IBM mutiert zum Softwarekonzern

Donnerstag, 24. August 2006 um 00:00

(IT-Times) Der führende IT-Serviceanbieter IBM (NYSE: IBM<IBM.NYS>, WKN: 851399<IBM.FSE>) sorgt mit einer Reihe von Firmenzukäufen für Aufsehen. Mit der Übernahme von Internet Security Systems tätigt das Unternehmen bereits den vierten Zukauf innerhalb eines Monats. Zuvor schluckte das Unternehmen die Softwarespezialisten Webify, MRO Software und FileNet. Für die vier Zukäufe wendete IBM mehr als drei Mrd. Dollar auf und gab damit im vergangenen Monat mehr für Akquisitionen aus, als im gesamten letzten Jahr zusammen. Zwar erwirtschaftet IBM nach wie vor den Großteil seiner Einnahmen und Gewinne im Servicebereich, doch dies könnte sich bald ändern.

Wachstumsmotor Softwaremarkt

Die jüngste Einkaufstour kommt nicht von ungefähr. Zwar liefert der Servicebereich den Löwenanteil am Gesamtumsatz, den größten Gewinnbeitrag steuert inzwischen jedoch die Softwaredivision bei. Die Analysten des Hauses Annex Research schätzen, dass IBMs Softwaregeschäft im laufenden Jahr 20 Prozent zum Gesamtumsatz, aber bereits 37 Prozent zum Gewinn beitragen dürfte. Im Vergleich dazu, erwirtschaftete IBM im jüngsten Quartal 53 Prozent der Einnahmen und 35 Prozent der Gewinne durch den Servicebereich.

Die Softwareeinheit wuchs in den vergangenen Quartalen auch deutlich schneller, als die übrigen Geschäftsbereiche. Steve Mills, Leiter der IBM Softwaregruppe, hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Jährlich soll das Softwaregeschäft um sechs bis neun Prozent zulegen. Im vergangenen zweiten Quartal verbuchte das Softwaregeschäft ein Wachstumsplus von fünf Prozent, da kamen die jüngsten Zukäufe gerade recht. Mit Blick auf die Gewinnmargen wird deutlich, warum IBM so sehr auf den Softwarebereich setzt. Während IBMs Softwareeinheit zuletzt Bruttomargen von 84 Prozent abwarf, musste sich die Hardware-Division mit Bruttomargen von rund 36 Prozent begnügen. Bei der Service-Einheit waren es sogar nur 27,7 Prozent.

IBM setzt auf den SOA-Markt

Mit 26.000 Programmierer, 12.000 Software-Vertriebler und mit einem Software-Jahresumsatz von 16,8 Mrd. Dollar gilt IBM hinter Microsoft bereits heute als zweitgrößter Softwareanbieter. Große Wachstumschancen verspricht sich IBM auch vom neuesten Trend in der Softwareindustrie. Service-Oriented Architecture (SOA) soll die Entwicklung neuer Anwendungen und Systeme beschleunigen und effizienter gestalten. In diesem Bereich fällt auch der jüngste Zukauf Webify, womit IBM seine führende Position in diesem Segment untermauert. Die Analysten von WinterGreen Research räumen IBM im SOA-Markt einen Marktanteil von 44 Prozent ein, womit Big Blue Sun Microsystems (13 Prozent) und BEA Systems (10 Prozent) distanziert. Und der SOA-Markt verspricht in den nächsten Jahren traumhafte Zuwachsraten. Wird dem SOA-Markt in diesem Jahr ein Volumen von 630 Mio. Dollar zugeschrieben, soll dieser in den nächsten fünf Jahren bis zum Jahr 2011 auf 17,75 Mrd. Dollar explodieren, so die WinterGreen-Experten.

Kurzportrait

Der New Yorker Computer- und Softwaregigant International Business Machines (IBM) zählt zu den weltweit größten Technologiekonzernen weltweit. Das Unternehmen belegt im Softwaresegment den zweiten Platz hinter dem Redmonder Softwarekonzern Microsoft. IBM beschränkt sich dabei nicht nur auf die Entwicklung von Hard- und Software für einfache Computersysteme, sondern bietet daneben auch anspruchsvolle Netzwerkserver, sowie Halbleiter an.

Das Kerngeschäft ist im Wesentlichen in vier kompakte Geschäftsbereiche unterteilt. Über seine Einheit IBM Microelectronics entwickelt das Unternehmen Halbleiter, wie DRAM-Chips (Dynamic Random Access Memory) oder ASICS sowie statische SDRAM-Chips, welche unter anderem in der Kommunikationsindustrie zum Einsatz kommen. Gleichzeitig tritt die Einheit als Auftragshersteller auf, um für Drittanbieter Chips zu produzieren.

Der Geschäftsbereich IBM Hardware entwickelt anspruchsvolle Workstationsysteme für Firmenkunden. Gleichzeitig entwickelt das Unternehmen über seinen Hardwarebereich auch Mainframe- und Netzwerkserver. Peripheriegeräte, wie Drucker, Diskettenlaufwerke und auch Digitalkameras ergänzen den Hardwarebereich. Der PC-Bereich wurde zuletzt allerdings an die chinesische Lenovo Group für 1,75 Mrd. Dollar verkauft.

Über seinen Servicearm (IBM Global Services) bietet IBM eine Reihe von IT-Dienstleistungen an, darunter E-Commerce Dienste, sowie ERP- und CRM-Services. Das Geschäft mit elektronischen Beschaffungssystemen gehört ebenfalls zum Aufgabenbereich der IT-Serviceeinheit, welche inzwischen etwa die Hälfte zum IBM-Gesamtumsatz beisteuert. Diesen Bereich verstärkte der Computerkonzern im Jahr 2002 mit der Übernahme der Serviceeinheit von PricewaterhouseCoopers. Später kaufte IBM die IT-Einheit des Ölkonzerns Schlumberger. Im Jahr 2004 übernahm IBM unter anderem die dänischen IT-Spezialisten Maersk Data und DMdata. Auch die kanadische Systemcorp wurde von IBM übernommen. Daneben wurden im Jahr 2005 mit dem Softwareanbieter Isogon Corp, dem eForm-Spezialisten PureEdge Technologies, dem Softwareintegrator DWL und dem Sicherheitsspezialisten DataPower weitere Firmen hinzugekauft. Ende 2005 verstärkte sich IBM durch die Übernahme des Softwarespezialisten Micromuse. Zuvor wurde die Softwarefirma Bowstreet aufgekauft. Im Jahr 2006 verstärkte sich IBM dann im Softwarebereich durch die Übernahme von Webify, sowie MRO Software und FileNet. Im Spätsommer 2006 wurde der Netzwerksicherheitsspezialist Internet Security Systems übernommen.

Mit seinem Datenbanksystem DB2, sowie durch sein Serverangebot WebSphere ist IBM auch im Server- und Softwaregeschäft eine feste Größe. Über seine 100%ige Tochter Lotus Development bietet das Unternehmen eine Reihe weiterer Softwarewerkzeuge für Desktopsysteme an. Über die Tochter Tivoli Systems vertreibt IBM Netzwerk- und Management Software.

Zahlen

Für das vergangene zweite Quartal 2006 meldet IBM einen Umsatzrückgang auf 21,9 Mrd. Dollar, nachdem Big Blue im Jahr vorher noch 22,3 Mrd. Dollar umsetzen konnte. Ausgenommen des verkauften PC-Geschäftes ergibt sich ein Umsatzplus von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Insgesamt konnte IBM im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 2,02 Mrd. Dollar oder 1,30 Dollar je Aktie erwirtschaften, nach einem Plus von 1,83 Mrd. Dollar oder 1,12 Dollar je Aktie im Jahr vorher. Mit den vorgelegten Gewinnzahlen übertrag IBM gleichzeitig auch die Gewinnerwartungen der Analysten (1,29 Dollar je Aktie).

Im Kerngeschäft IT-Services (IBM Global Services) schwanden die Erlöse um einen Prozent auf 11,9 Mrd. Dollar. Die Hardware-Erlöse sanken um sieben Prozent auf 5,1 Mrd. Dollar, während der Softwarebereich seine Umsätze um fünf Prozent auf 4,2 Mrd. Dollar steigern konnte. Insgesamt beendete IBM das Quartal mit Barreserven von 10,0 Mrd. Dollar, nachdem im vergangenen Quartal eigene Aktien im Wert von 2,5 Mrd. Dollar zurückgekauft wurden.

Markt und Wettbewerb

Im weltweiten Softwaremarkt konkurriert das Unternehmen nicht nur mit dem weltweit führenden Anbieter Microsoft. So steht Microsofts Outlook-Software in direkter Konkurrenz zu IBMs Softwaresuite Lotus Notes, sowie weiterer Softwarewerkzeuge für Desktopsysteme. Im Datenbankgeschäft steht IBMs DB2 in Konkurrenz zu Angeboten aus dem Hause Oracle.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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