Broadcom fordert Qualcomm heraus - LTE-Markt im Visier

Mobile-Chipmarkt

Montag, 18. Februar 2013 um 14:37
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(IT-Times) - Die Aktien des US-Halbleiterspezialisten Broadcom legten zuletzt kräftig zu. Das Unternehmen hatte jüngst sein erstes 4G LTE Smartphone-Modem präsentiert. Der Chip BCM21892 ist derzeit in ersten Mustern verfügbar und soll in 2014 in Produktion gehen.

Der Chip benötigt 35 Prozent weniger Platz als vorhergehende Generationen, schwärmt Broadcom CEO Scott McGregor vom neuen LTE-Chipsatz. Als Ergebnis der geringen Größe ist der Chip auch energieeffizienter und kostengünstiger zu produzieren. Dadurch wird der Chip weniger kosten als die Halbleiter der Konkurrenz, so der Broadcom-Chef.

Broadcom steigt in den LTE-Modem-Markt ein
Anleger und Investoren sind begeistert, könnte dieser Schritt den nächsten Meilenstein in der Firmengeschichte von Broadcom (Nasdaq: BRCM, WKN: 913684) darstellen. Bislang war Broadcom vornehmlich im Markt für sogenannte Combo-Chips aktiv. Diese Chips sorgen für WiFi- bzw. Bluetooth-Funktionen im Smartphone. Im Smartphone-Markt für Combo-Chips hatte Broadcom bislang einen Marktanteil von stolzen 90 Prozent inne.

Marktbeobachter und Analysten wie Evercore-Experte Patrick Wang erwarten, dass sich Apple bei seinem kommenden iPhone (iPhone 5S) voraussichtlich für Broadcoms aktuellen Combo-Chip entscheiden wird. Auch Samsung dürfte in seinem kommenden Galaxy S4 wohl auf den aktuellen Combo-Chip aus dem Hause Broadcom setzen, so Wang.

Im Smartphone-Markt für Modem-Chips hatte Broadcom bislang nur einen Marktanteil von vier bis fünf Prozent inne. Dieser Markt wurde bislang von Qualcomm dominiert. In 2012 lieferte Qualcomm 86 Prozent der 47 Millionen LTE-fähigen Mobile-Chipsätze aus.

Extra-Funktionen sollen für Wettbewerbsvorteil sorgen
Durch Extra-Features auf dem LTE-Modemchip BCM21892 hofft Broadcom nunmehr auf Marktanteilsgewinne im LTE-Smartphone-Chipmarkt. Neben Voice-over-LTE Support, unterstützt der neue Broadcom-Chip auch eine Technik, wodurch Mobilfunknetzbetreiber ihr Mobilfunkspektrum untereinander teilen können. Zudem soll der Chip auch eine bessere Auslastung der Bandbreiten ermöglichen.

Analysten sehen möglichen Deal mit Apple
Analysten aus dem Hause RBC Capital Markets sehen daher in den kommenden Quartalen große Chancen für Broadcom. RBC-Experte Doug Freedman glaubt, dass Broadcom durch den neuen LTE-Chip sogar gute Chancen hat, mit Apple auch bei LTE-Chips ins Geschäft zu kommen.

Laut Freedman dürfte Apple sogar einer der Kunden sein, die den neuen LTE-Chips bereits testen. Einziger Wermutstropfen sei der Zeitrahmen, da der Chip erst in 2014 in Produktion geht, glaubt der RBC-Experte, der ein Kursziel von 45 US-Dollar für Broadcom-Aktien sieht.

Kurzportrait

Die im kalifornischen Irvine ansässige Broadcom gilt als einer der führenden Entwickler von System-on-a-Chip (SoC) Lösungen. Das Unternehmen bietet dabei nicht nur Chipsätze für Mobiltelefone und Set-top-Boxen, sondern auch entsprechende Speicherbausteine für Kabelmodems, Ethernet- und DSL-Produkte an. Heute operiert Broadcom aus drei Kerngeschäftsbereichen heraus: Broadband Communications, Mobile and Wireless und Infrastructure & Networking.

Ebenfalls im Produktprogramm von Broadcom: Spezielle Chipsätze, die vor allem im Zusammenhang mit Bluetooth-Produkten zum Einsatz kommen. Transceiver und Switches für optische Netze ergänzen das Produktportfolio von Broadcom ebenso.

Broadcom sorgte in den letzten Jahren vor allem durch seine aggressive Expansionsstrategie für Aufmerksamkeit. Mitte 1999 wurden mit Maverick Networks, Epigram, Armedia und HotHaus Technologies fünf Firmen übernommen. Im Jahr 2000 wurden gleich zehn Technologie-Unternehmen aufgekauft. Darunter BlueSteel Networks, ein Entwickler von Prozessoren, die unter anderem im Bereich Internet-Sicherheit eingesetzt werden. Mit der Übernahme von SiByte gelang Broadcom ein weiterer Coup, der die Produktlinie des Unternehmens im Bereich Netzwerk-Prozessoren nachhaltig stärken sollte. Im Jahr 2001 sorgte die Übernahme von ServerWorks, ein führender Anbieter von Komponenten für Server-Plattformen, für Schlagzeilen. Auch der Spezialist für optische Netzwerke Allayer Communications gehört inzwischen zur Broadcom-Unternehmensfamilie.

Mit Mobilink Telecom, Gadzoox Networks und RAIDCore, kaufte Broadcom später weitere Firmen hinzu. Zudem wurden mit Sand Video, WIDCOMM und den Halbleiterspezialisten Zyray Wireless in 2004 weitere Akquisitionen getätigt. Im Jahr 2005 übernahm Broadcom den Bluetooth-Spezialisten Zeevo sowie den Ethernet-Spezialisten Siliquent Technologies. Anfang 2006 verstärkte sich Broadcom durch die Übernahme des Chipspezialisten Sandburst. Ende 2006 wurde der Netzwerkspezialist LVL7 hinzugekauft. Mitte 2007 verstärkte sich Broadcom im GPS-Chipbereich und übernahm den Spezialisten Global Locate. Anfang 2008 folgte die Übernahme des Blu-ray Spezialisten Sunext Design. Ende 2008 verstärkte sich Broadcom im Bereich digitaler TV-Chips und übernahm die DTV-Einheit von AMD. Ende 2009 übernahm Broadcom den Spezialisten Dune Networks. Anfang 2010 verstärkte sich Broadcom durch die Übernahme des Chipherstellers Teknovus. Mitte 2010 schluckte Broadcom die britische Innovision Research and Technology. Mit Beceem Communiations, Gigle Networks und Percello folgten in 2010 weitere Zukäufe. In 2011 übernahm Broadcom den Spezialisten Provigent. Anfang 2012 schluckte Broadcom den Netzwerk-Chiphersteller NetLogic sowie den optischen Netzwerkspezialisten BroadLight.

Zu den Hauptabnehmern von Broadcoms Halbleitern zählen unter anderem der Mobilfunkspezialist Apple, Motorola, Nokia, Samsung, Hewlett-Packard, Cisco Systems und 3Com. Auch in der Nintendo-Konsole Wii kommen Broadcom-Chips zum Einsatz.

Zahlen

Für das vergangene Dezemberquartal meldet Broadcom einen Umsatzsprung auf 2,08 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn schrumpfte dagegen auf 251 Mio. US-Dollar oder 43 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 254 Mio. Dollar oder 45 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Meldung gespeichert unter: Broadcom, Hintergrundberichte, Halbleiter

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