Fall Wirecard: Wie man verdeckten Bilanzbetrug erkennen kann – 10 Indizien

Bilanzierung

Mittwoch, 10. März 2021 um 18:56

BERLIN (IT-Times) – Der Fall Wirecard AG ist zu einem der größten Betrugsfälle in der Wirtschaftsgeschichte Deutschlands geworden, wobei ein Großteil der Protagonisten aus dem Ausland stammte.

Wirecard Singapur

Es ist zuletzt der Hartnäckigkeit der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times (FT) zu verdanken, dass es in dieser Angelegenheit ein Ende mit Schrecken und nicht ein Schrecken ohne Ende gab.

Sämtliche Verantwortliche in Deutschland haben weggeschaut, zu groß war der Stolz, in den eigenen Reihen ein Unternehmen zu wissen, dass als mutmaßlicher Global Player im Technologiesektor gehandelt wurde.

Hinzu kommt die Unfähigkeit der Verantwortlichen, zahlreiche Hinweise und Alarmsignale aus der Medienwelt richtig zu deuten, die es unzweifelhaft bereits seit vielen Jahren gab.

Was kann der Anleger hieraus lernen? Vieles, denn es gab viele Hinweise auf Ungereimtheiten. Die Wirecard entstand aus der Fusion zweier unbekannter und schwer angeschlagener Unternehmen – der Wire Card AG und der InfoGenie AG.

Die InfoGenie AG hatte bereits im Jahr 2000 Probleme mit der Deutschen Börse, als die Bilanzen des börsennotierten Unternehmens nicht rechtzeitig eingereicht und deshalb Strafen verhängt wurden.

Aus zwei kaputten Gäulen ein Rennpferd zu machen, ist ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Die Fusion der beiden Unternehmen Wire Card AG und InfoGenie AG wurde bereits im Jahr 2005 durchgeführt.

Es war zugleich der erste Hinweis, dass hier etwas nicht stimmen kann. Der Gesamtumsatz des Unternehmens betrug im Jahr 2005 gerade einmal knapp 49 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie lag bis einschließlich 2008 bei 0 Euro.  

Ein zweites Indiz war der Umstand, dass Wirecard als deutsches Unternehmen kaum Umsatz im Heimatland macht, was völlig ungewöhnlich ist, denn normalerweise startet man zunächst im Heimatland und expandiert dann auf internationaler Ebene.

Die Umsatzverteilung war ein weiterer Hinweis, wonach das Unternehmen einen Großteil des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet haben will, aber keiner im Ausland das Unternehmen kannte, insbesondere nicht in Großbritannien und den USA.

Indiz Nummer Vier waren die publizierten enormen Wachstumsraten der Wirecard AG, die fast doppelt so hoch lagen, wie der E-Commerce Markt eigentlich hergab. Auch viel größere Player wie FIS, Fiserv, PayPal und Square, allesamt aus den USA, kamen nicht annähernd an diese Wachstumsraten heran.

Meldung gespeichert unter: Mobile Payment, E-Commerce, Online-Payment, Jahresabschluss & Bilanz, Bilanzmanipulation, Wirecard, Software, IT-Services

© IT-Times 2024. Alle Rechte vorbehalten.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Folgen Sie IT-Times auf ...