Baidu wächst trotz Krise weiter zweistellig

Montag, 23. Februar 2009 um 13:08
Baidu Unternehmenslogo

(IT-Times) Im jüngsten Quartal blieb Chinas Suchmaschinenmarktführer Baidu.com (Nasdaq: BIDU, WKN: A0F5DE) zwar deutlich hinter den Gewinnerwartungen zurück, allerdings sind Investoren und Analysten nach wie vor überzeugt von den langfristigen Wachstumsperspektiven des Unternehmens.

Der Grund: Trotz Wirtschaftskrise konnte Baidu.com Umsatz und Gewinn weiter zweistellig steigern. Auch im laufenden ersten Quartal stellt Baidu.com einen weiteren Umsatzzuwachs von 36 bis 39 Prozent in Aussicht, obwohl die Wirtschaftskrise zunehmend auch China erfasst. Die chinesische Regierung rechnet im laufenden Jahr zwar nur noch mit einem Wachstum von rund acht Prozent, allerdings steht China damit deutlich besser da, als Europa und die USA. Hier erwarten Industriebeobachter durch die Rezession ein negatives Wachstum zwischen zwei und fünf Prozent.

Dennoch dürfte auch Baidu die Wirtschaftskrise in den nächsten Quartalen deutlich stärker treffen, als dem Unternehmen lieb ist. Hintergrund ist die hohe Abhängigkeit von kleinen und mittelständischen Firmen, die bislang hauptsächlich das Wachstum bei Baidu getragen haben. Darauf weist auch Morgan Stanley Analyst Richard Ji hin. Kleine und mittlere Firmen sind bislang Hauptkunden von Baidu.com. Diese sind allerdings aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise zunehmend zu Sparmaßnahmen gezwungen und schrauben ihr Werbebudget zurück, glaubt der Analyst.

Baidu.com versucht diesen Trend mit Promotion-Aktionen zu begegnen. Erst im Vormonat habe man ein solches Programm gestartet und einen Anstieg der Besucherzahlen auf den Webseiten festgestellt, heißt es bei Baidu.com. So wolle man die Vertriebs- und Marketingausgaben auch im laufenden Quartal um weitere 40 Mio. Yuan nach oben schreiben, so Baidu-Finanzchefin Jennifer Li. Gleichzeitig habe man jedoch die Zahl der Vertriebs- und Marketingmitarbeiter im vierten Quartal reduziert, um Effizienzen zu verbessern, heißt es.

Pharmaskandal wirft hohe Wellen


Zuletzt geriet Baidu.com in negativer Hinsicht in die Schlagzeilen, nachdem der staatliche Sender CCTV berichtet hatte, dass Baidu ungeprüfte Pharmaseiten gegen Bezahlung ein besonders hohes Suchmaschinen-Ranking ermöglicht habe. Baidu-Chef Robin Li war hierdurch gezwungen worden, sich öffentlich für den Vorfall zu entschuldigen.

Gleichzeitig hat Baidu Maßnahmen eingeleitet, um sein Werbesystem weiter zu verbessern. Dennoch glaubt Oberweis Asset Management Analyst Jeff Papp, dass Baidu.com an diesem Maleur noch eine zeitlang zu knappern hat. Es dürften wohl noch einige Quartale ins Land gehen, bis das System vollständig gesäubert sei, so Papp. Langfristig dürften diese Maßnahmen Baid.com aber noch stärker machen, meint der Analyst gegenüber Bloomberg

Kurzportrait

Die im Jahre 2000 von Robin Li und Eric Xu gegründete Baidu.com ist die führende Internet-Suchmaschine Chinas. Das Unternehmen, mit Hauptsitz in der chinesischen Hauptstadt Beijing bietet aber nicht nur Suchdienste, sondern auch Marketing-basierte Online-Services, wie Pay-for-Performance-Dienste (P4P-Services). Die Webseite, sowie Online-Werbeservices werden durch die Einheit Baidu Netcom betrieben und erbracht. Baidu.com sieht sich dabei als einer der ersten P4P-Servicedienstleister im Reich der Mitte, der solche Dienste anbietet. Ferner umfasst der Suchindex nach Firmenangaben mehr als 800 Mio. Webobjekte, wobei die Suchmaschine nicht nur nach Texten, sondern auch nach Fotos und Bilder, sondern auch nach MP3-Dateien fahndet.

Über die Tochter Baidu Online stellt das Unternehmen aber auch Suchtechnik und Services für Firmenkunden bereit. Mit Search Index bietet Baidu ein Tool für Medienprofis an, um Veränderungen bei häufig gesuchten Keywords zu erfassen. Bereits im Jahr 2004 übernahm Baidu.com mit Hao123 den weltgrößten Website-Index. Darüber hinaus bietet das Unternehmen inzwischen auch eine Desktop-Suchmaschine an - die erste Desktop-Suchmaschine, die sowohl die chinesische als auch die englische Sprache unterstützt.

Mit Movie Search bietet das Unternehmen einen gebührenpflichtigen Service an, welcher das Herunterladen von Filmen erlaubt, die von lizenzierten Content-Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Mit Baidu Post Bar betreibt Baidu.com eine Community- und Message-Plattform, bestehend aus mehr als eine Diskussionsforen. Ferner betreibt Baidu.com mit Baidu Union ein Netzwerk bestehend aus Webseitenangeboten dritter Unternehmen, womit die Suchmaschine dadurch seinen Bekanntheits- und Verbreitungsgrad erhöhen will. Mit Baidu Space stieg das Unternehmen Mitte 2006 zudem in den Blogger-Markt ein. Mit Baidupedia ist das Unternehmen gleichzeitig auch mit einem Online-Lexikon am Start. Mit Baidu Favorites, Baidu Video Search und Hao123.com startete das Unternehmen drei neue Angebote. Mit Baidu Knows betreibt Baidu.com den weltweit größten Frage- und Antwortservice. In 2008 ging Baidu.com mit seiner eigenen E-Commerce Plattform Youa.com an den Start. Daneben erwarb Baidu.com für rund 100 Mio. RMB eine 8,3%ige Beteiligung an dem Video- und Filmspezialisten UiTV.com.

Zudem schloss Baidu.com Partnerschaften mit Hewlett-Packard, MTV Networks, Microsoft und EMI Music. Neben dem Hauptsitz in Beijing unterhält Baidu.com noch weitere Niederlassungen in Schanghai und Shenzen. Firmenmitgründer und CEO Robin Li hielt zuletzt noch 26 Prozent der ausstehenden Anteile am Unternehmen.

Zahlen

Um 58 Prozent hat Baidu.com im vierten Quartal den Umsatz gesteigert, welcher sich damit auf 902,13 Mio. Yuan bzw. 132,2 Mio. US-Dollar summierte. Im Vorjahreszeitraum lag der Umsatz noch bei 571,06 Mio. Yuan. Kosten abgezogen, generierte Baidu einen operativen Gewinn von 304,72 Mio. Yuan (Vorjahr: 176,29 Mio. Yuan) bzw. 44,7 Mio. Dollar. Der Nettogewinn summierte sich im vierten Quartal 2008 auf 288,67 Mio. Yuan und lag 31 Prozent über dem Vorjahresniveau. Damit hinkte auch bei Baidu im vierten Quartal der Gewinn dem Umsatz hinterher. Pro Aktie erzielte Baidu einen Nettogewinn von 1,22 Dollar je ADS-Anteil, während Analysten mit einem Plus von 1,32 Dollar je Aktie gerechnet hatten.

Insgesamt beendete Baidu das vierte Quartal mit mehr als 197.000 aktiven Online-Kunden, ein Zuwachs von 27,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf Gesamtjahressicht summierte sich der Umsatz des Suchmaschinenbetreibers auf 3,2 Mrd. Yuan. Nach 1,74 Mrd. Yuan Umsatz im Geschäftsjahr 2007 ein Plus von 83 Prozent. Der operative Gewinn erhöhte sich im Geschäftsjahr 2008 auf 1,1 Mrd. Yuan, nach 547,15 Mio. Yuan im Vorjahreszeitraum ein Plus von ziemlich genau 100 Prozent. Netto verdienten die Chinesen in 2008 1,05 Mrd. Yuan oder 66 Prozent mehr als im Vorjahr. Pro Aktie entspricht dies einem verwässerten Gewinn von 30,19 Yuan (Vorjahr: 18,11 Yuan). Insgesamt beendete Baidu das Jahr 2008 mit liquiden Mitteln von 2,7 Mrd. Dollar.

Markt und Wettbewerb

Baidu.com gilt in China als die führende Suchmaschine und verdrängt Branchengrößen, wie Google, Yahoo, Sohu.com und Microsoft auf die Plätze. Nach Angaben unabhängiger Marktforscher kontrolliert Baidu.com inzwischen fast zwei Drittel des chinesischen Suchmaschinenmarktes. Die Marktforscher des Hauses Analysys International schreiben Baidu.com in 2008 einen Marktanteil von 62,2 Prozent in China zu.

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