Broadcom geht im Smartphone-Chipmarkt in die Offensive - neuer Dual-Core Prozessor vorgestellt

Freitag, 11. Februar 2011 um 13:18
Broadcom

(IT-Times) - Die Aktien des US-Breitbandchipherstellers Broadcom (Nasdaq: BRCM, WKN: 913684) gaben zuletzt deutlich nach, obwohl das Unternehmen seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr mehr als vervierfachen konnte.

Marktteilnehmer fürchten, dass die Entwicklungskosten bei Broadcom in absehbarer Zeit steigen werden, was wiederum die Gewinnentwicklung belasten würde. Hintergrund ist der Umstand, dass Broadcom für das laufende erste Quartal einen Anstieg der Kosten von 45 auf 55 Mio. Dollar erwartet.

Broadcom sieht sich derzeit im Smartphone-Markt gleich von mehreren Wettbewerbern umzingelt. Während sich der Rivale Qualcomm durch die Übernahme von Atheros verstärkt hat, sorgt nVidia mit seiner Tegra 2-Plattform für Furore. Auch der Broadcom-Rivale Texas Instruments will noch in diesem Jahr einen neuen Smartphone-Chip ins Rennen schicken.

Broadcom stellt zwei neue Smartphone-Prozessoren vor


Broadcom steht damit unter Zugzwang zu reagieren, was die Kalifornier mit der Vorstellung von zwei neuen Smartphone-Chips in dieser Woche auch getan haben. Der BCM28150 HSPA+ kommt mit einem Dual-Core Merlyn Application Prozessor daher, der die ARM Cortex A9 Architektur nutzt. Der 40-Nanometer-Chip unterstützt HSPA+, EDGE, WCDMA sowie OpenGL 1.1 sowie integrierte Digitalkameras mit bis zu 20 Megapixel. Details zum neuen Chip will Broadcom in der kommenden Woche auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentieren.

Daneben präsentierte Broadcom mit dem BCM21654 HSPA einen neuen Baseband Prozessor, der insbesondere in Android-Smartphones zum Einsatz kommen soll. Der 40-Nanometer-Chip soll 3D-Grafiken zum niedrigen Preis ermöglichen, wobei der Chip Unterstützung für Android 2.3 und höhere Versionen bietet.

Marktbeobachter und Analysten wie Auriga Analyst Daniel Berenbaum gehen davon aus, dass sich die höheren Investitionskosten möglicherweise schon bald auszahlen werden, sollte Broadcom erste Design Wins für seine neuen Chips vorweisen können.

Bleibt Broadcom mit Apple weiter dick im Geschäft?


Broadcom ist derzeit mit Apple dick im Geschäft, kommen Broadcom-Chips nicht nur im iPhone 4, sondern auch im iPad Tablet PC des Mac-Herstellers zum Einsatz. Die Chancen stehen daher gut, dass Apple auch im kommenden iPad 2 auf Chip-Lösungen von Broadcom zurückgreifen wird.

Die Analysten des Hauses J.P. Morgan Securities schätzen, dass Apples iPhone- und iPad-Geschäft Broadcom im vergangenen Jahr mindestens 425 Mio. Dollar an Umsätzen in die Kassen gespült hat. Für das laufende Jahr 2011 rechnen die Analysten mit einem Umsatzbeitrag von 510 Mio. Dollar allein aus dem Apple-Geschäft.

Kurzportrait

Die im kalifornischen Irvine ansässige Broadcom gilt als einer der führenden Entwickler von System-on-a-Chip (SoC) Lösungen. Das Unternehmen bietet dabei nicht nur Chipsätze für Mobiltelefone und Set-top-Boxen, sondern auch entsprechende Speicherbausteine für Kabelmodems, Ethernet- und DSL-Produkte an. Heute operiert Broadcom aus drei Kerngeschäftsbereichen heraus: Broadband Communications, Mobile and Wireless und Enterprise Networking.

Ebenfalls im Produktprogramm von Broadcom: Spezielle Chipsätze, die vor allem im Zusammenhang mit Bluetooth-Produkten zum Einsatz kommen. Transceiver und Switches für optische Netze ergänzen das Produktportfolio von Broadcom ebenso.

Broadcom sorgte in den letzten Jahren vor allem durch seine aggressive Expansionsstrategie für Aufmerksamkeit. Mitte 1999 wurden mit Maverick Networks, Epigram, Armedia und HotHaus Technologies fünf Firmen übernommen. Im Jahr 2000 wurden gleich zehn Technologie-Unternehmen aufgekauft. Darunter BlueSteel Networks, ein Entwickler von Prozessoren, die unter anderem im Bereich Internet-Sicherheit eingesetzt werden. Mit der Übernahme von SiByte gelang Broadcom ein weiterer Coup, der die Produktlinie des Unternehmens im Bereich Netzwerk-Prozessoren nachhaltig stärken sollte. Im Jahr 2001 sorgte die Übernahme von ServerWorks, ein führender Anbieter von Komponenten für Server-Plattformen, für Schlagzeilen. Auch der Spezialist für optische Netzwerke Allayer Communications gehört inzwischen zur Broadcom-Unternehmensfamilie.

Mit Mobilink Telecom, Gadzoox Networks und RAIDCore, kaufte Broadcom später weitere Firmen hinzu. Zudem wurden mit Sand Video, WIDCOMM und den Halbleiterspezialisten Zyray Wireless in 2004 weitere Akquisitionen getätigt. Im Jahr 2005 übernahm Broadcom den Bluetooth-Spezialisten Zeevo sowie den Ethernet-Spezialisten Siliquent Technologies. Anfang 2006 verstärkte sich Broadcom durch die Übernahme des Chipspezialisten Sandburst. Ende 2006 wurde der Netzwerkspezialist LVL7 hinzugekauft. Mitte 2007 verstärkte sich Broadcom im GPS-Chipbereich und übernahm den Spezialisten Global Locate. Anfang 2008 folgte die Übernahme des Blu-ray Spezialisten Sunext Design. Ende 2008 verstärkte sich Broadcom im Bereich digitaler TV-Chips und übernahm die DTV-Einheit von AMD. Ende 2009 übernahm Broadcom den Spezialisten Dune Networks. Anfang 2010 verstärkte sich Broadcom durch die Übernahme des Chipherstellers Teknovus. Mitte 2010 schluckte Broadcom die britische Innovision Research and Technology. Mit Beceem Communiations, Gigle Networks und Percello folgten in 2010 weitere Zukäufe.

Zu den Hauptabnehmern von Broadcoms Halbleitern zählen unter anderem der Mobilfunkspezialist Motorola, Nokia, Samsung, Hewlett-Packard, Cisco Systems und 3Com. Auch in der Nintendo-Konsole Wii kommen Broadcom-Chips zum Einsatz.

Zahlen

Für das vergangene Dezemberquartal meldet Broadcom einen Umsatzsprung auf 1,95 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei verdiente Broadcom 266,2 Mio. US-Dollar oder 47 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 59,2 Mio. Dollar oder elf US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Meldung gespeichert unter: Broadcom, Hintergrundberichte, Halbleiter

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