HINTERGRUND: Gerät Yahoo! ins Hintertreffen?

Donnerstag, 19. Januar 2006 um 11:40

(IT-Times) Mit den jüngsten Zahlen vermochte das weltweit meistbesuchte Internet-Portal Yahoo! (Nasdaq: YHOO<YHOO.NAS> WKN: 900103<YHO.FSE>) nicht zu überzeugen. Obwohl das Unternehmen Umsatz und Gewinne einmal mehr deutlich steigern konnte, brachen Yahoo-Papiere um mehr als 12 Prozent ein - an der Wall Street hatte man mehr erwartet.

In der Yahoo-Führungsebene führt man das schwächere Abschneiden im zurückliegenden Quartal auf Zukunftsinvestitionen zurück, die Yahoo zu neuer Stärke verhelfen sollen. Zum einen soll die Initiative „Connected Life“, welche vor Wochen im Rahmen der CES präsentiert wurde, die Reichweite des Portals erhöhen. Zum anderen will das Unternehmen auch auf anderen Plattformen, wie Mobilfunktelefone und TV-Geräte mehr präsent sein. Hierfür startete Yahoo jüngst den neuen Content-Service Yahoo Go Mobile für Mobilfunknutzer. Gleichzeitig übernahm man mit Del.icio.us einen Bookmark-Dienst.

Mit neuem Algorithmus aus der Krise


Für das zweite Halbjahr 2006 kündigt Yahoo eine überarbeitete Suchtechnologie bzw. einen verbesserten Algorithmus an, um die Performance der Suchmaschine zu verbessern und seine Klickraten zu steigern. Denn genau hier scheint derzeit Yahoos größter Schwachpunkt, wie Yahoo-Finanzchefin Susan Decker einräumt. Zwar sei Yahoos Marktanteil weiterhin in einer gesunden Verfassung, allerdings sei es aber nicht gelungen, den vorhandenen Traffic in entsprechende Umsätze umzumünzen, so die Managerin.

Auch Internet-Analysten, wie Mark Mahaney aus dem Hause Citigroup sehen hier Yahoo in Zugzwang. So sei zum Beispiel Googles „click-through“ Rate, also der Anteil der Nutzer, die tatsächlich auf den Werbelink klicken, doppelt so hoch, wie bei Yahoo, so der Analyst. Auch die jüngsten Markterhebungsdaten des Hauses comScore Media Medtrix sprechen für Google und gegen Yahoo. Demnach konnte Google im November weiter Marktanteile im US-Suchmaschinenmarkt gut machen, wobei Googles Marktanteil auf 39,8 Prozent kletterte, während Yahoos Marktanteil auf 29,5 Prozent sank.

Um den Abwärtstrend zu stoppen ist nicht nur ein verbesserter Algorithmus geplant. Daneben soll der Werbeservice künftig auch für kleine Webseitenbetreiber offen stehen, wobei Yahoo-Chef Terry Semel gleichzeitig neue Tools ankündigt, welche die Platzierung von Onine-Werbung erleichtern sollen. Der eingeleitete Prozessor aus verbessertem Algorithmus und neuen Services wird sich aber erst im Jahr 2007 bedeutend auf die Gewinne auswirken, so Yahoo. Solange heißt es abwarten, nicht nur für Yahoo-Nutzer, sondern auch für Aktionäre.

Kurzportrait

Das Internet-Unternehmen Yahoo wurde ursprünglich im Jahre 1994 von den Studenten Jerry Yang und David Filo als Internet-Suchmaschine gegründet. Die Suchmaschine Yahoo sollte das Navigieren im weltweiten Datennetz erleichtern und das Auffinden von Informationen vereinfachen. Heute präsentiert sich das Unternehmen als vollwertiges Internet-Portal, welches seinen weltweit mehr als 250 Mio. Nutzern im Monat umfassende Services und Zusatzdienste bietet.

Der eigentliche Aufstieg der Gesellschaft begann im Jahre 1996 mit dem Börsengang von Yahoo an die Nasdaq. So folgten bereits zwei Jahre nach dem Börsengang die Übernahmen der weniger bekannten Internet-Unternehmen WebCal, Viaweb, HyperParallel und Yoydyne Entertainment. Im Jahre 1999 nutzte das Unternehmen geschickt die hohe Bewertung der Gesellschaft an der Börse für weitere milliardenschwere Zukäufe. So wurde unter anderem die weltweit führende Online-Gemeinschaft GeoCities, wie auch der Internet-Dienst broadcast.com übernommen. Mit der Akquisition von Online Anywhere, Encompass und Log-Me-On.com stillte das Unternehmen seinen Expansionsdrang. Nach und nach wurden Auslandstöchter gegründet und das inhaltliche Angebot weiter ergänzt, so dass Yahoo bereits im Jahre 1998 ein umfassendes Inhaltsangebot anbieten konnte und nicht länger nur als Suchmaschine fungierte.

In den Jahren 1999 bis 2000 ergänzte das Unternehmen sein Angebot durch weitere Special-Interest-Angebote. Im Jahre 2001 folge schließlich die Übernahme des Online-Musikdienstes Launch Media. Mit der Akquisition der Online-Stellenbörse HotJobs.com konnte Yahoo den Mitbieter TMP Worldwide ausstechen. Im Jahr 2002 übernahm das Internet-Portal den Suchmaschinenspezialisten Inktomi, um seine Suchfunktionen weiter zu stärken. Im Jahr 2003 verstärkte sich Yahoo durch die Übernahme von Overture Services für rund 1,8 Mrd. Dollar im Bereich „sponsored Links“, um dem bisherigen Marktführer Google die Stirn zu bieten. Danach folgte die Übernahme des chinesischen Suchspezialisten 3721 Network Software für 120 Mio. Dollar. Zuletzt übernahm Yahoo die Web-Spezialisten Musicmatch und Fantasy Football. Mitte Juni 2005 kaufte Yahoo! den VoIP-Spezialisten DialPad Communications. Gleichzeitig beteiligte sich Yahoo mit 40 Prozent an Chinas führendem E-Commerce Unternehmen Alibaba.com. Zuletzt übernahm Yahoo den Bookmark-Dienst Del.icio.us sowie die Musik-Community Webjay.

Die Einnahmequelle Werbeeinnahmen trägt jedoch nach wie vor die Mehrheit der gesamten Yahoo-Umsätze. Durch Kooperationen mit SBC Communications und BT vermarktet Yahoo auch erfolgreich Breitbandzugangsservices. Die beiden Firmengründer David Filo und Jerry Yang halten nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Yahoo.

Zahlen

Für das abschließende vierte Quartal 2005 meldet Yahoo einen Umsatzsprung auf 1,5 Mrd. Dollar, was einem Zuwachs von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Abzüglich Werbekommissionen an Partnerseiten ergibt sich ein Nettoumsatz von 1,07 Mrd. Dollar. Dabei konnte Yahoo zunächst einen Gewinn von 683,2 Mio. Dollar oder 46 US-Cent je Aktie realisieren, was einem Zuwachs von 83 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Die Zahlen beinhalten allerdings einen Einmalertrag von 310 Mio. Dollar im Zusammenhang mit einer Transaktion mit der chinesischen Alibaba.com. Ausgenommen dieses Sonderertrags konnte Yahoo einen Nettogewinn von 16 US-Cent je Aktie realisieren und blieb damit hinter den Schätzungen der Analysten leicht zurück.

An der Wall Street hatte man zwar mit einem Nettoumsatz von 1,07 Mrd. Dollar, aber mit einem Nettogewinn von 17 US-Cent je Aktie kalkuliert. Durch das Vertragsende mit Microsofts MSN.com wird Yahoo im laufenden Jahr Werbeumsätze von 120 Mio. Dollar verlieren, heißt es bei Yahoo.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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