Baidu kämpft mit steigenden Kosten - Reise-Tochter Qunar im Aufwind

China: Internet-Suche

Mittwoch, 6. Februar 2013 um 15:03
Baidu Unternehmenslogo

(IT-Times) - Die Aktien des chinesischen Suchmaschinengiganten Baidu standen zuletzt kräftig unter Druck und verloren am Vortag rund zehn Prozent an der New Yorker Nasdaq.

Baidu hatte zwar im jüngsten Quartal seinen Nettogewinn um rund 36 Prozent steigern können, gleichzeitig war dies das niedrigste Gewinnwachstum seit 2009. Der Grund: Baidu (Nasdaq: BIDU, WKN: A0F5DE) sieht sich nicht nur einem steigenden Wettbewerb durch andere Anbieter wie Qihoo 360 und Sogou gegenüber, auch die zunehmende Verlagerung des Web-Verkehrs ins Internet macht Baidu zu schaffen. Zudem scheint sich der Trend der stetig steigenden Werbepreise seinem Ende zu nähern.

Kosten steigen schneller als der Umsatz
Nachdem die Kosten zuletzt schneller als der Umsatz wuchsen, steigen an der Wall Street die Zweifel, ob Baidu von der steigenden mobilen Nutzung des Internets profitieren kann. Während der Umsatz um 42 Prozent zulegte, kletterten die allgemeinen Betriebs- und Verwaltungskosten um 52 Prozent auf 127,2 Mio. Dollar, während die Forschungs- und Entwicklungskosten um 70 Prozent auf 112,6 Mio. Dollar zulegten.

Zudem ist Baidus Marktstellung im mobilen Internet ist bei weitem nicht so dominant wie Baidus Stellung auf dem Desktop. Marktbeobachter gehen davon aus, dass eine signifikante Monetarisierung des Mobile-Traffics noch mehrere Quartale dauern kann. Um diesen steigenden Web-Verkehr zu nutzen, will Baidu sich in diesem Jahr auf den Mobile-Bereich konzentrieren, so Baidu-Finanzchefin Jennifer Li.

Daher sollen Neueinstellungen vorgenommen werden, wobei die neuen Mitarbeiter vor allem neue Produkte speziell für den Mobile-Markt entwickeln sollen. Darüber hinaus will Baidu auch mehr Akquisitionen tätigen, nachdem das Unternehmen in 2011 die Reisesuchmaschine Qunar.com übernommen hatte.

Qunar.com will Umsätze in 2013 verdoppeln
Qunar.com entwickelte sich seit der Übernahme durch Baidu vielversprechend. Die Seite will in 2013 seine Erlöse auf rund 1,0 Mrd. Yuan bzw. 160 Mio. US-Dollar verdoppeln. Schon in diesem Jahr will die Baidu-Tochter 20 Prozent seiner Buchungen über mobile Endgeräte generieren, nach 15 Prozent im Jahr vorher, so Qunar CEO Zhuang Chenchao.

Die Mobile-App von Qunar.com wurde bereits mehr als 25 Millionen Mal heruntergeladen. Zudem hat Qunar.com im vierten Quartal den bisherigen Marktführer cTrip.com beim Online-Verkauf von Flugtickets überholt. Dadurch, dass Qunar.com den größten Teil seiner Flugtickets im Internet verkauft, könne das Unternehmen günstigere Preise anbieten, so Zhuang. Die Chancen stehen daher gut, dass Qunar.com in den nächsten Jahren zu einem wichtigen Wachstumsträger im Konzern avanciert.

Kurzportrait

Die im Jahre 2000 von Robin Li und Eric Xu gegründete Baidu ist die führende Internet-Suchmaschine Chinas. Das Unternehmen, mit Hauptsitz in Beijing bietet aber nicht nur Suchdienste, sondern auch Marketing-basierte Online-Services, wie Pay-for-Performance-Dienste (P4P-Services). Die Webseite, sowie Online-Werbeservices werden durch die Einheit Baidu Netcom betrieben und erbracht. Baidu sieht sich dabei als einer der ersten P4P-Servicedienstleister im Reich der Mitte, der solche Dienste anbietet. Ferner umfasst der Suchindex nach Firmenangaben mehr als eine Milliarde Webobjekte, wobei die Suchmaschine nicht nur nach Texten, sondern auch nach Fotos und Bilder, sondern auch nach MP3-Dateien fahndet.

Über die Einheit Baidu Online stellt das Unternehmen aber auch Suchtechnik und Services für Firmenkunden bereit. Mit Search Index bietet Baidu ein Tool für Medienprofis an, um Veränderungen bei häufig gesuchten Keywords zu erfassen. Ende 2009 stellte Baidu sein Werbesystem auf das neue System mit dem Namen Phoenix Nest um.

Bereits im Jahr 2004 übernahm Baidu.com mit Hao123 den weltgrößten Website-Index.

Mit Movie Search bietet das Unternehmen einen gebührenpflichtigen Service an, welcher das Herunterladen von Filmen erlaubt, die von lizenzierten Content-Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Mit Baidu Post Bar betreibt Baidu.com eine Community- und Message-Plattform, bestehend aus mehr als eine Diskussionsforen. Ferner betreibt Baidu.com mit Baidu Union ein Netzwerk bestehend aus Webseitenangeboten dritter Unternehmen, womit die Suchmaschine dadurch seinen Bekanntheits- und Verbreitungsgrad erhöhen will. Mit Baidu Space stieg das Unternehmen Mitte 2006 zudem in den Blogger-Markt ein. Mit Baidupedia ist das Unternehmen gleichzeitig auch mit einem Online-Lexikon am Start. Mit Baidu Favorites, Baidu Video Search und Hao123.com startete das Unternehmen drei neue Angebote. Mit Baidu Knows betreibt Baidu.com den weltweit größten Frage- und Antwortservice. In 2008 ging Baidu.com mit seiner eigenen E-Commerce Plattform Youa.com sowie mit Baidu Japan im Land der aufgehenden Sonne an den Start. Daneben erwarb Baidu.com für rund 100 Mio. RMB eine 8,3%ige Beteiligung an dem Video- und Filmspezialisten UiTV.com. Mitte 2011 wurde zudem Chinas führende Reisesuchmaschine Qunar übernommen. Ende 2012 übernahm Baidu die Mehrheit am Videoportal iQiyi.

Zudem schloss Baidu.com Partnerschaften mit Hewlett-Packard, MTV Networks, Microsoft, EMI Music und Rakuten (Joint Venture im E-Commerce Bereich). Gemeinsam mit Rakuten betreibt Baidu das Joint Venture Rakuten China. Neben dem Hauptsitz in Beijing unterhält Baidu.com noch weitere Niederlassungen in Schanghai und Shenzen. Firmenmitgründer und CEO Robin Li hielt zuletzt noch eine Minderheitsbeteiligung am Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene vierte Quartal 2012 meldete Baidu einen um 41,6 Prozent auf 6,335 Mrd. Renminbi (1,017 Mrd. US-Dollar) gestiegenen Umsatz. Um 24,0 Prozent und folglich mit stark sinkenden Margen, kletterte der operative Gewinn im vierten Quartal. Er summierte sich in den Monaten zehn bis zwölf auf 457,1 Mio. Dollar. Netto verdiente Baidu im vierten Quartal 2012 448,7 Mio. Dollar oder 1,28 Dollar je Aktie, ein Plus von 36,1 Prozent. Unter dem Strich verbuchte Baidu im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 1,31 US-Cent je Aktie, womit das Unternehmen damit die Markterwartungen der Analysten um zwei Cent übertreffen konnte.

Meldung gespeichert unter: Baidu, Hintergrundberichte, Internet

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