Baidu profitiert von Verunsicherung über Google-Vorstoß

Donnerstag, 11. Februar 2010 um 13:10
Baidu Unternehmenslogo

(IT-Times) - Mit einem Kursplus von mehr als zehn Prozent gehörten die Aktien der chinesischen Suchmaschine Baidu (Nasdaq: BIDU, WKN: A0F5DE) am Vortag zu den Hauptgewinnern an der New Yorker Nasdaq.

Baidu hatte im jüngsten Quartal nicht nur die Gewinnerwartungen der Analysten deutlich übertreffen können, gleichzeitig wartete das Unternehmen mit einem positiven Ausblick auf das laufende erste Quartal 2010 auf. Der positive Geschäftsverlauf im jüngsten Quartal ist derweil nicht nur auf die Erholung der chinesischen Wirtschaft zurückzuführen, die im Schlussquartal wieder um über zehn Prozent gewachsen ist.

Umstellung auf Phoenix Nest abgeschlossen


Auch fielen die Umsatzeinbußen durch den Wechsel auf das neue Werbesystem Phoenix Nest niedriger aus, als erwartet. Die Integration des neuen Systems ist nunmehr abgeschlossen, wobei Baidu Senior Vizepräsident Haoyu Shen schon weitere Fortschritte durch das neue System im Quartalsverlauf in Aussicht stellt.

Einen zusätzlichen Schub dürfte Baidu im laufenden Quartal durch die Erklärungen des Rivalen Google erhalten. Der US-Suchmaschinengigant hatte erklärt, sich möglicherweise aus China zurückziehen zu wollen, sollte die chinesische Regierung weiterhin an der strengen Zensur der Suchergebnisse festhalten. Google war zudem Ziel von Hacker-Angriffen geworden, wobei insbesondere Gmail-Konten im Visier von Cyber-Kriminellen geraten sind.

Google holt zwar auf, verunsichert aber Werbekunden


Google vermutet hinter der Attacke auch offizielle Weisungen aus Peking, zumal die kommunistische Regierung ein Motiv hätte, denn Google konnte in den vergangenen Quartalen dem Lokal-Rivalen Baidu stetig Markanteile abnehmen. Während Baidu im Schlussquartal nur noch auf einen Marktanteil von 58,4 Prozent kam, konnte Google seinen Marktanteil auf 35,6 Prozent steigern, so die Marktforscher aus dem Hause Analysys International.

Google-Werbekunden sind offenbar verunsichert. Nach einem Bericht der China Business News hat Google China zuletzt deutlich weniger Werbebuchungen verzeichnet, während das Vertrauen der Baidu-Partner in den chinesischen Marktführer gestiegen ist, so Baidu-Chef Robin Li. Analysten wie Pacific Crest Experte Steve Weinstein glauben dann auch, dass Baidu in den kommenden Monaten weiter von der Verunsicherung profitieren wird, insbesondere wenn der stärkste Konkurrent Google den Markt verlassen sollte.

Die Marktführerschaft in China zu verteidigen, hat für Baidu oberste Priorität, nachdem Ausflüge in den japanischen Suchmaschinenmark und in den E-Commerce-Bereich bislang von wenig Erfolg gekrönt waren. Insbesondere mit seiner E-Commerce Plattform Youa konnte Baidu bislang kaum in China punkten, so dass sich Baidu nunmehr entschied, mit der japanischen Rakuten einen starken Partner ins Boot zu holen, zumal der chinesische E-Commerce Rivale Taobao derzeit Suchanfragen von Baidu blockiert…

Kurzportrait

Die im Jahre 2000 von Robin Li und Eric Xu gegründete Baidu Inc ist die führende Internet-Suchmaschine Chinas. Das Unternehmen, mit Hauptsitz in der chinesischen Hauptstadt Beijing bietet aber nicht nur Suchdienste, sondern auch Marketing-basierte Online-Services, wie Pay-for-Performance-Dienste (P4P-Services). Die Webseite, sowie Online-Werbeservices werden durch die Einheit Baidu Netcom betrieben und erbracht. Baidu sieht sich dabei als einer der ersten P4P-Servicedienstleister im Reich der Mitte, der solche Dienste anbietet. Ferner umfasst der Suchindex nach Firmenangaben mehr als eine Milliarde Webobjekte, wobei die Suchmaschine nicht nur nach Texten, sondern auch nach Fotos und Bilder, sondern auch nach MP3-Dateien fahndet.

Über die Einheit Baidu Online stellt das Unternehmen aber auch Suchtechnik und Services für Firmenkunden bereit. Mit Search Index bietet Baidu ein Tool für Medienprofis an, um Veränderungen bei häufig gesuchten Keywords zu erfassen. Ende 2009 stellte Baidu sein Werbesystem auf das neue System mit dem Namen Phoenix Nest um.

Bereits im Jahr 2004 übernahm Baidu.com mit Hao123 den weltgrößten Website-Index. Darüber hinaus bietet das Unternehmen inzwischen auch eine Desktop-Suchmaschine an.

Mit Movie Search bietet das Unternehmen einen gebührenpflichtigen Service an, welcher das Herunterladen von Filmen erlaubt, die von lizenzierten Content-Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Mit Baidu Post Bar betreibt Baidu.com eine Community- und Message-Plattform, bestehend aus mehr als eine Diskussionsforen. Ferner betreibt Baidu.com mit Baidu Union ein Netzwerk bestehend aus Webseitenangeboten dritter Unternehmen, womit die Suchmaschine dadurch seinen Bekanntheits- und Verbreitungsgrad erhöhen will. Mit Baidu Space stieg das Unternehmen Mitte 2006 zudem in den Blogger-Markt ein. Mit Baidupedia ist das Unternehmen gleichzeitig auch mit einem Online-Lexikon am Start. Mit Baidu Favorites, Baidu Video Search und Hao123.com startete das Unternehmen drei neue Angebote. Mit Baidu Knows betreibt Baidu.com den weltweit größten Frage- und Antwortservice. In 2008 ging Baidu.com mit seiner eigenen E-Commerce Plattform Youa.com sowie mit Baidu Japan im Land der aufgehenden Sonne an den Start. Daneben erwarb Baidu.com für rund 100 Mio. RMB eine 8,3%ige Beteiligung an dem Video- und Filmspezialisten UiTV.com.

Zudem schloss Baidu.com Partnerschaften mit Hewlett-Packard, MTV Networks, Microsoft, EMI Music und Rakuten (Joint Venture im E-Commerce Bereich). Neben dem Hauptsitz in Beijing unterhält Baidu.com noch weitere Niederlassungen in Schanghai und Shenzen. Firmenmitgründer und CEO Robin Li hielt zuletzt noch eine Minderheitsbeteiligung am Unternehmen.

Zahlen

Im vierten Quartal 2009 verbuchte Baidu einen Umsatz von 1,26 Mrd. Renminbi bzw. 184,7 Mio. US-Dollar, nach 902,12 Mio. Renminbi im Vorjahreszeitraum. Das operative Ergebnis lag mit 462,16 Mio. Renminbi ebenfalls über dem 2008er Wert von 304,72 Mio. Renminbi. Nachsteuerlich verblieb Baidu ein Gewinn von 427,86 Mio. Renminbi bzw. von 12,27 Renminbi je Aktie. Auf Dollar-Basis konnte Baidu seinen Nettogewinn um 48 Prozent auf 62,7 Mio. Dollar oder 1,80 Dollar je Aktie steigern und damit die Markterwartungen der Analysten deutlich übertreffen. Diese hatten im Vorfeld nur mit einem Plus von 1,69 Dollar je Anteil gerechnet.

Auf Jahressicht gelang es Baidu den Umsatz von 3,19 Mrd. Renminbi (RMB) in 2008 auf nunmehr 4,44 Mrd. Renminbi zu erhöhen. Das operative Ergebnis bezifferte sich auf 1,60 Mrd. Renminbi (Vorjahr: 1,09 Mrd. Renminbi). Baidu erwirtschaftete einen Nettogewinn von 1,48 Mrd. Renminbi nach 1,04 Mrd. Renminbi im Vorjahr. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von 30,19 Renminbi auf nunmehr 42,70 Renminbi.

Markt und Wettbewerb

Baidu gilt in China als die führende Suchmaschine und verdrängt Branchengrößen, wie Google, Yahoo, Sohu.com und Microsoft auf die Plätze. Nach Marktdaten des Marktforschers Analysys International kam Baidu im vierten Quartal 2009 auf einen Marktanteil von 58,4 Prozent in China.

Alternative Suchmaschinenanbieter wie Sohu.com (Sogou.com) und Sina (iAsk.com) und Netease.com spielen lediglich eine untergeordnete Rolle im chinesischen Suchmaschinenmarkt.

Meldung gespeichert unter: Baidu, Hintergrundberichte, Internet

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