die beiden Firmen noch im Wettbewerb zueinander standen, kamen die beiden Firmen ebenfalls auf kombinierte 270 Mio. Dollar Umsatz in diesem Bereich.

Oracle setzt auf Open-Source


Dennoch setzt Oracle auch im neuen Jahr auf seine alte Strategie: Wachstum durch Übernahmen. So wurden im Januar und Februar mit 360Commerce und Sleepycat Software zwei weiter Softwarespezialisten übernommen. Während der 360Commerce-Zukauf den Geschäftsbereich Retail-Software stärken soll, hat sich Oracle mit der Übernahme von Sleepycat einen weiteren Open-Source Datenbankspezialisten (Berkeley DB) ins Boot geholt. Dem Markt für Open-Source Datenbanken gehört offenbar die Zukunft, wie der jüngste Vorstoß von Sony Online Entertainment (SOE) belegt. Die Japaner, die in Sachen Online-Spiele bislang auf Oracle 9i vertrauten, wollen durch die Beteiligung an dem Open Source Datenspezialisten EnterpriseDB auch dessen Datenbank im Rahmen seiner Online-Rollenspiele einsetzen und damit schrittweise den Wechsel auf die Open-Source Datenbank vollziehen.

Open-Source Datenbankanbieter erwirtschaften generell ihr Geld weniger über Lizenzen, sondern vielmehr über Wartung und Support. Doch auch dieses Geschäft scheint für Oracle interessant. Nach der Übernahme von Sleepycat werden auch schon die beiden Open Source Spezialisten JBoss und Zend Technologies als Übernahmekandidaten gehandelt. Angeblich befindet sich Oracle bereits in Übernahmeverhandlungen, berichten US-Medien…

Kurzportrait

Die im Jahre 1977 gegründete und in Redwood City/Kalifornien ansässige Oracle galt in der Vergangenheit als klassischer Datenbankspezialist. Die Datenbanksoftware Oracle9i genießt einen sehr guten Ruf unter den professionellen Anwendern. Mit dem neuen Datenbank- und Anwendungsserver 10g will Oracle verstärkt auf verteiltes Rechnen setzen. Darüber hinaus expandierte Oracle auch in den Bereich elektronische Beschaffungssysteme. Das sogenannte Supply Chain Management bildet eine ideale Ergänzung zu den bisherigen Datenbank- und Applikationslösungen aus dem Hause Oracle. Gleichzeitig sieht der Datenbankspezialist auch im Bereich Software für das Management von Kundenbeziehungen seine Chance.

Neben dem Datenbankgeschäft bietet Oracle weitere Systemsoftware in Form von Serversoftware an. Neben dem Softwarelizenzgeschäft trägt vor allem der Service- und Supportbereich 60 Prozent der gesamten Oracle-Umsätze. Der Visionäre Oracle-Chef Larry Ellison hält nach wie vor etwa 24 Prozent der Anteile an dem Softwarehaus, welches nach Microsoft und IBM als drittgrößter Softwarehersteller der Welt gilt.

Über seine Beteiligungsgesellschaft Oracle Investment war das Unternehmen in der Vergangenheit auch an dem Softwarespezialisten Liberate Technology beteiligt. Liberate entwickelt unter anderem eine Software-Plattform, welche das Internet über TV-Geräte in die Wohnzimmer bringen soll. Diese Beteiligung schrieb der Datenbankentwickler aber vollständig ab. Daneben ist Oracle an der Technologiefirma The New Internet Computer Company beteiligt, welche sich das Ziel gesetzt hat, Internetzugangs- und Email-Dienste zu preiswerten Konditionen anzubieten. Nach einer 18-monatigen Übernahmeschlacht übernahm Oracle den US-Softwarespezialisten PeopleSoft im Januar 2005 schlussendlich für rund 10,3 Mrd. Dollar. Wenige Monate später folgte die Übernahme des kleineren Rivalen Retek für rund 670 Mio. Dollar. Gleichzeitig übernahm Oracle den Sicherheitsspezialisten Oblix und den Daten-Management-Anbieter TimesTen Zuletzt kaufte Oracle den finnischen Open Source Spezialisten Innobase OY, sowie den Logistikspezialisten G-Log. Ende 2005 folgte der Zukauf der beiden Sicherheitsspezialisten Thor Technologies und OctetString. Anfang 2006 übernahm Oracle Softwarenanbieter 360Commerce und den Open Source Spezialisten Sleeypcat.

Mit der Einheit OracleMobile.com will der Datenbankspezialist insbesondere den Mobilfunkmarkt angehen. Mobile Geschäftslösungen und Services rund um das Handy sollen das bestehende Oracle-Angebot ergänzen.

Zahlen

Für das vergangene dritte Fiskalquartal 2006 meldet Oracle einen Umsatzanstieg auf 3,47 Mrd. Dollar, ein Zuwachs von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei konnte das Unternehmen zunächst einen Gewinn von 765 Mio. Dollar oder 14 US-Cent je Aktie erwirtschaften, nach einem Plus von 540 Mio. Dollar oder zehn US-Cent je Aktie im Jahr vorher. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen ergibt sich für das jüngste Quartal ein operativer Gewinn von 19 US-Cent je Aktie, womit Oracle die Erwartungen des Marktes leicht übertreffen konnte.

An der Wall Street hatte man im Vorfeld zwar mit Einnahmen von 3,53 Mrd. Dollar, aber nur mit einem Nettogewinn von 18 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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