Fall Wirecard: Wie man verdeckten Bilanzbetrug erkennen kann – 10 Indizien

Bilanzierung

Mittwoch, 10. März 2021 um 18:56

Im Laufe der Zeit gab es zahlreiche Kapitalerhöhungen der Wirecard AG und deren von Tochtergesellschaften. Nach der Fusion in 2005 erhöhten sich gleichzeitig die Verbindlichkeiten der Wirecard AG ständig (mit zwei Jahren als Ausnahme).

Auffällig war hier ein stetiger, sprunghafter Anstieg der Schulden seit 2012. Mit anderen Worten: Die Wirecard AG konnte das Wachstum des Unternehmens nicht aus eigener Kraft, also aus dem Cash-Flow, refinanzieren.

Der sechste Hinweis waren die völlig überteuerten Akquisitionen von Wirecard, allen voran die Übernahme von GI Retail und Hermes i-Ticket für rund 340 Mio. Euro, ein kleiner Payment-Anbieter und Ticket-Vermarkter aus Indien ohne nennenswerten Umsatz.

Über völlig unbekannte und nur wenige Partnerunternehmen im Ausland soll ein Großteil des Unternehmensumsatzes in Milliardenhöhe generiert worden sein. Auch das ist ungewöhnlich und hätte den ein oder anderen Watchdog stutzig machen sollen.

Zudem wurden bei den zahlreichen Pressemitteilungen der Wirecard AG zwar immer wieder neue Kunden genannt, aber wie groß das Auftragsvolumen tatsächlich war, blieb meist unklar.

Für einen Payment-Anbieter bleibt in der Regel nur ein sehr kleiner Prozentsatz (oftmals 1,5 Prozent) als Provision übrig, daher müssen schon sehr große Volumina bewegt werden, um überhaupt Gewinne erwirtschaften zu können.

Hinweis Nummer Neun waren die zahlreichen Angriffe aus der Presse und von Banken, und von Shortsellern sowie von Aktionärsschützern gegen Wirecard, die ein Anleger immer ernst nehmen sollte, denn obwohl selbstverständlich Eigeninteressen im Spiel sind, gibt es für Attacken zumeist einen echten Hintergrund.

Schließlich ist es mehr als ungewöhnlich, dass Wirecard liquide Mittel in Milliardenhöhe bei fremden Banken auf den Philippinen parkt, obwohl das Unternehmen mit der Wirecard Bank eine eigene Bank betrieb. Das allerdings war für Retail-Investoren eher schwer herauszubekommen.

Abschließend ist zu sagen, dass man als Investor immer eine gesunde Skepsis und Abstand mitbringen sollte, wenn man ein Unternehmen betrachtet, um selbst die richtigen Schlussfolgerungen ziehen zu können. (ame/rem)

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Meldung gespeichert unter: Mobile Payment, E-Commerce, Online-Payment, Jahresabschluss & Bilanz, Bilanzmanipulation, Wirecard, Software, IT-Services

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