Applied Materials hängt mit Milliardenzukauf die Konkurrenz ab

Donnerstag, 19. Mai 2011 um 13:44
Applied Materials

(IT-Times) - Der weltweit größte US-Halbleiterausrüster Applied Materials (Nasdaq: AMAT, WKN: 865177) dürfte mit seiner Milliardenübernahme von Varian Semiconductor eine neue Konsolidierungswelle in der Ausrüsterindustrie eingeleitet haben, glauben Marktbeobachter.

Die Übernahme von Varian durch Applied ist noch gar nicht richtig abgeschlossen, schon wird Novellus Systems an der Wall Street ein weiterer Ausrüster als Übernahmekandidat gehandelt. Der Grund: Durch den Schachzug von Applied geraten andere Branchen-Player unter Druck, zumal sich Applied mit der Transaktion nunmehr auch im Bereich Ausrüstungsanlagen für Ionen Implementierung an die Spitze des Marktes katapuliert.

Erst vor zwei Jahren hatte sich Applied aus diesem Markt zurückgezogen, nachdem man in diesem Bereich kaum voran kam. Die Entwicklung von entsprechenden Produkten wurde eingestellt, die betreffende Einheit in England wurde geschlossen - 270 Mitarbeiter waren damals von der Maßnahme betroffen.

Applied sichert sich Marktführerschaft in einem weiteren Wachstumsmarkt


Nunmehr also der erneute Strategiewechsel. Mit Varian Semiconductor hat Applied einen starken Partner gefunden, der dem Unternehmen den Sprung an die Spitze des Marktes ermöglicht. Barclays Capital Experte C.J. Muse verweist auf die dominante Position von Varian Semiconductor im Markt für Ionen Implementierer, wonach Varian im Jahr 2010 auf einen Marktanteil von 75 Prozent kam. Konkurrenten wie Nissin, Sumitomo und Axecelis folgen abgeschlagen mit einstelligen Marktanteilen auf Platz zwei, drei und vier.

Aber nicht nur marktanteilsmäßig wird sich der Milliardenzukauf für Applied lohnen. Der Varian-Umsatz hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, auch für das laufende Jahr hatten Analysten ein weiteres Umsatzplus von mehr als 50 Prozent auf der Rechnung, womit Varian weiter deutlich schneller wächst als Applied. Auch die Profitabilität kann sich sehen lassen. Bei einem Umsatz von 330 Mio. Dollar erwirtschaftete Varian im ersten Quartal 2011 einen Nettogewinn von 82,3 Mio. Dollar.

Applied stärkt seine Position als Solarausrüster


Analysten wie Stifel Nicolaus Experte Patrick Ho bewerten die Übernahme noch aus einem weiteren Grund positiv. Varian hat auch Technologien entwickelt, die bei der Herstellung von Solarmodulen und LEDs eingesetzt werden, einem weiteren viel versprechenden Markt, in dem Applied künftig eine stärkere Rolle spielen wird...

Kurzportrait

Die bereits im Jahre 1967 gegründete und im kalifornischen Santa Clara ansässige Applied Materials gilt als weltweit führender Anbieter von Halbleiter- und Solarausrüstungsanlagen. Das Unternehmen bietet aber nicht nur Herstellungsanlagen für die Fertigung von Halbleitern an, sondern auch Software, welche die Beschichtung und die Produktion von Halbleitern überwachen. Gleichzeitig bietet das Unternehmen auch Testanlagen an, welche die gefertigten Mikrochips nicht nur auf ihre Funktionsweise hin überprüfen, sondern womit sich auch ganze Produktionsabläufe und Fertigungszyklen simulieren lassen. Insgesamt operiert Applied heute aus vier Kerngeschäftsbereichen heraus: Silicon Systems Group, Applied Global Services (AGS), Display sowie Energy and Environmental Solutions (EES).

Das Unternehmen, welches seit 1972 an der Börse gehandelt wird, kann auf eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte zurückblicken. Bereits im Jahre 1977 folge die internationale Expansion nach Europa. Zwei Jahre später war der Halbleiterspezialist auch mit einer Niederlassung in Japan vertreten. Der asiatische Wirtschaftsraum stand auch in den nachfolgenden Jahren weiter im Mittelpunkt. 1984 folgte eine Niederlassung in China. Von 1989 bis 1991 wurden weitere Tochterfirmen in Korea, Taiwan und Singapur gegründet. Im asiatischen Raum erwirtschaftet Applied heute etwa 70 Prozent seiner gesamten Umsatzerlöse.

Im Jahre 1993 stieg das Unternehmen mit dem Überschreiten der Umsatzgrenze von einer Mrd. US-Dollar zum weltweiten Marktführer im Bereich der Fertigungsanlagen für Halbleiter auf. Im Jahre 1997 setzte das Unternehmen seine Expansion durch die Übernahme von Opal und Orbot Instruments fort. Ein Jahr später folgte die Übernahme von Consilium, einem führenden Softwareentwickler in der Halbleiterindustrie. Im Jahre 2000 kaufte Applied dann den Spezialisten Etec Systems. Zuletzt übernahm Applied den Halbleiterspezialisten Boxer Cross, einen Anbieter von Kontrollverfahren bei der Halbleiterfertigung. Im Jahr 2006 übernahm Applied den Halbleiter- und Solarausrüster Applied Films und den Softwarespezialisten Brooks Software. Mitte 2006 verstärkte sich Applied erneut in der Solarindustrie und übernahm den Spezialisten HCT Shaping Systems (HCT). Ende 2007 verstärkte sich Applied durch die Übernahme des italienischen Solar- und Halbleiterausrüsters Baccini S.p.A. Ende 2009 übernahm Applied den Chip-Spezialisten Semitool. Im Mai 2011 kaufte Applied für 4,9 Mrd. Dollar den Konkurrenten Vairan Semiconductor.

Mit etwa 14.000 Mitarbeitern und über 90 Niederlassungen in 13 Ländern erwirtschaftete das Unternehmen zuletzt einen Jahresumsatz von mehr als fünf Mrd. US-Dollar. Zu den größten Kunden des Unternehmens zählt unter anderem der Halbleitergigant Intel, als auch der Prozessorhersteller AMD und Motorola. Im Solarausrüstermarkt betreut das Unternehmen inzwischen ebenfalls viele Kunden wie den chinesischen Solarspezialisten LDK Solar.

Zahlen

Für das vergangene Januarquartal meldet Applied einen Umsatzanstieg um 45 Prozent auf 2,69 Mrd. Dollar, nach Einnahmen von 1,85 Mrd. Dollar im Jahr vorher. Der Nettogewinn kletterte um 509 Prozent auf 506 Mio. US-Dollar oder 38 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 83 Mio. Dollar oder sechs US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Applied einen Nettogewinn von 36 US-Cent je Aktie erwirtschaften und damit die Markterwartungen der Analysten übertreffen - diese hatten im Vorfeld mit Einnahmen von 2,58 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 33 US-Cent je Aktie gerechnet.

Die Erlöse im Kerngeschäft Silicon Systems Group zogen um 54 Prozent auf 1,5 Mrd. Dollar an, während die Umsätze im Global Services Geschäft um 33 Prozent auf 567 Mio. US-Dollar kletterten. Die Einnahmen im Energie- und Umweltsegment, welches das Solargeschäft umfasst, stiegen um 48 Prozent auf 476 Mio. Dollar.

Insgesamt konnte Applied im Kerngeschäft Silicon Systems Aufträge in Höhe von 1,61 Mrd. Dollar verbuchen, ein leichter Rückgang um vier Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im Display-Geschäft gingen die Order-Zahlen um 19 Prozent zurück, während die Aufträge in der Solarsparte um 22 Prozent auf 668 Mio. Dollar gegenüber dem Vorquartal nach oben schnellten.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Applied Materials, Hintergrundberichte, Halbleiter, Solartechnik

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