Microsoft kämpft um Anschluss - Windows 7 und Kinect sollen für neuen Schwung sorgen

Dienstag, 13. Juli 2010 um 13:58
Microsoft Unternehmenslogo

(IT-Times) - Der US-Softwarekonzern Microsoft (Nasdaq: MSFT, WKN: 870747) sorgte am Vortag mit seinem Cloud Computing Vorstoß für Schlagzeilen. Die Zusammenarbeit mit Dell, HP, Fujitsu und eBay soll dem Cloud-Betriebssystem Windows Azure zum Durchbruch verhelfen.

Mobile Computing: Microsoft droht den Anschluss zu verlieren
Während Cloud Comuting Services in den nächsten Jahren noch eine wichtige Rolle spielen werden, sieht sich Microsoft heute in einem anderen Wachstumsbereich einer großen Herausforderung gegenüber. Im Bereich Mobile-Computing droht das Unternehmen den Anschluss zu verlieren. Zwar wurden nach Microsoft-Angaben bis Ende 2010 bereits fünf Millionen Geräte mit dem Mobile-Betriebssystem Windows Phone 7 ausgeliefert, doch neueste Zahlen der comScore-Marktforscher zeigen, dass der Microsoft-Marktanteil im Smartphone-Markt zuletzt weiter rückläufig war. Die Marktanalytiker schreiben Microsoft im US-Markt nur noch einen Marktanteil von 13 Prozent zu, nachdem das Google-Betriebssystem Android immer mehr Anklang findet.

20 Hersteller planen Windows Tablets
Und Google bereitet mit Chrome OS bereits den nächsten Schlag gegen das Microsoft-Imperium vor. Das System soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen und insbesondere in Netbooks bzw. Tablet PCs Einzug halten. Hier hofft Microsoft dagegen auf neuen Schwung. Microsoft-Chef Steve Ballmer kündigte an, dass rund 20 Hersteller Windows 7-basierte Tablet PCs planen, darunter namhafte Branchengrößen wie Acer, Dell, Samsung Electronics, Toshiba und Sony.

Für Microsoft könnte dies die letzte Chance sein, eine drohende Niederlage im Mobile-Markt abzuwenden, nachdem der Trend zunehmend weg vom Desktop und hin zu mobilen Endgeräten wie Tablet PCs und Smartphones geht. Kontrollierte Microsoft zuletzt weiterhin den Desktop-Markt, spielt das Unternehmen im Mobile-Markt nur eine Nebenrolle. Diese Gefahr hat auch Microsoft-Lenker Steve Ballmer erkannt und erklärt diese Geräte-Kategorie als enorm wichtig für den Konzern.

Analyst: Kinect könnte für Milliardenumsätze sorgen
Neben dem Mobile-Markt gewinnt auch der Unterhaltungselekronikmarkt für Microsoft eine immer größere Bedeutung. Der Online-Spieleservice Xbox Live verzeichnet bereits 25 Millionen Nutzer, wobei rund die Hälfte der Gamer eine jährliche Gebühr für die Nutzung von Zusatzservices entrichten. Dadurch dürfte der Online-Service im vergangenen Fiskaljahr erstmals die Umsatzmarke von einer Mrd. Dollar durchbrochen haben, nachdem immer mehr Spieler virtuelle Gegenstände, aber auch Filme auf die Xbox 360 laden.

Mit dem Motion-System Kinect will Microsoft noch einen draufsetzen und zusätzliches Wachstum generieren. Caris & Co Analyst Sandeep Aggarwal geht davon aus, dass Microsoft durch die Markteinführung von Kinect zusätzlich eine Mrd. Dollar an Umsätzen erzielen könnte. Der Analyst rechnet damit, dass 15 bis 25 Prozent der 40 Millionen Xbox-Nutzer Kinect installieren werden…

Kurzportrait

In den 80er und 90er Jahren gelang dem Softwarespezialisten Microsoft der Aufstieg zum weltweit größten Softwarehersteller. Mit seinem Windows Betriebssystem eroberte das Unternehmen schnell die Schreibtischbüros in den Firmen als auch bei den Privatanwendern. Mit Windows 7 schickte Microsoft in 2009 seine neueste Betriebssystemgeneration ins Rennen. Das Kerngeschäft bildet heute der Bereich Desktop- und Client-Systeme, worunter populäre Anwendungen wie Microsoft Office fallen, sowie der Geschäftsbereich rund um die Windows-Plattform. Aber auch andere Geschäftsbereiche, wie das wachstumsstarke Server-Geschäft tragen inzwischen zum Unternehmensgewinn bei. Ergänzt werden die Geschäftsbereiche von der Entertainment-Sparte, in der das Geschäft rund um die Xbox zusammengefasst ist.

Durch das gemeinsam mit Accenture gegründete Joint Venture Avanade versucht Microsoft im Bereich IT-Services Fuß zu fassen. Mit der Übernahme von Great Plains Software will Microsoft daneben kleinere und mittlere Unternehmen ansprechen. Gleichzeitig stieg Microsoft mit der Marke Zune und dem gleichnamigen Musikdienst in den Markt für MP3-Player ein.

Nach der Übernahme der dänischen Navision, kaufte Microsoft das Startup XDegrees. Zudem wurde der Webkonferenzanbieter PlaceWare übernommen. Im Jahr 2005 folgte die Übernahme von Groove Networks und MessageCast. Mitte 2005 schloss Microsoft die Übernahme des Sicherheitsspezialisten Sybari Software ab. Zum Ende des Jahres 2005 verstärkte sich Microsoft mit der Übernahme des Management-Spezialisten UMC. Auch im Jahr 2006 blieb Microsoft weiter auf Einkaufstour und schluckte den britischen Foto-Katalogsoftwareanbieter iView Multimedia sowie den Windows-Spezialisten Winternals Software. Ebenfalls übernommen wurde der Ingame-Werbespezialist Massive. Mitte 2007 schloss Microsoft die Übernahme des Web- und Marketing-Spezialisten aQuantive ab. Gleichzeitig wurden mit der Werbebörse AdECN, dem Softwareanbieter Engyro und dem Shopping-Dienst Jellyfish.com weitere Firmen hinzugekauft. Anfang 2008 schluckte Microsoft den norwegischen Suchmaschinenspezialisten Fast Search & Transfer. Später wurde der Datenspeicherspezialist DATAllegro übernommen. Im Herbst 2008 folgte die Übernahme des Verbraucherportals Ciao.com. Mitte 2009 einigte sich Microsoft mit Yahoo auf ein 10-Jahresabkommen, wonach Microsofts Bing.com künftig als bevorzugte Suchmaschine bzw. Technik auf Yahoo-Seiten fungieren wird. Ende 2009 schluckte Microsoft den Spezialisten Opalis Software.

Gemeinsam mit dem TV-Sender NBC betreibt Microsoft den Nachrichtenkanal MSNBC.

Mit seiner neuen Konsolen-Generation Xbox 360 will Microsoft dem Platzhirschen Sony vom Thron stoßen. Unternehmensmitgründer Bill Gates zog sich zwar als Unternehmenschef zurück, hält aber nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Microsoft.

Zahlen

Für das vergangene Märzquartal meldet Microsoft einen Umsatzanstieg um sechs Prozent auf 14,5 Mrd. Dollar, nach Einnahmen von 13,6 Mrd. Dollar im Jahr vorher. Dabei verdiente das weltgrößte Softwarehaus 4,01 Mrd. Dollar oder 45 US-Cent je Aktie, ein Zuwachs von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig konnte Microsoft mit den vorgelegten Zahlen die Markterwartungen der Analysten übertreffen, die im Vorfeld mit einem Plus von 42 US-Cent je Aktie gerechnet hatten. Die Windows-Division verbuchte im jüngsten Quartal einen Umsatzanstieg um 28 Prozent auf 4,4 Mrd. US-Dollar. Getragen wurde das Wachstum insbesondere durch die hohe Nachfrage nach Windows 7. Mehr als zehn Prozent aller PCs weltweit laufen bereits auf dem neuen Microsoft-Betriebssystem, heißt es bei Microsoft. Vor allem im Privatkundenbereich war die Nachfrage hoch. Insgesamt verkaufte Microsoft 35 Prozent mehr Windows-Kopien an Verbraucher. Das Geschäft mit Business-Lizenzen für Geschäftskunden wuchs dagegen mit 15 Prozent etwas langsamer. In der Business Software Gruppe meldet Microsoft einen Umsatzrückgang um sechs Prozent auf 4,2 Mrd. Dollar.

Das Microsoft-Onlinegeschäft, welches das Suchmaschinengeschäft rund um die neue Suchmaschine Bing umfasst, verzeichnete einen Umsatzanstieg um 12 Prozent auf 566 Mio. Dollar. Dabei vergrößerte sich allerdings der operative Verlust der Einheit auf 713 Mio. Dollar.

In der Unterhaltungssparte Entertainment & Devices, welches das Konsolen- und Spielegeschäft umfasst, verbuchte Microsoft Erlöse von 1,67 Mrd. Dollar. Die Gaming-Sparte konnte dabei einen operativen Gewinn von 165 Mio. Dollar ausweisen, nachdem im Jahr vorher noch ein Verlust von 41 Mio. Dollar zu Buche stand. Insgesamt konnte Microsoft im jüngsten Quartal 1,5 Millionen Xbox 360 Konsolen absetzen.

Meldung gespeichert unter: Microsoft, Hintergrundberichte, Software, Spiele und Konsolen

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