Führungskrise erschüttert VMware

Donnerstag, 10. Juli 2008 um 12:49
VMware

(IT-Times) Die Aktien des US-Virtualisierungsspezialisten VMware (NYSE: VMW, WKN: A0MYC8) gehörten zuletzt zu den Hauptverlierern an der New Yorker Nasdaq. Eine Umsatzwarnung und die Demission der Firmenmitgründerin Diane Greene als CEO verunsichern die Märkte.

Schon zu Jahresbeginn sorgte Greene für Aufregung, nachdem die Managerin vor schwächeren Wachstumsraten warnte. Im nachfolgenden Quartal schien alles wieder im Lot, als VMware seine Ziele für das 2008 bekräftigte und ein Wachstum von rund 50 Prozent prognostizierte. Dieses Ziel werde man nun doch nicht erreichen, hieß es bei VMware nun.

Das Warum und Wieso, blieb ebenso offen wie die Umstände, die zum Rücktritt von Greene geführt haben. Medien spekulieren, dass sich Greene mit EMC-Chef Joseph Tucci überworfen hat. Greene habe zuletzt mehr Unabhängigkeit von EMC angestrebt, was von Tucci abgelehnt wurde. Vielmehr wolle EMC an seiner Mehrheitsbeteiligung an VMware festhalten, hieß es zuletzt immer wieder.

Andere Marktbeobachter interpretieren den Rauswurfs Greenes als Zeichen, dass sich VMware im Hinblick auf die schleppende US-Konjunktur und die zunehmende Konkurrenz nicht so gut entwickelt hat, wie vom Mutterkonzern EMC verhofft. Ein Indiz für diese Vermutung könnte die mit der Entlassung verbundene Umsatzwarnung sein.

VMware sieht sich Preisdruck gegenüber


Die Entlassung von Greene kommt allerdings zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Ende Juni hat der Rivale Microsoft mit dem Verkauf seines Konkurrenzprodukts Hyper-V begonnen. Mit 28 US-Dollar pro Server ist das Microsoft-Produkt deutlich günstiger als das entsprechende VMware-Produkt (ESXi), welches 495 Dollar kostet. Der drastische Preisunterschied könnte VMware unter Druck setzen, seine Preise zu senken, glaubt Illuminata-Analyst Gordon Haff.

Auch verfügt Microsoft über die notwendige kritische Größe, um sein neues Virtualisierungsprodukt in den Markt zu drücken, glauben Marktbeobachter wie Nucleus Research Analystin Rebecca Wetteman. Daher müsse man Microsoft sehr ernst in diesem Markt nehmen, so das Fazit der Analystin.

Bleibt Rosenblum?


Das VMware die drohende Konkurrenz sehr ernst nimmt, beweist das Unternehmen mit der Berufung des neuen CEO Paul Maritz. Maritz war zuvor 14 Jahre lang bei Microsoft unter anderem an der Entwicklung des Microsofts Betriebssystems und weiterer Microsoft-Schlüsselprodukte beteiligt.

Allerdings könnte der Umbau im Top-Management dennoch nach hinten losgehen, nämlich dann, wenn sich auch VMware-Mitgründer Mendel Rosenblum, der mit Greene verheiratet ist, vom Unternehmen verabschiedet. VMware würde dann einen weiteren renommierten Visionär verlieren...

Kurzportrait

Die im Jahre 1998 gegründete und im kalifornischen Palo Alto ansässige VMware sieht als marktführender Spezialist in Sachen Virtualisierungstechnologien. Das Unternehmen bietet ein vollständiges Produktfolio an, mit dem Unternehmen mehrere Betriebssysteme auf einem Rechner bzw. Server betreiben können. Ferner bietet VMware Backup- und Sicherungssysteme (VMware Consolidated Backup, VMware HA) an, um Unternehmen bei Defekten bei Rechnern und Servern vor Datenverlusten zu schützen. Zudem werden Automatisierungsprodukte angeboten, die Firmen dabei helfen sollen, ihre IT-Umgebung weiter zu optmieren.

Mit dem VMware Player bietet das Unternehmen eine kostenlose Virtualisierungsplattform an, auf dem ein Anwender mehrere virtuelle Maschinen auf einem Desktopsystem betreiben kann. Die Kreation einer virtuellen Maschine ist jedoch mit dem kostenlosen Tool nicht möglich. Trotzdem wurde der VMware Player bereits mehr als 1,8 Mio. Mal aus dem Netz geladen.

Mit VMware Workstation bietet das Unternehmen ein Desktop-Virtualisierungsprodukt für Software- und IT-Professionals an, die mehrere Betriebssysteme auf einem Desktop-Rechner betreiben wollen. Nutzer können somit simultan Betriebssysteme wie Windows, Linux, NetWare oder Solaris auf einem Rechner betreiben. Eine Partitionierung der Festplatten ist nach VMware-Angaben nicht notwendig.

Mit VMware Server bietet das Unternehmen eine kostenlose Virtualisierungsplattform für Firmenkunden an, die mehrere virtuelle Maschinen auf einem Server betreiben wollen. Das Produkt ist vornehmlich für Administratoren in Unternehmen gedacht, wobei VMware hier Einnahmen über Produkt-Support und Subscription-Gebühren erzielt. Das kostenlose Tool VMware Server wurde bislang mehr als 2,2 Mio. Mal über die VMware-Seiten heruntergeladen. Mit VMware ESX Server bietet die Gesellschaft eine Virtualisierungsplattform an, die direkt auf der Hardware lauffähig ist und ohne Betriebssystem auskommt.

Mit VMware Motion bietet die Gesellschaft ein Tool an, dass den Wechsel von virtuellen Maschinen auf einen anderen Rechner ermöglicht, ohne dass es zu einem Datenverlust oder einer Serviceunterbrechung kommt. Insgesamt setzen weltweit mehr als 20.000 Firmenkunden, darunter Merrill Lynch, Qualcomm, Fuji Film, Denso, Johnson Controls, Siemens, Subaru, Tellabs und T-Systems Global. In 2007 verstärkte sich VMware durch die Übernahme von Dunes Technologies und Psion. Anfang 2008 folgten mit der Übernahme von Thinstall und dem Desktop-Virtualisierungsgeschäft von Foedus und B-hive drei weitere Zukäufe. Der Mutterkonzern und Speicherspezialist EMC kontrollierte zuletzt noch 86 Prozent der VMware-Anteile.

Zahlen

Für das vergangene Märzquartal meldete VMware einen Umsatzsprung auf 438 Mio. US-Dollar, ein Zuwachs von 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wachstumstreiber war unter anderem das internationale Geschäft, welches um 74 Prozent anzog. Die Serviceerlöse kletterten demzufolge um 62 Prozent auf 144,2 Mio. Dollar, während die Lizenzerlöse um stolze 75 Prozent auf 294 Mio. Dollar zulegten.

Insgesamt konnte VMware im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 43 Mio. Dollar oder elf US-Cent je Aktie einfahren, nach einem Plus von 41 Mio. oder 12 US-Cent je Aktie im Jahr vorher. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Vmware einen Nettogewinn von 88 Mio. Dollar oder 22 US-Cent je Aktie realisieren, nach einem Plus von 12 US-Cent je Aktie im Jahr vorher und damit die Markterwartungen erfüllen. Analysten hatten im Vorfeld nur mit Einnahmen von 422,4 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 22 US-Cent je Aktie gerechnet.

Meldung gespeichert unter: VMware, Hintergrundberichte, Software

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