Wirecard: Where ist the cash?

E-Commerce: Digitale Bezahllösungen (Digital Payment)

Montag, 22. November 2021 um 11:09
Wirecard Singapur

ASCHHEIM (IT-Times) - Nach der Feststellung, dass rund 1,9 Mrd. Euro in den Kassen des Anbieters von digitalen Zahlungsdienstleistungen fehlen, musste der Payment-Anbieter Wirecard AG Insolvenz anmelden.

Noch immer ist unklar, ob diese Mittel bei Wirecard gar nicht existierten und über Bilanzmanipulation entstanden sind oder ob diese sukzessive und systematisch abgeschöpft wurden, das Unternehmen also sozusagen „ausgehöhlt“ wurde.

Indizien sprachen bereits im Sommer letzten Jahres eher für die zweite Version. Das wird durch jüngste Recherchen der Süddeutschen Zeitung untermauert. Klar ist, dass Beträge aus dem Unternehmen auf dubiosen Wegen abgeflossen sind.

Wie hoch die Summen sind, ist allerdings unklar. Wo fließen derartige Beträge normalerweise hin? –  natürlich in Staaten, die nicht so strenge Regeln bei der Finanzaufsicht haben und in Regionen, die als Steueroasen gelten.

Wirecard war in einem Sektor tätig, der als zukunftsträchtig gilt, das Angebot von digitalen Zahlungsdienstleistungen im E-Commerce Segment. Daher ist es unwahrscheinlich, dass das Unternehmen nicht irgendwo auch erfolgreich war.

Allerdings gab es bereits zahlreiche Wettbewerber, insbesondere aus den USA kommend, die viel größer und breiter aufgestellt waren. Daher war das Geschäft von Wirecard auch in den USA mehr oder weniger bedeutungslos.

Im Heimatmarkt Deutschland aber hatte Wirecard aus Aschheim genügend Chancen, zu wachsen. Nun berichtet die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel über neue Erkenntnisse zu Geldabflüssen aus dem Technologieunternehmen.

Strafverteidiger Alfred Dierlamm sieht derweil Chancen, seinen seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft sitzenden Mandanten, Wirecard Ex-CEO Markus Braun, aus dem Gefängnis zu holen.

Braun wird von der Staatsanwaltschaft München unter anderem bandenmäßiger Betrug an Investoren und Banken in Milliardenhöhe, Bilanzfälschung, Marktmanipulation und Untreue vorgeworfen.

Nachdem im Juni 2020 festgestellt worden war, dass im Unternehmen bilanzierte 1,9 Mrd. Euro, die sich auf Konten in Asien befinden sollten, in den Kassen der Wirecard AG fehlten, musste das Unternehmen Insolvenzantrag stellen.

Die Staatsanwaltschaft in München ging bisher offiziell davon aus, dass der Betrag frei erfunden war, also niemals existierte. WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" berichten nun über neue Hinweise auf weitere dubiose Zahlungsabflüsse bei Wirecard.

Das Interessante: Involviert sei die Wirecard Bank AG, eine Tochtergesellschaft der Wirecard AG mit Sitz in München. Mehrere Hundert Millionen Euro seien über die Bank zu Gesellschaften in der Karibik und in andere Offshore- und Steuerparadiese geflossen.

Damit dürfte der ehemalige Vorstand und Wirecard-CFO Alexander von Knoop wieder mehr in den Mittelpunkt von Untersuchungen rücken, denn schließlich war er jahrelang bei der Wirecard Bank beschäftigt und fast von Anfang an dabei.

Knoop seit 2005 bei der Wirecard AG und seit 2014 zudem Mitglied des Vorstands der Wirecard Bank AG, ersetzte 2018 den langjährigen Finanzvorstand Burkhard Ley bei der Wirecard AG, der seinen zum Jahresende 2017 auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern wollte.

In Asien soll das Drittpartnergeschäft von Wirecard erst gar nicht existiert haben, also großenteils frei erfunden worden sein, genauso wie Kunden. Warum werden 1,9 Mrd. Euro in Asien deponiert, wenn Wirecard doch eine eigene Bank in Deutschland besitzt?

Aufschluss darüber geben könnte sicherlich auch das flüchtige Wirecard Ex-Vorstandsmitglied Jan Marsalek, der seinerzeit für das operative Geschäft und das Geschäft in Asien-Pazifik der Wirecard AG zuständig war.

Meldung gespeichert unter: Mobile Payment, E-Commerce, Online-Payment, Geldwäsche, Wirecard, Hintergrundberichte, Software, IT-Services

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