Baidu.com: Wachstum verlangsamt sich

Freitag, 23. Februar 2007 um 00:00

(IT-Times) Trotz eines weiter dreistelligen Wachstums wurden die Papiere von Chinas führender Internet-Suchmaschine Baidu.com (Nasdaq: BIDU<BIDU.NAS>, WKN: A0F5DE<B1C.FSE>) zuletzt abgestraft. Verhaltene Quartalszahlen und ein schwacher Ausblick auf das laufende erste Quartal zog einen deutlichen Kurseinbruch nach sich.

Kostspieliges Japan-Abenteuer?

Durch seine Dominanz in China sieht sich Baidu.com dazu berufen, auch im wettbewerbsintensiven japanischen Suchmaschinenmarkt einzusteigen. Auch das sich verlangsamte Wachstum im Heimatmarkt China dürfte zu diesem Schritt beigetragen haben.

Allerdings werden die Investitionen in dieses Projekt zunächst die Gewinne belasten. Allein 15 Mio. Dollar will Baidu.com im laufenden Jahr in seine japanische Suchmaschine investieren, die unter der Domain baidu.jp an den Start gehen soll. Die Investitionsausgaben werden daher für das laufende Jahr deutlich über dem Niveau von 2006 liegen, lies Baidu-Finanzchef Charles Wang durchblicken. Ob sich Baidu.com in dem auf eine Mrd. Dollar geschätzten japanischen Suchmaschinenmarkt ein großes Stück vom Kuchen abschneiden kann, bleibt zunächst abzuwarten. Hier haben sich bereits Yahoo! und Google als führende Anbieter etabliert und Baidu.com gilt damit im Land der aufgehenden Sonne als Herausforderer.

Analysten und Marktbeobachter reagieren derweil wenig begeistert über die Ambitionen von Chinas Nummer eins. Citigroup-Analyst Jason Brueschke hinterfragt die Strategie der Chinesen. Die Strategie sei nicht nachvollziehbar, solange sich die Wachstumsraten in China verlangsamen, meint der Analyst, der Baidu-Anteile nach den jüngsten Zahlen auf „verkaufen“ nach unten stufte. Das Baidu-Management sieht das freilich anders. Baidu-Finanzchef Shawn Wang: „Wir sind sehr zuversichtlich. Wir glauben, es ist die richtige Zeit diese Investitionen zu tätigen“, gibt sich Wang optimistisch, dass sich das Wachstum im Jahresverlauf wieder beschleunigen wird.

Kurzportrait

Die im Jahre 2000 von Robin Li und Eric Xu gegründete Baidu.com ist die führende Internet-Suchmaschine Chinas. Das Unternehmen, mit Hauptsitz in der chinesischen Hauptstadt Beijing bietet aber nicht nur Suchdienste, sondern auch Marketing-basierte Online-Services, wie Pay for Performance-Dienste (P4P-Services). Die Webseite, sowie Online-Werbeservices werden durch die Einheit Baidu Netcom betrieben und erbracht. Baidu.com sieht sich dabei als einer der ersten P4P-Servicedienstleister im Reich der Mitte, der solche Dienste anbietet. Ferner umfasst der Suchindex nach Firmenangaben derzeit mehr als 750 Mio. Webobjekte, wobei die Suchmaschine nicht nur nach Texten, sondern auch nach Fotos und Bilder, sondern auch nach MP3-Dateien fahndet.

Über die Tochter Baidu Online stellt das Unternehmen aber auch Suchtechnik und Services für Firmenkunden bereit. Mit Search Index bietet Baidu ein Tool für Medienprofis an, um Veränderungen bei häufig gesuchten Keywords zu erfassen. Bereits im Jahr 2004 übernahm Baidu.com mit Hao123 den weltgrößten Website-Index. Darüber hinaus bietet das Unternehmen inzwischen auch eine Desktop-Suchmaschine an - die erste Desktop-Suchmaschine, die sowohl die chinesische als auch die englische Sprache unterstützt.

Mit Movie Search bietet das Unternehmen einen gebührenpflichtigen Service an, welcher das Herunterladen von Filmen erlaubt, die von lizenzierten Content-Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Mit Baidu Post Bar betreibt Baidu.com eine Community- und Message-Plattform, bestehend aus mehr als 820.000 Diskussionsforen. Ferner betreibt Baidu.com mit Baidu Union ein Netzwerk bestehend aus Webseitenangeboten dritter Unternehmen, womit die Suchmaschine dadurch seinen Bekanntheits- und Verbreitungsgrad erhöhen will. Mit Baidu Space stieg das Unternehmen Mitte 2006 zudem in den Blogger-Markt ein. Mit Baidupedia ist das Unternehmen gleichzeitig auch mit einem Online-Lexikon am Start. Mit Baidu Favorites und Baidu Video Search startet das Unternehmen zuletzt zwei neue Angeobte.

Gleichzeitig wurde die Software-Servicesparte aufgelöst. Zudem schloss Baidu.com eine Partnerschaft mit Hewlett-Packard und mit MTV Networks und EMI Music. Neben dem Hauptsitz in Beijing unterhält Baidu.com noch weitere Niederlassungen in Schanghai und Shenzen. Firmenmitgründer und CEO Robin Li hielt zuletzt noch 26 Prozent der ausstehenden Anteile am Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene vierte Quartal 2006 meldet Baidu.com einen Umsatzsprung auf 271,3 Mio. Yuan bzw. 34,8 Mio. US-Dollar, was einem Zuwachs von 136,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Bereich Online-Marketing zogen die Erlöse auf 34,6 Mio. Dollar an, ein Zuwachs von 141,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Gewinn vervielfachte sich dabei auf 122,8 Mio. Yuan bzw. 15,7 Mio. Dollar oder 45 US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 24,5 Mio. Yuan im Jahr vorher. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen durch Aktienkompensationen ergibt sich für das jüngste Quartal ein operativer Gewinn von 11,1 Mio. Dollar oder 32 US-Cent je Aktie, womit Baidu.com hinter den hohen Erwartungen des Marktes zurückblieb. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit einem Nettogewinn von 36 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Die Zahl der Werbung treibenden Kunden stieg zuletzt auf 108.000 Unternehmen, ein Zuwachs von 5,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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