Motorola gefangen in der Todesspirale?

Freitag, 16. Januar 2009 um 12:56
Motorola Mobility

(IT-Times) Der US-Mobilfunkspezialist Motorola (NYSE: MOT, WKN: 853936) mobilisiert noch mal sämtliche Kräfte und versucht sich aus der aktuell prekären Lage freizuschwimmen. Mit einem radikalen Stellenabbau will Motorola die Kosten im laufenden Jahr um 700 Mio. Dollar drücken. Nach Abschluss der Restrukturierungsmaßnahmen hofft Motorola auf jährliche Einsparungen in Höhe von 1,5 Mrd. Dollar.

Doch der Schrumpfkurs, denen nunmehr nochmals 4.000 Stellen zum Opfer fallen werden, engt den Handlungsspielraum des Unternehmens stark ein. Wie Dow Jones berichtet, wird Motorola auch seine Vertriebseinheit im Wachstumsmarkt Indien schließen, wobei der Vertrieb künftig von Singapur abgewickelt werden soll. Hintergrund ist der zunehmende Wettbewerb in der Branche.

Wettbewerb setzt Motorola stark zu


Der Wettbewerb ist auch der Grund, warum Motorola zuletzt so stark unter die Räder kam. Die Amerikaner verkaufen immer weniger Handys und haben bislang kein Mittel gefunden, um ihren Marktanteil zu stabilisieren. Marktbeobachter gehen davon aus, dass auch bald die südkoreanische LG an Motorola in Sachen Marktanteile vorbeiziehen wird, nachdem zuvor bereits Sony Ericsson den US-Mobilfunker überholt hat. Damit wird aber gleichzeitig auch die geplante Abspaltung der Mobilfunksparte für Motorola immer schwieriger. Bedingt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise musste Motorola die für 2009 geplante Ausgliederung bereits auf nach 2009 verschieben.

Charter Equity Research Analyst Edward Snyder spricht bereits von einer „Todesspirale“. Motorola müsse neue Modelle auf den Markt drücken, um seine Partnerschaften mit Mobilfunk-Carriern zu wahren, auch wenn die Modelle für Motorola unrentabel sind, so der Analyst. Zudem verweist Snyder auf den Umstand, dass es bislang noch keinen Handy-Hersteller gelungen sei, diesen Trend zu drehen. Bestes Beispiel sind hier die Fälle Siemens und BenQ, die heute auf den Handy-Markt keine Rolle mehr spielen.

Doch der Wettbewerb scheint trotz Wirtschaftskrise noch härter zu werden. Nachdem die taiwansche Asustek bereits ein eigenes Android-Handy angekündigt hat, spielt offenbar auch Dell mit dem Gedanken, in den Smartphone-Markt einzusteigen. Schwere Zeiten für Motorola, dessen Handy-Sparte inzwischen den gesamten Konzern bedroht.

Eine schnelle Lösung der Probleme scheint trotz des neuen Touchscreen-Handys MotoSurf A3100 derzeit nicht in Sicht. Vielmehr könnte die Handy-Marke Motorola als eines der Opfer der jetzigen Wirtschaftskrise in die Geschichte eingehen…

Kurzportrait

Das traditionsreiche Unternehmen wurde ursprünglich im Jahre 1928 von Paul Galvin gegründet. Zwei Jahre später erschien erstmals der Name Motorola im Zusammenhang mit Autoradios. Im Jahre 1947 folgte dann die Umbenennung von Galvin Manufacturing in Motorola. In den 50er Jahren präsentierte sich das Unternehmen bereits als Spezialist für Kommunikationstechniken.

1980 folge dann der Einstieg in den Bereich Mobilfunktechnik. Diese Entscheidung prägt das Unternehmen noch heute. So stellte Motorola im Jahre 1996 mit dem StarTAC eines der kleinsten Mobiltelefone seiner Zeit vor. Heute erwirtschaftet Amerikas führender Mobilfunker den Großteil seiner Umsätze durch Mobilfunktelefone und zugehörige Software. Die Halbleitereinheit wurde im Jahr 2004 mit dem Unternehmen Freescale Semiconductor ausgegliedert. Durch die Fusion mit General Instruments präsentiert sich Motorola daneben auch als führender Anbieter von Kabelmodems und set-top Terminals. Heute operiert Motorola aus drei Kerngeschäftsbereichen heraus: Mobile Devices, Networks and Enterprise, sowie Connected Home Solutions. Die Mobilfunkeinheit Mobile Devices soll aber in 2009 ausgegliedert werden.

Um eine effektive technologische Entwicklung sicher zu stellen, betreibt Motorola verschiedene Tochterfirmen und investiert über seinen Kapitalarm Motorola Ventures in vielversprechende Startup-Firmen. Die Motorola-Tochter Metroworks vermarktet unter anderem das Softwarewerkzeug CodeWarrior, welches Entwickler in die Lage versetzen soll, Anwendungen für drahtlose Kommunikationsgeräte zu konzipieren.

Gleichzeitig übernahm Motorola Next Level Communications vollständig. Über die Tochter Printrak International ist Motorola außerdem im Markt für digitale Erkennungs- und Autorisierungssysteme engagiert. Zudem verstärkte sich Motorola durch die Übernahme des Netzwerkspezialisten Winphoria Networks. Nach der Übernahme des FTTP-Spezialisten Quantum Bridge Communications, kaufte Motorola Mitte 2004 die Solectron-Tochter Force Computers. Anfang 2006 übernahm Motorola den schwedischen set top Box-Entwickler Kreatel Communications. Mitte 2006 gründete Motorola gemeinsam mit dem indischen IT-Spezialisten Wipro das Joint Venture WMNetServ. Nach der Übernahme von Broadbus Technologies, verstärkte sich Motorola durch den Handheld-Anbieter Symbol Technologies. In 2007 übernahm Motorola unter anderem die Spezialisten Tut Systems Modulus Video, Terayon Communication und Leapstone Systems. Im Herbst 2007 trennte sich Motorola von seinem Embedded Computing-Geschäft und veräußerte dieses an Emerson Electric. Gleichzeitig übernahm Motorola 80 Prozent am japanischen Radio-Kommunikationstechnikanbieter Vertex Standard, während man auch mit 12,5 Prozent an den WiMAX-Spezialisten Clearwire beteiligt ist.

Zahlen

Für das vergangene dritte Quartal 2008 meldet Motorola einen Umsatzrückgang um 15 Prozent auf 7,48 Mrd. US-Dollar, nach Einnahmen von 8,8 Mrd. Dollar im Jahr vorher. Dabei entstand zunächst ein Verlust von 397 Mio. Dollar oder 18 US-Cent je Aktie, nachdem der Handy-Hersteller im Jahr vorher noch einen Gewinn von 60 Mio. Dollar oder drei US-Cent je Aktie erwirtschaften konnte.

Die jüngsten Zahlen beinhalten einen Verlust in Höhe von 23 US-Cent je Aktie im Zusammenhang mit Restrukturierungskosten. Ausgenommen dieser Belastungen konnte Motorola einen Nettogewinn von fünf US-Cent je Aktie erwirtschaften und damit die Erwartungen um drei Cent je Aktie übertreffen.

Insgesamt verkaufte Motorola mit 25,4 Mio. Mobiltelefone deutlich weniger Handys als im Vorquartal, als das Unternehmen noch 28,1 Mio. Geräte absetzen konnte. So musste die Mobilfunksparte dann auch einen Verlust von 840 Mio. Dollar bei Einnahmen von 3,1 Mrd. Dollar hinnehmen.

Meldung gespeichert unter: Motorola Solutions, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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