HINTERGRUND: Fiserv - Ende der Expansionsstrategie?

Mittwoch, 1. Februar 2006 um 11:52

(IT-Times) Zwar konnte der IT-Finanzdienstleister Fiserv (Nasdaq: FISV<FISV.NAS>, WKN: 881793<FIV.FSE>) im jüngsten Quartal einen 54%igen Gewinnanstieg vermelden, für das laufende Jahr 2006 gibt sich das Unternehmen allerdings zurückhaltender und stellt einen Nettogewinn von 2,46 bis 2,53 Dollar je Aktie in Aussicht - am Markt hatte man allerdings im Vorfeld noch mit einem Plus von 2,55 Dollar je Anteil kalkuliert.

Management-Wechsel sorgt für Irritationen


Ursächlich für den Gewinnschub im jüngsten Quartal waren zum einen Investmentverkäufe als auch eine Verstärkung des australischen Scheck-Abwicklungsgeschäfts. Zudem wurde Ende November das Trust- und Backoffice-Geschäft von Arrowhead Trust für 48 Mio. Dollar übernommen. Ob die in den vergangenen Jahren propagierte Akquisitionsorgie im laufenden Jahr weitergeht, gilt hingegen als fraglich.

Änderungen im Management sorgten zuletzt für Verunsicherung. So musste Fiserv nicht nur einen Ersatz für seinen Unternehmenschef Leslie Mum finden, sondern auch den bisherigen Chief Financial Officer (CFO) Kenneth Jensen ersetzen. Während der Wechsel an der Führungsspitze nach vorheriger Ankündigung von Fiserv erwartet worden war, galt der Abgang des Finanzchefs zumindest im Investmenthaus Morgan Stanley als negative Überraschung. Die Analysten nahmen den Stabwechsel Anfang Dezember zum Anlass, um Fiserv-Anteile von „übergewichten“ auf „gleichgewichten“ zurück zu stufen.

Mit dem Abgang der beiden Top-Manager steigen nun die Befürchtungen, das Wachstum des Software- und Finanzserviceanbieters könnte sich deutlich verlangsamen. Denn insbesondere der ehemalige Finanzchef Kenneth Jensen galt als eigentlicher Architekt der durchaus erfolgreichen Akquisitionsstrategie der Gesellschaft in den vergangenen Jahren. Und Zukäufe zeichneten in den Vergangenheit für rund die Hälfte des Umsatzwachstums von Fiserv verantwortlich, weiß Morgan Stanley Analyst David Togut. Auch die zunehmende Konkurrenz von Seiten Fidelity National Information Services könnte Fiserv künftig zu schaffen machen, glaubt der Analyst.

Kurzportrait

Der im Jahre 1984 gegründete IT-Spezialist Fiserv ist ein unabhängiger IT-Systemanbieter, der sich auf Software und Datenverarbeitungslösungen für Finanzindustrie spezialisiert hat. Als Kerngeschäft sieht das Unternehmen die Entwicklung von komplexen und umfassenden Management-Systemen für Banken und andere Finanzinstitute.

Im Detail entwickelt Fiserv Systeme, welche Finanzinstitute bei der Abwicklung von Hypotheken- und Kreditgeschäften, Planungsverfahren und Maklertätigkeiten helfen sollen. Im Rahmen von Outsourcing-Lösungen können Unternehmen Geschäftsfelder an den IT-Anbieter Fiserv auslagern.

Mit mehr als 100 Akquisitionen in den letzten 15 Jahren erweiterte das Unternehmen ständig seine Geschäftsbereiche. Insbesondere der wachstumsstarke Internetbereich stand in den vergangenen Jahren im Vordergrund. Über seine Tochter TradeStar Investments vermarktet Fiserv das Produkt Netvest (Online-Brokerage). Mit seiner Tochter TradeStar Investments begibt sich Fiserv in direkter Konkurrenz zu etablierten Online-Brokern, wie Ameritrade, Datek Online und E*Trade. Nach der Übernahme von Precision Computer Systems (PCS) im März 2003, verstärkte sich Fiserv noch durch den Zukauf von ReliaQuote, Wausau Benefits, sowie Unisure, (UniSURe), Insurance Management Solutions Group, sowie MI-Assistant Software. Im Jahr 2004 wurden bereits die Firmen MedPay Corp, RegEd, Pharmacy Fulfillment und Results International Systems übernommen. Im März 2005 trennte sich Fiserv von seiner Clearing-Einheit BHC Investments und veräußerte diese an Fidelity Global Brokerage Group für rund 345 Mio. Dollar. Im Gegenzug übernahm Fiserv den Banken- und Darlehnspezialisten Del Mar Database. Wenig später übernahm Fiserv schließlich das eLending-Geschäft des kanadischen Spezialisten Emergis. Ende 2005 verstärkte Fiserv seine Fiserv Health Division durch die Übernahme von CareGain.

Über die Tochter Fiserv Securities bietet das Unternehmen Support, sowie Back-Office Services und Technologien zur Abwicklung von Aktiengeschäften an. Das Angebot richtet sich insbesondere an traditionelle Investmentbanken, aber auch Fondsgesellschaften. Im laufenden Jahr kaufte Fiserv weitere Firmen hinzu, wobei auch zwei EDS-Einheiten, sowie Chase Credit Research und Chase Credit Systems übernommen wurden.

Die im Jahre 1990 gegründet The Affinity Group gehört ebenfalls zum Fiserv-Verbund. Fiserv Affinity Inc verwaltet unter anderem Aktien-Optionsprogramme von Firmen, welche ihre Mitarbeiter am Erfolg ihres Unternehmens durch die Ausgabe von Aktienoptionen partizipieren lassen wollen. Die ebenfalls zu Fiserv gehörende First Trust stellt dabei die technische Abwicklung dieser Transaktionen sicher, während die Tochter gleichzeitig auch den zugehörigen Support anbietet.

Fiserv ist inzwischen in mehr als 60 Ländern weltweit vertreten und unterhält Niederlassungen in Australien, Kanada, Indonesien, Indien, den Philippinen, Singapur, sowie in Polen und in Großbritannien.

Zahlen

Für das vergangene vierte Quartal meldet Fiserv einen Umsatzanstieg auf 987,7 Mio. Dollar, ein Zuwachs von 14 Prozent gegenüber 2004. Der Gewinn legte dabei zunächst um 54 Prozent auf 150,5 Mio. Dollar oder 81 US-Cent je Aktie zu, nach einem Plus von 97,5 Mio. Dollar oder 49 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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