Microsoft: CEO geht - Probleme bleiben

Führungswechsel beim weltgrößten Softwarehaus

Montag, 26. August 2013 um 13:04
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(IT-Times) - Die Rücktrittsankündigung von Microsoft CEO Steve Ballmer sorgte am vergangenen Freitag für einen Kursprung bei Microsoft-Aktien. Die Papiere legten unter hohen Umsätzen um 7,3 Prozent auf 34,75 US-Dollar zu. Zu groß waren einfach die Enttäuschungen unter der Führung von Ballmer, der nach Meinung von Marktbeobachtern zu viele Chancen ausgelassen hat.

Microsoft verschläft neue Trends
Mit dem Rücktritt von Ballmer, der binnen 12 Monaten erfolgen soll, ist die Hoffnung auf einen Neuanfang bei Microsoft (Nasdaq: MSFT, WKN: 870747) verbunden. Microsoft hat nach Meinung von Analysten zu viele Marktgelegenheiten ausgelassen und zu spät auf Trends wie Mobile Computing reagiert.

Gegenüber dem Branchenmagazin ZDNet bezeichnete Ballmer Windows Vista als größten Fehler. Allerdings ist auch das neue Desktop-Betriebssystem Windows 8 alles andere als ein Verkaufsschlager. Mit einem neuen Update auf Windows 8.1 will Microsoft noch retten, was noch zu retten ist.

Microsofts „Me-Too-Strategie“ geht nicht auf
Der Grund: Der PC-Markt liegt danieder, daran konnte auch Windows 8 nichts ändern. Konsumenten greifen lieber zu Smartphones und Tablet PCs, einem Markt in dem Microsoft bislang kaum etwas zu melden hat. Zwar macht Microsoft mit Windows Phone Fortschritte, doch an eine ernsthafte Gefährdung von Android und iOS, die den Markt dominieren, glaubt niemand.

Hauptkritikpunkt: Microsofts „Me-Too-Strategie“ ist oft zum Scheitern verurteilt, tritt der Softwarekonzern oft viel zu spät in Märkte ein, die schon von anderen Firmen besetzt sind. Beispiele sind nicht nur der Markt für Mobile-Betriebssysteme, auch mit seinem Musik-Player Zune und dem Surface Tablet hat Microsoft gegen Apple-Produkte den Kürzeren gezogen. Den Marktanteil von Google konnte Microsoft mit Bing ebenfalls nicht gefährden.

Zukunft bei Cloud-basierte Services und Entertainment
Marktbeobachter sehen die Zukunft von Microsoft daher bei Cloud-basierten Serviceangeboten wie Office 365, da immer mehr Software als Service (SaaS) über das Internet ausgeliefert wird. Dieser Service dürfte zusammen mit anderen Subscription-Produkten in den nächsten drei Jahren rund 21,5 Mrd. US-Dollar in die Microsoft-Kassen spülen, glaubt Sanford C. Bernstein Analyst Mark Moerdler.

Auch das Entertainment-Geschäft rund um die Xbox gilt als vielversprechend. Zusammen mit dem Internet-Telefoniedienst Skype könnte Microsoft die Xbox One als Media Hub in den Wohnzimmern der Nutzer etablieren und so weitere Services an seine Anwender verkaufen.

Doch zunächst benötigt Microsoft einen geeigneten Nachfolger an der Firmenspitze, der den Konzern wieder auf Kurs bringt. Dies dürfte allerdings nicht einfach sein, nachdem Ballmer viele potentielle Nachfolger wie Ray Ozzie, Robbie Bach, J. Allard und jüngst Steven Sinofsky verscheucht hat.

Kurzportrait

In den 80er und 90er Jahren gelang dem Softwarespezialisten Microsoft der Aufstieg zum weltweit größten Softwarehersteller. Mit seinem Windows Betriebssystem eroberte das Unternehmen schnell die Schreibtischbüros in den Firmen als auch bei den Privatanwendern. In 2009 brachte Microsoft Windows 7 auf den Markt, im Herbst 2012 folgte die Markteinführung von Microsoft Windows 8 und Windows Phone 8. Das Kerngeschäft bildet heute der Bereich Desktop- und Client-Systeme, worunter populäre Anwendungen wie Microsoft Office fallen, sowie der Geschäftsbereich rund um die Windows-Plattform. Ergänzt werden die Geschäftsbereiche von der Entertainment-Sparte, in der das Geschäft rund um die Xbox zusammengefasst ist. Insgesamt operiert Microsoft heute aus fünf Kerngeschäftsbereichen heraus: Windows & Windows Live Division (Windows Division), Server und Tools, Online Services Division (OSD), Microsoft Business Division (MBD) und Entertainment und Devices Division (EDD).

Durch das gemeinsam mit Accenture gegründete Joint Venture Avanade versucht Microsoft im Bereich IT-Services Fuß zu fassen. In den vergangenen Jahren kaufte Microsoft eine ganze Reihe von Software- und Servicefirmen auf. Mitte 2007 schloss Microsoft die Übernahme des Web- und Marketing-Spezialisten aQuantive ab. Gleichzeitig wurden mit der Werbebörse AdECN, dem Softwareanbieter Engyro und dem Shopping-Dienst Jellyfish.com weitere Firmen hinzugekauft.

Anfang 2008 schluckte Microsoft den norwegischen Suchmaschinenspezialisten Fast Search & Transfer. Im Herbst 2008 folgte die Übernahme des Verbraucherportals Ciao.com. Mitte 2009 einigte sich Microsoft mit Yahoo auf ein 10-Jahresabkommen, wonach Microsofts Bing.com künftig als bevorzugte Suchmaschine auf Yahoo-Seiten fungieren wird. Im Herbst 2010 schloss Microsoft die Übernahme von Skype für 8,5 Mrd. Dollar erfolgreich ab. In 2011 wurde der Spezialist VideoSurf übernommen. Mitte 2012 verkaufte Microsoft seinen 50%ige Beteiligung an MSNBC.com an Comcast.

Mit seiner neuen Spielekonsole Xbox One will Microsoft dem Platzhirschen Sony vom Thron stoßen. Microsoft-Mitgründer Bill Gates zog sich zwar als Unternehmenschef zurück, hält aber nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Microsoft.

Zahlen

Für das vergangene zweite Quartal 2013 meldet Microsoft einen Umsatzanstieg um zehn Prozent auf 19,9 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn summierte sich dabei auf 4,97 Mrd. Dollar oder 59 US-Cent je Aktie, nachdem im Jahr vorher noch ein Verlust von 492 Mio. Dollar zu Buche stand. Im Vorjahr hatte Microsoft den übernommenen Online-Werbespezialisten aQuantive nahezu komplett abschreiben müssen. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Microsoft ein bereinigtes Ergebnis von 66 US-Cent je Aktie erwirtschaften und blieb damit hinter den Markterwartungen der Analysten zurück. Diese hatten im Vorfeld mit einem Nettogewinn von 75 US-Cent je Aktie sowie mit Einnahmen von 20,72 Mrd. Dollar gerechnet.

Meldung gespeichert unter: Microsoft, Hintergrundberichte, Software, Internet

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