Nokia - Patenstreit überschattet Wachstum

Dienstag, 13. Juni 2006 um 00:00

(IT-Times) Noch vor wenigen Monaten äußerte der weltweit führende Handy-Hersteller Nokia (NYSE: NOK<NOK.NAS>, WKN: 870737<NOA3.FSE>) noch die Hoffnung, die jüngsten Patentstreitigkeiten mit dem CDMA-Spezialisten Qualcomm schnell beilegen zu können.

Doch aus der der schnellen Einigung wird wohl vorerst nichts. Die Amerikaner schlugen am Vortag erneut den Rechtsweg ein und riefen die International Trade Commission (ITC) an, welche den Import von verschiedenen Nokia-Geräten künftig unterbinden soll. Qualcomm wirft dem Unternehmen vor, gegen sechs seiner Patente im Zusammenhang mit dem GSM-Standard verstoßen zu haben. Zuvor reichte Qualcomm bereits eine Klage vor einem US-Bundesgericht sowie am Londoner High Court ein.

Hintergrund der jüngsten Klagen sind offenbar die ins Stocken geratenen Gespräche um eine Verlängerung der Lizenzvereinbarung zwischen Nokia und Qualcomm. Ein entsprechendes Lizenzabkommen zwischen beiden Firmen läuft im April 2007 aus. Qualcomm fürchtet offenbar, dass sich Nokia gegen eine Verlängerung des Abkommens entscheiden wird.

China und 3G-Handys im Mittelpunkt

Durch den laufenden Patent-Zwist mit Qualcomm rückt das operative Geschäft fast in den Hintergrund. Dabei dürfte sich der Mobilfunkmarkt im laufenden Jahr weiter gut entwickeln. Nokia hob erst vor wenigen Monaten seine Prognosen an und rechnet im laufenden mit einem Wachstum von 15 Prozent. Im Jahr 2008 sollen dann rund drei Mrd. Menschen mobil telefonieren, wobei 80 Prozent des Wachstums aus den Märkten Asiens kommen soll. Allein aus China werden 500 Mio. neue Mobilfunkkunden erwartet.

Gerade im Reich der Mitte konnte Nokia zuletzt Erfolge melden. Nicht nur das die Finnen den bisherigen Marktführer Motorola vom ersten Platz verdrängen konnten, durch neue Modelle soll der Marktanteil in China weiter ausgebaut werden, so Colin Giles, Nokia-Manager in China. „Wir hatten einen Marktanteil von mehr als 30 Prozent zum Ende 2005 und im ersten Quartal 2006 haben für unsere Marktposition durch einen gesunden Produktmix weiter gestärkt“, zeigt sich Giles zufrieden.

Große Hoffnungen setzt Nokia auch auf die Einführung neuer 3G-Handys der N-Serie. Seit dem vergangenen Jahr konnte Nokia von diesen Multimedia-Modellen mehr als fünf Mio. Stück absetzen. Im laufenden Jahr dürfte sich dieser Markt auf 100 Mio. Einheiten verdoppeln, wobei im Jahr 2008 bereits über 250 Mio. Multimedia-Handys verkauft werden sollen. „China hat ein großes Potential für diese konvergenten Geräte“, so Giles, der in China bereits eine einkommensstarke Käuferschicht sieht, die an solchen Handys interessiert ist…

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia Oyj stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära.

Nokia entwickelte damals das erste Mobilfunktelefon, mit dem Ziel auf Basis des GSM-Netzes ein globales mobiles Kommunikationsnetz in Europa zu schaffen. Heute ist Nokia der weltweit führende Handy-Hersteller mit einem geschätzten Marktanteil von rund 30 Prozent. Gleichzeitig ist das Unternehmen in zwei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: der Mobilfunksparte und der Netzwerksparte. Daneben entwickelt Nokia aber auch set-top Boxen, Satellitensysteme und Netzwerksoftware.

Die in Kalifornien ansässige Tochter Nokia Venture Partners investiert unter anderem in Startup-Unternehmen, welche sich im Wesentlichen mit Internettechnologien und Kommunikationstechniken beschäftigen. Gleichzeitig ist Nokia an dem Joint Venture Symbian beteiligt. Das in England ansässige Softwareunternehmen entwickelt vor allem Betriebssysteme für Mobilfunktelefone. Im Frühjahr 2005 veräußerte Nokia sein mobiles Radiogeschäft an EADS für rund 116 Mio. US-Dollar.

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich. So erwarb der finnische Technologiekonzern in den vergangenen Jahren Beteiligungen an amerikanischen Netzwerkfirmen, wie Ipsilon Networks, Aircom International, Rooftop Communications, Ramp Networks, F5 Networks und Redback Networks. Später übernahm Nokia den Softwarespezialisten Eizel Technologies. Im Jahr 2004 kaufte Nokia Lizenzen und Technologien der Freescale-Tochter Metrowerks. Im Februar übernahm Nokia schließlich den Mobilfunksoftwareanbieter Intellisync Corporation.

Gemeinsam mit Texas Instruments und STMicroelectronics will Nokia in Konkurrenz zu Qualcomm treten und den neuentwickelten CDMA-Standard CDMA 2000 1X vermarkten. Nokia setzt in seinen neu entwickelten CDMA-Chips als einziger Mobilfunkhersteller nicht auf Chips aus dem Hause Qualcomm, sondern auf Eigenentwicklungen.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2006 meldet Nokia einen Umsatzanstieg auf 9,51 Mrd. Euro, ein Plus von 29 Prozent nach Einnahmen von 7,4 Mrd. Euro im Jahr vorher. Im Kerngeschäft Mobile Phones kletterten die Erlöse um 30 Prozent auf 5,86 Mrd. Euro, während im Bereich Multimedia die Erlöse um 55 Prozent auf 1,75 Mrd. Dollar anzogen.

Insgesamt konnte Nokia im ersten Quartal 2006 75,1 Mio. Handys ausliefern, ein Zuwachs von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nokia konnte damit eigenen Angaben zufolge seinen Marktanteil auf 35 Prozent steigern. Die operative Gewinnmarge schwand leicht auf 14,4 Prozent vom Umsatz, nach 15,1 Prozent im Vorjahreszeitraum.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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