JA Solar unter Druck: Produktion soll außerhalb Chinas verlagert werden

Dienstag, 10. Juli 2012 um 14:06
JA Solar Holdings

(IT-Times) - Nachdem bereits Deutschlands führender Solarzellenhersteller Q-Cells in die Pleite geschlittert ist, steckt auch Chinas größter Solarzellenhersteller JA Solar tief in der Krise. Das Unternehmen schreibt seit geraumer Zeit infolge des anhaltenden Preisverfalls bei Solarzellen und Module rote Zahlen. Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

Nachdem der Aktienkurs zwischenzeitlich unter die Marke von einem US-Dollar an der New Yorker Nasdaq gefallen ist, hat sich das Unternehmen entschlossen, eigene Aktien im Volumen von 100 Mio. US-Dollar zurückzukaufen - was in etwa der Hälfte der Marktkapitalisierung entspricht.

Aktienrückkauf sorgt für Verwunderung - Preise für Solarmodule sollen um 70 Prozent bis 2020 fallen


Im Analystenlager sorgte diese Ankündigung für Staunen. Zwar katapultierte die Meldung JA Solar-Aktien (Nasdaq: JASO, WKN: A0F5W9) kurzfristig um 20 Prozent nach oben, die fundamentalen Probleme werden dadurch aber nicht gelöst. So wundert man sich auch im Hause Jefferies & Company, wo man das Rückkaufprogramm für die falsche Strategie hält. Bei der aktuellen Marktlage, die von roten Zahlen, negativen Gewinnmargen und weiter sinkenden Preisen geprägt ist, sollte das Unternehmen jeden Penny sparen, so der Rat der Analysten.

Zwar sitzt JA Solar nach wie vor auf Barreserven von mehr als 670 Mio. US-Dollar, doch diese Reserven könnten so schnell zusammenschmelzen wie das Eis in der Sonne. Der Grund: Der Preisverfall in der Solarindustrie dürfte wohl auch im zweiten Halbjahr 2012 und auch die nächsten Jahre weitergehen. Glaubt man einer neuen Studie (Solar Power: Darkest Before Dawn) von McKinsey & Company, dürften die Preise für kommerzielle Solarsysteme bis 2015 um 40 Prozent sinken, in den Jahren bis 2020 dann noch einmal um 30 Prozent. Aus heutiger Sicht sollen die Preise für Solarmodule bis 2020 um insgesamt 70 Prozent fallen.

USA gehen mit Strafzöllen gegen Dumping-Preise vor


Infolge der niedrigeren Preise soll die Nachfrage nach Solarprodukten wieder anziehen, davon profitieren werden aber nur diejenigen Hersteller, die dann noch auf den Markt sind und zu niedrigen Kosten profitabel produzieren können. Zwar gilt JA Solar als einer der effektivsten Solarhersteller weltweit, dennoch sieht sich auch JA Solar großen Herausforderungen gegenüber. Nach wie vor werden große Umsatzanteile in Europa und den USA erwirtschaftet, wobei die USA inzwischen Importzölle in Höhe von 31 bis 250 Prozent auf chinesische Solarprodukte verhängt haben - diese sollen effektiv im November in Kraft treten.

Bei JA Solar geißelt man die Maßnahme als großes Missverständnis, dass vor allem US-Verbrauchern teuer zu stehen kommen könnte. Doch ob diese Maßnahme wirklich die einheimischen Anbieter schützen kann, bleibt mehr als fraglich. So erwägt JA Solar die Produktion außerhalb Chinas (Malaysia, Taiwan etc.) zu verlagern, um die Importzölle zu umgehen. Bei JA Solar schätzt man, dass weniger als zehn Megawatt von den Produkten, die im ersten Quartal 2012 in die USA geliefert wurden, überhaupt unter das neue Anti-Dumping-Gesetz fallen. Auch sonst gibt man sich bei JA Solar eher entspannt. Trotz der Krise will das Unternehmen Solarprodukte im Volumen von 1,8 bis 2,0 Gigawatt in 2012 ausliefern.

Kurzportrait

Die im Jahre 2005 gegründete JA Solar Holdings Co Ltd. gilt heute als einer der führenden Solarkonzerne in China. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Shanghai fertigt Solarzellen und Solarmodule und inzwischen auch Solar-Wafer in seinen eigenen Fertigungsfabriken in Hebei/China.

Das Unternehmen hat sich dabei auf die Herstellung von mono- und multikristallinen Solarzellen spezialisiert. Die von JA Solar produzierten Solarzellen weisen Wirkungsgrade von 16 bis 18 Prozent auf. JA Solar verkauft seine Solarzellen mehrheitlich an Solarmodulehersteller in China, Deutschland, Schweden, Spanien, Südkorea und in die USA. Zu den größten Kunden der Gesellschaft gehören unter anderem die Solarspezialisten Canadian Solar, Wuxi Jiacheng, Shanghai Chaori, Jiangsu Aide Solar Energy S&T Co und Shanghai Solar Energy S&T Co.

Erst im Dezember 2007 gründete JA Solar mit der JA Solar Hong Kong Limited eine neue Einheit. Operativ wird das Geschäft von der 100%igen Tochterfirma JingAo Solar Co (JA Hebei) voran getrieben. Zudem hält das Unternehmen 100 Prozent der Anteile an den Firmen Shanghai JA Solar PV Technology Co (JA Zhabei) und JA Solar Technology Yangzhou Co (JA Yangzhou).

Neben dem Verkauf von Solarzellen bietet JA Solar auch Prozessabwicklungsservices für seine Kunden. Liefert der Kunde seine eigenen Solar-Wafer an JA Solar, verarbeitet das Unternehmen diese zu Solarzellen und schickt die fertigen Zellen dann zurück an den Kunden. Daneben bietet JA Solar auch OEM-Services an und fertigt Solarzellen bzw. Solarmodule nach den Spezifikationen des Herstellers an. Inzwischen fertigt JA Solar auch multi- und monokristalline Solarmodule. In 2010 ist JA Solar auch in die Produktion von Ingots und Solar-Wafern eingestiegen und sich damit vertikal im Markt aufstellen. Mitte 2009 wurde der Solarspezialist Greenhills S.a.r.l. übernommen und in JA Solar Luxembourg S.a.r.l umbenannt. Mitte 2010 übernahm JA Solar zudem den chinesischen Solarspezialisten Shanghai Jinglong Solar Technology Co. Mitte 2011 gab JA Solar die Übernahme der britischen Silver Age Holdings Limited (Solar Silicon Valley Electronic Science and Technology) bekannt.

Um sich Silizium für seine Produktion zu sichern, unterhält JA Solar langfristige Lieferverträge wie mit dem Silizium-Produzenten Jiangsu Zhongneng Polysilicon Technology Development Co.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2012 meldet JA Solar einen Umsatzrückgang um 18 Prozent auf 254 Mio. US-Dollar. Insgesamt konnte JA Solar Solarprodukte mit einer Leistung von 366 Megawatt zur Auslieferung bringen, deutlich mehr als zunächst prognostiziert (320 bis 350 Megawatt).

Meldung gespeichert unter: JA Solar Holdings, Hintergrundberichte, Solartechnik

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