Broadcom: Smartphone-Boom sorgt für Gewinnexplosion

Donnerstag, 29. Juli 2010 um 13:21
Broadcom

(IT-Times) - Der US-Breitbandspezialist Broadcom (Nasdaq: BRCM, WKN: 913684) hat im vergangenen zweiten Quartal 2010 seine Gewinne gegenüber dem Vorjahr mehr als verzwanzigfachen können. Hintergrund ist die stetig steigende Nachfrage nach Smartphones, in denen immer häufiger Broadcom-Chips zu finden sind.

Broadcom gewinnt Marktanteile - Infineon hat das Nachsehen


Die von Broadcom entwickelten Connectivity-Chips sind wahre Alleskönner und steuern Wi-Fi, Bluetooth-, GPS- und FM-Operationen, Anwendungen die in Smartphones, aber auch in anderen Mobile-Geräten wie Tablet PCs und eBook-Reader immer mehr zum Standard avancieren. Zwar gibt es aus dem Hause der Konkurrenz (Qualcomm, Texas Instruments) ausreichende Alternativen, doch konnte Broadcom zuletzt weiter Marktanteile gegen die Wettbewerber gewinnen.

Dieser Erfolg spiegelt sich nicht nur in den Bilanzzahlen, sondern auch in Trend-Produkten namhafter Hersteller wieder. So vertraut beispielsweise Apple sowohl bei seinem Tablet PC iPad, als auch bei seinem neuen iPhone 4 Smartphone auf Chiplösungen aus dem Hause Broadcom. Während im iPad nach Meinung von Fachexperten der Broadcom-Chip BCM4750 zum Einsatz kommt, hat Broadcom im iPhone 4 Infineon als GPS-Chipzulieferer verdrängen können. Im neuen iPhone 4 arbeitet ebenfalls der GPS-Chip BCM4750 aus dem Hause Broadcom.

iPhone und iPad lassen die Gewinne bei Broadcom sprudeln


Die Marktforscher aus dem Hause Linley Group schätzen, dass Apple in diesem Jahr rund 35 Millionen iPhone 4 Smartphones und rund fünf Millionen iPads bauen wird. Dadurch dürfte Broadcoms Marktanteil allein im GPS-Chipmarkt von sechs Prozent im Jahr 2009, auf rund 24 Prozent im Jahr 2010 klettern, glauben die Analysten. Die Marktanteilsgewinne dürften dagegen zu Lasten von Infineon gehen. Schrieben die Linley-Analysten Infineon im Jahr 2009 noch einen Marktanteil von 21 Prozent im GPS-Markt zu, dürfte der Marktanteil in diesem Jahr auf neun Prozent sinken.

Zudem könnte Broadcom weitere Marktanteile gewinnen, sollte Apple bei seinem neuen iPod Touch, der im September erwartet wird, das Gerät um eine GPS-Funktion erweitern, schreiben die Linley Group-Experten. Während der BCM4750 auf Basis der 90-Nanometer-Proesstechnik produziert wird, hat Broadcom mit dem BCM4751 bereits eine 65nm-Version angekündigt, die im nächsten Jahr möglicherweise in der nächsten iPhone-Generation zum Einsatz kommen könnte, glauben die Linley-Analysten.

Apple ist jedoch nicht der einzige Kunde, der auf die Broadcom-Chips vertraut. Für die Tablet PC-Plattform Broadcoms sollen sich laut Medienberichte inzwischen auch taiwanesische Hersteller interessieren, welche die Plattform bereits testen. Keine wirkliche Überraschung wäre es daher, wenn Tablet PCs aus dem Hause Acer und Asustek künftig ebenfalls mit Broadcom-Chips ausgerüstet sind…

Kurzportrait

Die im kalifornischen Irvine ansässige Broadcom gilt als einer der führenden Entwickler von System-on-a-Chip (SoC) Lösungen. Das Unternehmen bietet dabei nicht nur Chipsätze für Mobiltelefone und set-top Boxen, sondern auch entsprechende Speicherbausteine für Kabelmodems, Ethernet- und DSL-Produkte an. De facto operiert Broadcom heute aus drei Kerngeschäftsbereichen heraus: Broadband Communications, Mobile and Wireless und Enterprise Networking.

Ebenfalls im Produktprogramm von Broadcom: Spezielle Chipsätze, die vor allem im Zusammenhang mit Bluetooth-Produkten zum Einsatz kommen. Transceiver und Switches für optische Netze ergänzen das Produktportfolio von Broadcom ebenso.

Broadcom sorgte in den letzten Jahren vor allem durch seine aggressive Expansionsstrategie für Aufmerksamkeit. Mitte 1999 wurden mit Maverick Networks, Epigram, Armedia und HotHaus Technologies fünf Firmen übernommen. Im Jahr 2000 wurden gleich zehn Technologie-Unternehmen aufgekauft. Darunter BlueSteel Networks, ein Entwickler von Prozessoren, die unter anderem im Bereich Internet-Sicherheit eingesetzt werden. Mit der Übernahme von SiByte gelang Broadcom ein weiterer Coup, der die Produktlinie des Unternehmens im Bereich Netzwerk-Prozessoren nachhaltig stärken sollte. Im Jahr 2001 sorgte die Übernahme von ServerWorks, ein führender Anbieter von Komponenten für Server-Plattformen, für Schlagzeilen. Auch der Spezialist für optische Netzwerke Allayer Communications gehört inzwischen zur Broadcom-Unternehmensfamilie.

Mit Mobilink Telecom, Gadzoox Networks und RAIDCore, kaufte Broadcom später weitere Firmen hinzu. Zudem wurden mit Sand Video, WIDCOMM und den Halbleiterspezialisten Zyray Wireless in 2004 weitere Akquisitionen getätigt. Im Jahr 2005 übernahm Broadcom den Bluetooth-Spezialisten Zeevo sowie den Ethernet-Spezialisten Siliquent Technologies. Anfang 2006 verstärkte sich Broadcom durch die Übernahme des Chipspezialisten Sandburst. Ende 2006 wurde der Netzwerkspezialist LVL7 hinzugekauft. Mitte 2007 verstärkte sich Broadcom im GPS-Chipbereich und übernahm den Spezialisten Global Locate. Anfang 2008 folgte die Übernahme des Blu-ray Spezialisten Sunext Design. Ende 2008 verstärkte sich Broadcom im Bereich digitaler TV-Chips und übernahm die DTV-Einheit von AMD. Ende 2009 übernahm Broadcom den Spezialisten Dune Networks. Anfang 2010 verstärkte sich Broadcom durch die Übernahme des Chipherstellers Teknovus. Mitte 2010 schluckte Broadcom die britische Innovision Research and Technology.

Zu den Hauptabnehmern von Broadcoms Halbleitern zählen unter anderem der Mobilfunkspezialist Motorola, Nokia, Samsung, Hewlett-Packard, Cisco Systems und 3Com. Auch in der Nintendo-Konsole Wii kommen Broadcom-Chips zum Einsatz.

Zahlen

Für das vergangene Juniquartal meldet Broadcom einen Umsatzsprung um 54 Prozent auf 1,6 Mrd. US-Dollar. Gegenüber dem Vorquartal kletterten die Erlöse damit um zehn Prozent. Das Wachstum wurde nicht zuletzt vom Breitband- und Mobile-Geschäft getragen, welches um 15 bzw. 14 Prozent gegenüber dem Vorquartal wuchs. Der Nettogewinn explodierte regelrecht auf 278,3 Mio. US-Dollar oder 52 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 13,4 Mio. Dollar oder drei US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen etwaiger Einmalfaktoren verdiente Broadcom 66 US-Cent je Aktie, womit Broadcom die Markterwartungen der Wall Street übertreffen konnte. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Nettogewinn von 62 US-Cent je Aktie gerechnet.

Insgesamt legten die Barreserven Broadcoms um 135 Mio. Dollar auf 2,5 Mrd. Dollar, nachdem Broadcom eigene Aktien im Wert von 120 Mio. Dollar zurückkaufte und Dividenden in Höhe von 40 Mio. Dollar an die Aktionäre ausschüttete.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Broadcom, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Halbleiter

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