Cloud Computing: Die Zukunft ganz nahe

Freitag, 24. Juli 2009 um 15:03

Jakob Rehof, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik, sagt im Gespräch mit der Financial Times Deutschland: „Applikationen, in denen das Herz und die Gene eines Unternehmens stecken - wie etwa Programme, die Produktionsprozesse steuern, oder das Know-how der eigenen Ingenieure - , würde ich keinen Zentimeter aus dem Unternehmen herauslassen." Zumal Nutzer anders als beim eigenen Server nicht wissen, wo die Daten gespeichert werden. Denn selbst wenn ein Unternehmen seine Cloud-Aktivitäten an nur einen Dienst auslagert, kann dieser Dienst die Daten auch auf Kapazitäten von Subunternehmen unterbringen. Sprich: Die Daten und Programme sind zwar abrufbar, im Zweifel weiß aber niemand, wo diese Daten liegen. Und damit einher geht auch die Ungewissheit, ob die Subunternehmer tatsächlich die gleichen Sicherheitsstandards walten lassen wie das eigentlich beauftragte Unternehmen. Und noch ein Aspekt sollte beim Serverstandort berücksichtigt werden: Die jeweiligen nationalen Datenschutzgesetze. Diese sind in Deutschland zum Beispiel gut geregelt und die Serverdaten dürfen nur in wirklichen Ausnahmesituationen - ähnlich wie bei einer Hausdurchsuchung - durch Behörden abgerufen werden. Ob das bei Servern, die in China stehen, was technisch keinerlei Problem darstellt, auch der Fall ist, darf indes bezweifelt werden. Daten, die in den USA gespeichert werden, sind letztlich sicher wie in Europa - das sichern Abkommen. Sobald die US-Regierung jedoch ein US-amerikanisches Gesetz als höherwertig einstuft als europäische Datenschutzrichtlinien, ist es mit dem Datenschutz auch passé. Daher lautet die Empfehlung der Experten: Im Idealfall lassen sich Unternehmen zusichern, dass die vollständigen Serverkapazität, die als Cloud zur Verfügung gestellt wird, ihren physischen Standort auch in Deutschland hat und damit deutsches bzw. EU-Recht anwendbar ist.

Es existieren mehr als 20 Cloud-Definitionen

Je nachdem, wer sich zum Thema äußert, definiert die Cloud - also die Wolke - ein wenig anders. Bei Softwareanbietern hört es sich anders an als bei Dienstleistern. Und die wiederum äußern sich anders zum Thema als die Anbieter von Netzwerktechniken und Infrastruktur. So definiert das Marktforschungsunternehmen Forrester Research: Cloud Computing ist ein Pool aus abstrahierter hochskalierbarer und verwalteter IT-Infrastruktur, die Kundenanwendungen vorhält und nach Verbrauch abgerechnet wird. Die Marktforscher-Kollegen on iSuppli sagen: „Cloud“ ist eine Online-Welt, in der Inhalte und Dienstleistungen von der ganzen Welt aus über das Internet zugänglich sind, und zwar per PC, Mobiltelefon oder Spielekonsole. Und dann machen sie die Kluge Ergänzung: „So wie sich das Cloud-Computing weiterentwickelt, werde sich auch die Definition dieser Technologie verändern.“ Damit würde auch die Mahnung der Strategen aus dem Haus McKinsey hinfällig, die empfehlen, eine Definition von Cloud Computing zu erstellen, da es derzeit mehr als 20 verschiedene Definitionen gibt. Das schreiben die Experten in ihrer bereits viel diskutierten und auseinander gepflückten Report zum Cloud Computing.

E-Mail soll den Cloud-Boom treiben

Cloud Computing wird wohl deshalb immer mehr zum Thema, weil nun endlich die Technologie mit den bereits länger vorhandenen großen Gedanken Schritt halten kann. Die Virtualisierung ist weit genug voran geschritten, ebenso das Bereitstellen von Software über ein Netzwerk mit den dazugehörigen Abrechnungsmodulen gilt gemeinhin als ausgereift. Unternehmen wie IBM stellen ihren Mitarbeitern bereits Zugriffe auf firmeninterne Clouds aus. So kann man sich binnen kürzester Zeit die Ressourcen zusammen stellen, die man als Anwender gerade braucht. Auch für Unternehmen, die neue Anwendungen testen wollen, können das innerhalb der Cloud. Der Vorteil: Sie brauchen sich keine eigene Infrastruktur hierfür anzuschaffen, sie buchen die notwendigen Ressourcen einfach aus der Cloud heraus und können Entwicklungszeiten so deutlich verringern. Allerdings gibt es noch immer - und das nicht zu Unrecht - Bedenken in Bezug auf Sicherheit, Verfügbarkeit, Kapazitäten und Servicequalität. Diese Unsicherheiten sind noch lange nicht ausgeräumt, dürften den Erfolg der Cloud aber nicht zu bremsen vermögen. Ausgerechnet die E-Mail soll es sein, die dem IT-Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner zufolge dem Cloud Computing zum Boom verhelfen wird. Wie es heißt, wird die Zahl der kommerziellen Email-Arbeitsplätze, die auf Cloud Computing-Modellen basieren, von einem Prozent im Jahr 2007 auf 20 Prozent bis zum Jahr 2012 steigen. Ursache hierfür sind neben neuen Anbietern auch fallende Preise. Die Analysten erwarten gerade durch den Druck großer Anbieter auf den Cloud E-Mail-Markt eine weit reichende Neustrukturierung des gesamten E-Mail-Marktes.

Aufgrund der Bedenken in Bezug auf Sicherheit, Verfügbarkeit, Kapazitäten und Servicequalität erscheint es als wichtig, dass im Zuge des Cloud Computings Standards geschaffen werden, damit es gelingen kann, auch zwischen den einzelnen Wolken agieren zu können und verschiedene Dienste in verschiedenen Wolken miteinander in Einklang zu bringen. Das muss gelingen, damit Cloud Computing tatsächlich die Erfolgsstory werden kann, von der man derzeit ausgeht. (erw)

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