Wirecard: Payment-Anbieter soll Kunden frei erfunden haben

E-Commerce: Digitale Bezahllösungen (Digital Payment)

Donnerstag, 16. Juli 2020 um 08:48

ASCHHEIM/MÜNCHEN (IT-Times) - Die Wirecard AG war wegen ihres nicht leicht zu durchschauenden Geschäftsmodells und der undurchsichtigen Partnerstruktur mehr oder weniger eine Black Box - offensichtlich auch bei Kunden.

Wirecard Hauptversammlung

Die insolvente Wirecard AG verfügt offiziell über Hunderte von Partnerschaften, einige davon aber waren wohl eher Wunschdenken. Doch die PR-Abteilung funktionierte und wurde nicht müde, über angeblich neue Partner zu berichten.

Insgesamt fehlen mindestens 1,9 Mrd. Euro in den Kassen des Anbieters von digitalen Zahlungsdienstleistungen. Ob das Geld überhaupt existierte oder möglicherweise „abgeflossen“ ist, bleibt zunächst unklar.

Geworben wurde unterdessen mit großen Namen wie SAP S.E., SoftBank Group Corp. und der Zurich Insurance Group, nur um einige zu nennen. Davon waren offensichtlich auch einige frei erfunden.

Das Wall Street Journal hat in einer Befragung von mehr als mehr als 300 Unternehmen, mit denen Wirecard Kundenverträge oder Kooperationen eingegangen haben soll, festgestellt, dass einige Unternehmen nichts davon wussten.

So zeigte sich SAP beispielsweise überrascht, als Wirecard den deutschen Softwarekonzern im Februar dieses Jahres als "offiziellen Entwicklungspartner" präsentierte. Die Partnerschaft sei nie unterschrieben oder zur Veröffentlichung freigegeben worden, erklärte ein Konzernsprecher von SAP.

Derartige Pressemitteilungen hatte der EX-Vorstandsvorsitzende Markus Braun gerne auch auf seinem Twitter-Account kommentiert, das nun nur noch mit Bestätigung eingesehen werden kann.

Gegen Braun ermitteln die BaFin und die Staatsanwaltschaft. Im Raum stehen Vorwürfe unter anderem wegen Marktmanipulation, Insiderhandel, Betrug, Bilanzfälschung, bewusste Weitergabe irreführender Informationen etc.

Intern soll unter Wirecard-Mitarbeitern damit gescherzt worden sein, dass Wirecard`s wahres Produkt Pressemitteilungen seien. Der Druck kam offenbar von Seiten der Investor-Relations-Abteilung der Wirecard AG.

Dabei wurden Deals als strategische Kooperationen bzw. Partnerschaften angepriesen, die im Grunde genommen nur einfache Kundenverträge zur Übernahe von Zahlungsdienstleistungen waren.

Meldung gespeichert unter: Mobile Payment, E-Commerce, Online-Payment, Wirecard, Software, IT-Services

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