Motorola in der Preisfalle?

Dienstag, 9. Januar 2007 um 00:00

(IT-Times) Der weltweit zweitgrößte Mobiltelefon-Hersteller Motorola (NYSE: MOT<MOT.NYS>, WKN: 853936<MTL.FSE>) sorgte mit schwachen Prognosen zu Jahresbeginn gleich für Aufregung in der Mobilfunkindustrie.

Hintergrund sei ein „unvorteilhafter Produktmix“ im jüngsten Quartal gewesen, heißt es aus dem Management. Die Nachfrage nach niedrig-preisigen Produkten war deutlich höher, als die Lust der Kunden nach teuren high-end Modellen. Dies dürfte die Gewinnmargen deutlich unter Druck setzen, räumt der Handy-Hersteller ein. Piper Jaffray-Analyst Michale Walkley rechnet dann auch mit einem deutlichen Einbruch der operativen Gewinnmarge auf 4,0 bis 5,0 Prozent im vierten Quartal, nach zuvor elf Prozent.

Motorola kann Erfolgsserie nicht fortsetzen

Noch schwerwiegender dürfte die Tatsache wiegen, dass Motorola den Erfolg seines Verkaufsschlagers RAZR nicht fortsetzen konnte. Der Absatz des KRZR und des neuen RIZR blieb hinter den Erwartungen zurück. Marktbeobachter bescheinigen dem neuen KRZR zwar mehr Features, wie zum Beispiel ein integrierter MP3-Player und eine verbesserte Digitalkamera, doch die Unterschiede zum RAZR seien nicht groß genug, um den deutlichen höheren Preis zu rechtfertigen, so der allgemeine Tenor.

„Als das RAZR auf den Markt kam, wurde der deutliche Aufpreis mit dem neuen Design gerechtfertigt. Der Design-Unterschied zum KRZR ist aber zu gering, um einen deutlichen Preisaufschlag zu rechtfertigen“, meint etwa Pacific Crest-Analyst Securities-Analyst James Faucette.

Zudem dürfte die Industrie im laufenden Jahr noch mit einem weiteren Problem zu kämpfen haben. Die Wachstumsraten dürften sich in 2007 deutlich verlangsamen. Nachdem die Mobilfunkbranche in den letzten Jahren stets mit 20 Prozent und mehr gewachsen war, rechnet Deutsche Bank Analyst Brian Modoff für das laufende Jahr mit einem Wachstumsplus von nur mehr 15 Prozent. Zudem ginge der Trend hin zu Niedrig-Preis-Modellen, was die Margen und die Preise in der Mobilfunkindustrie unter Druck setzen dürfte, glaubt Modoff.

Für Motorola bleiben daher nur zwei Alternativen. Entweder in den Schwellenländern auf die Bremse zu treten, um den Preiskampf mit dem Erzrivalen Nokia aus dem Weg zu gehen, oder die bisherige Strategie weiter zu verfolgen, um zumindest langfristig vom Wachstum der Schwellenmärkte zu profitieren.

Kurzportrait

Das traditionsreiche Unternehmen wurde ursprünglich im Jahre 1928 von Paul Galvin gegründet. Zwei Jahre später erschien erstmals der Name Motorola im Zusammenhang mit Autoradios. Im Jahre 1947 folgte dann die Umbenennung von Galvin Manufacturing in Motorola. In den 50er Jahren präsentierte sich das Unternehmen bereits als Spezialist für Kommunikationstechniken. Gleichzeitig errichtete das Unternehmen in diesen Jahren seine erste Fertigungsfabrik für Halbleiter und bot auch andere elektronische Geräte für den privaten Verbraucher an. In den 60er Jahren konzentrierte sich das Unternehmen wieder mehr auf Geschäftskunden, vor allem im Fernsehmarkt. Diese Geschäftseinheit wurde in der Mitte der 70er Jahre verkauft.

1980 folge dann der Einstieg in den Bereich Mobiltechnik. Diese Entscheidung prägt das Unternehmen noch heute. So stellte Motorola im Jahre 1996 mit dem StarTAC eines der kleinsten Mobiltelefone seiner Zeit vor. Heute erwirtschaftet die Nummer zwei unter den Mobilfunkherstellern zwei Drittel seiner Umsätze durch Mobilfunktelefone und zugehörige Software. Die Halbleitereinheit wurde im Jahr 2004 mit dem Unternehmen Freescale Semiconductor ausgegliedert. Durch die Fusion mit General Instruments präsentiert sich Motorola daneben auch als führender Anbieter von Kabelmodems und set-top Terminals. Insgesamt stellt sich Motorola heute als globaler Kommunikationsspezialist für Geschäftskunden, als auch für Privatverbraucher dar.

Um eine effektive technologische Entwicklung sicher zu stellen, betreibt Motorola verschiedene Tochterfirmen. Die Motorola-Tochter Metroworks vermarktet unter anderem das Softwarewerkzeug CodeWarrior, welches Entwickler in die Lage versetzen soll, Anwendungen für drahtlose Kommunikationsgeräte zu konzipieren.

Gleichzeitig übernahm Motorola Next Level Communications vollständig. Über die Tochter Printrak International ist Motorola außerdem im Markt für digitale Erkennungs- und Autorisierungssysteme engagiert. Die Motorola-Tochter Starfish wurde im Jahr 2003 an Pumatech verkauft, während der Mobilfunker den Netzwerkspezialisten Winphoria Networks und die Vermögenswerte von Paceline Systems übernahm. Nach der Übernahme des FTTP-Spezialisten Quantum Bridge Communications, kaufte Motorola Mitte 2004 die Solectron-Tochter Force Computers. Über seinen Kapitalarm Motorola Ventures beteiligte sich das Unternehmen in den letzten Jahren an zahlreichen Internet- und Kommunikationsspezialisten. Anfang 2006 übernahm Motorola den schwedischen Set-Top-Box-Entwickler Kreatel Communications AB. Mitte 2006 gründete Motorola gemeinsam mit dem indischen IT-Spezialisten Wipro das Joint Venture WMNetServ. Nach der Übernahme von Broadbus Technologies, verstärkte sich Motorola für 3,9 Mrd. Dollar durch den Bar-Handheld-Anbieter Symbol Technologies.

Zahlen

Für das vergangene dritte Quartal 2006 meldete Motorola einen Umsatzanstieg auf 10,6 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Kerngeschäft Mobilfunk legten die Erlöse um 26 Prozent auf 7,03 Mrd. Dollar zu. Insgesamt konnte Motorola im dritten Quartal 53,7 Mio. Handys ausliefern - ein Zuwachs von 22,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit kletterte Motorolas Marktanteil gleichzeitig auf 22,4 Prozent.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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