VATM und Dialog Consult stellen Studie zum Telekommunikationsmarkt 2011 vor

Freitag, 28. Oktober 2011 um 09:51
VATM

Nachdem die Investitionen in Sachanlagen 2010 etwas zurückgegangen waren, steigen sie in der TK-Branche dieses Jahr wieder auf rund 6,1 Milliarden Euro (2010: 6,0 Milliarden Euro). Die Wettbewerber tragen mit 3,6 Milliarden Euro erneut mehr als die Hälfte (59 Prozent) des Investments und bleiben damit Treiber von Innovationen. Seit der Marktliberalisierung haben sie in Deutschland 51,9 Milliarden Euro investiert.

Die Zahl der Mitarbeiter bei den alternativen Anbietern geht 2011 leicht zurück (-600 auf 53.200). Die Telekom versucht weiterhin, ihre Effizienz durch einen weiteren Abbau bei den Beschäftigten (-3.200) in Deutschland zu steigern.

Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse nimmt in diesem Jahr um rund 1,1 Millionen auf 27,5 Millionen zu. Rund 810.000 Haushalte werden in Deutschland Ende 2011 an Glasfasernetze mindestens bis zum Gebäudekeller angeschlossen sein. Das pro Breitbandanschluss verbrauchte Datenvolumen nimmt um knapp 16 Prozent auf 4,3 Milliarden Gigabyte zu. Das aus Mobilfunknetzen pro Nutzer abgehende Datenübertragungsvolumen steigt um 82 Prozent. 2011 machen die Datendienste fast 60 Prozent der Non-Voice-Umsätze im Mobilfunk aus. Neue Höchstwerte gebe es auch bei der Anzahl von SIM-Karten und verschickter SMS zu vermelden, so Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, der die TK-Marktstudie wie in den Vorjahren mit der Dialog Consult GmbH im Auftrag des VATM erstellt hat. Ende 2011 werde es rund 110,9 Millionen SIM-Karten geben (2010: 108,8 Millionen). Täglich werden in diesem Jahr  rund 116,9 Millionen SMS (2010: 111,3 Millionen; + 5 Prozent) verschickt.

VATM-Präsident Gerd Eickers bewertet die Wettbewerbssituation auf dem deutschen TK-Markt insgesamt als positiv. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichten jedoch zugleich, dass der Wettbewerb im Festnetzbereich immer noch einer effizienten Regulierung bedürfe. „Auch 14 Jahre nach der vollständigen Liberalisierung wird die Telekom im Festnetzbereich trotz Umsatzeinbußen mit 47,6 Prozent Gesamtumsatzanteil fast genauso viel umsetzen wie alle Wettbewerber inklusive Kabelanbieter zusammen“, so Eickers. Im Bereich Breitband dominiert die Telekom Deutschland auch Ende 2010 mit 45 Prozent Endkunden-Anteil deutlich den Markt.

Weiterhin bestehen bleibe zudem die Abhängigkeit der Wettbewerber von den Vorprodukten der Telekom, die überwiegend auf die Anschlussnetze bis zum Haus der Telekom aus Monopolzeiten zurückgreifen müssen. „Je nach Einstiegsangebot für den Endkunden fließen bei den Wettbewerbern pro Euro Umsatz bis zu 69 Cent wieder an die Telekom zurück“, so Prof. Gerpott. „Durch die Entscheidung der Bundesnetzagentur im März dieses Jahres die monatliche Miete, die die Wettbewerber für die Teilnehmeranschlussleitung – TAL – an den Ex-Monopolisten zahlen müssen, trotz aller sachlichen Gegenargumente nur geringfügig auf 10,08 Euro zu senken, tragen wir weiterhin erheblich zum Umsatz der Telekom in diesem Bereich bei“, unterstreicht Eickers.

„Die in diesem Jahr sehr intensiv geführten Diskussionen um die Breitbandversorgung in Deutschland haben gezeigt, welch große Bedeutung der Kommunikationssektor für den Wirtschaftsstandort Deutschland auch zukünftig haben wird. Die Wettbewerber, darunter auch viele kleine und mittelständische Unternehmen, spielen bei der Schließung der weißen Flecken nach wie vor eine starke Rolle. Beim LTE-Ausbau sind dieses Jahr große Fortschritte erzielt worden. In sechs Bundesländern dürfen Vodafone, Telefónica und Telekom jetzt schon frei ausbauen, da alle Ausbaupflichten erfüllt und damit die ländlichen Regionen dort bereits erschlossen sind. Auch die Höhe der Investitionen verdeutlicht die zunehmende Bedeutung der Wettbewerber in Deutschland“, sagt VATM-Präsident Gerd Eickers.

Die Ergebnisse der Studie im Einzelnen:

I. Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste in Deutschland

Von den Gesamtumsätzen in Höhe von rund 60,3 Milliarden Euro, die 2011 in Deutschland mit Telekommunikationsdiensten erzielt werden, entfallen 32,6 Milliarden Euro (-0,3 Milliarden Euro, -0,9 Prozent) auf den TK-Festnetz- und 23,9 Milliarden Euro (-0,3 Milliarden, -1,2 Prozent) auf den Mobilfunkmarkt sowie 3,8 Milliarden auf die Kabelnetzbetreiber (+0,1 Milliarden, +2,7 Prozent). Der erneute, aber geringere Umsatzrückgang als 2010 resultiert aus den zurückgegangenen Umsätzen im Mobilfunkbereich und im Festnetzgeschäft der Telekom Deutschland. Nachdem im Mobilfunksegment 2010 erstmals seit fünf Jahren wieder ein leichter Anstieg zu sehen war, hat die Halbierung der Mobilfunkterminierungs-Entgelte durch die Bundesnetzagentur diesen Trend gebrochen. Die Telekom Deutschland kann die Kundenabwanderungsgeschwindigkeit im Festnetzgeschäft zwar verringern, im Ergebnis beträgt der damit verbundene Umsatzrückgang jedoch 800 Millionen Euro. Die Telekom bleibt im TK-Festnetzmarkt (ohne Kabelnetzanbieter) mit 53 Prozent Umsatzanteil aber der marktbeherrschende Anbieter. Die TK-Wettbewerbsunternehmen erreichen durch Kundenwachstum und Effizienzsteigerung im Festnetz dem gegenüber ein Umsatzwachstum von fast 500 Millionen Euro (Abb. 1+2).

Weiterhin deutlich zu Buche schlagen die Vorleistungsentgelte, die die Wettbewerbsunternehmen pro Euro Umsatz bei Komplettanschlüssen an die Telekom bezahlen müssen, da sie überwiegend auf die Anschlussnetze des Ex-Monopolisten angewiesen sind. Bei einem preisattraktivem Einsteigerangebot, mit dem viele TK-Wettbewerbsunternehmen mangels technischer Differenzierungsmöglichkeiten in den Markt gehen, fließen über zwei Drittel des so erzielten Umsatzes über Interconnection- und TAL-Entgelte wieder zurück an die Telekom Deutschland (bis zu 69 Cent pro Euro Umsatz) (Abb. 3). Das heißt, auch bei Kundenwechseln zu Wettbewerbern verdient die Telekom Deutschland weiter mit.

Dennoch investieren besonders die Wettbewerber in TK-Sachanlagen. Sie tragen 3,6 Milliarden der insgesamt 6,1 Milliarden Euro (Abb. 4). „Die leicht gestiegenen Investitionen in diesem Jahr sind unter anderem auf den LTE-Aufbau im Mobilfunkbereich sowie den Aufbau von Glasfasernetzen zurückzuführen“, erläutert Prof. Gerpott. 

Während der ehemalige Staatskonzern Telekom weiterhin Stellen (-3.200) abbaut, nimmt auch bei den TK-Wettbewerbsunternehmen vor dem Hintergrund von Konsolidierungen und allgemeinen Effizienzsteigerungen die Beschäftigtenzahl leicht um 600 auf 53.200 Mitarbeiter ab (Abb. 5). Zugleich sichert der Wettbewerb jeden zweiten Arbeitsplatz in der Zulieferindustrie.

II. Festnetzmarkt

Die Kunden der Wettbewerber telefonieren von Jahr zu Jahr mehr. Waren es 2010 397 Millionen Minuten im Festnetz täglich, sind es dieses Jahr 404 Millionen Minuten. Der Anteil von Call-by-Call und Preselection sinkt zwar in diesem Jahr aufgrund der immer stärkeren Nutzung von Komplettanschlüssen anderer Wettbewerber und von Telekom-Flatrates –dennoch machen Betreibervor- und Betreiberauswahl immer noch fast ein Fünftel der Wettbewerber-Minuten aus. Das sind fast 66 Millionen Minuten täglich. „Auch mittelfristig bleibt diese Variante der Netzbetreiberauswahl insbesondere für solche TK-Nutzer wichtig, die der Telekom Deutschland nicht »den Rücken zukehren« wollen oder – technisch – können“, so Prof. Gerpott (Abb. 6).

Rückläufig ist auf den beiden Netzplattformen TK und Breitbandkabel (BK) das jeweilige  klassische Stammgeschäft Telefonie und TV-Übertragung. Während auf der TK-Plattform der Kundenzuwachs mit den neueren Diensten Internet und TV 1,0 Millionen auf 24,6 Millionen Anschlüsse beträgt, erreichen die BK-Netzbetreiber in den für sie neueren Geschäftsfeldern Internet und Telefonie einen Kundenzuwachs von 1,1 Millionen auf 7,2 Millionen Anschlüsse (Abb. 7). Damit greifen die Verbraucher weiterhin über die Telefonleitung deutlich mehr auf schnelles Internet zu als über TV-Breitbandkabel. Letzteres kann allerdings Marktanteile gewinnen.

Bei den herkömmlichen stationären Telefonanschlüssen dominiert die Telekom weiterhin mit einem Anteil von 60,4 Prozent und 23,3 Millionen Anschlüssen das Geschäft. Der Rückgang der analogen und digitalen Telefonanschlüsse auf Basis klassischer ISDN-Telefonnetzstrukturen wird zu einem großen Teil (5,5 Millionen) durch die Wettbewerbsunternehmen selbst ausgeglichen, die verstärkt Telefonanschlüsse auf Basis entbündelter DSL-Zugänge (VoIP) anbieten. Ein kleinerer Teil (3,6 Millionen) telefoniert 2011 über TV-Breitbandkabel (DOCSIS) (Abb. 8).

Das Wachstum bei den Breitbandanschlüssen ist weiterhin positiv, legt aber nicht mehr so stark zu wie in den Vorjahren. Die Zahl der direkt geschalteten Breitbandanschlüsse steigt bis zum Jahresende um 1,1 Millionen Anschlüsse und damit um 4,2 Prozent auf 27,5 Millionen (Abb. 9). Davon konnte die Telekom 0,3 Millionen, die TK-Wettbewerbsunternehmen 0,3 Millionen und die BK-Netzbetreiber 0,5 Millionen für sich gewinnen. Während die Vorleistungsvariante Telekom Resale weiter deutlich sinkt (-50 Prozent), setzt sich die Variante Telekom Bitstrom zunehmend durch (+60 Prozent auf 1,6 Millionen Anschlüsse). „In diesem Bereich wird für die Zukunft ein stärkeres Wachstum erwartet“, prognostiziert Prof. Gerpott.

Die Telekom Deutschland hielt auch Ende 2010 45 Prozent Endkunden-Anteil am Breitbandmarkt. Zweitgrößter Anbieter ist Ende 2010 hier Vodafone mit 13,3 Prozent und United Internet mit 12,9 Prozent, gefolgt von Telefónica (9,8 Prozent). Die TK-Wettbewerbsunternehmen stehen nicht nur im Wettbewerb zur Telekom Deutschland, sondern auch zu den BK-Netzbetreibern sowie im Wettbewerb untereinander. Zudem müssen insbesondere die TK-Wettbewerbsunternehmen in großem Umfang auf TK-Infrastruktur der Telekom zurückgreifen, während die Kabelnetzbetreiber diese monatlichen Mietentgelte etwa für die Teilnehmeranschlussleitung nicht aufbringen müssen, da ihr Koaxialkabelanschlussnetz noch zu Bundespost-Monopolzeiten bezahlt wurde (Abb. 10).

An Glasfasernetze bis zum Gebäudekeller werden in Deutschland laut Studie bis Ende 2011 rund 810.000 Haushalte angeschlossen sein. 39 Prozent dieser Haushalte können von Carriern als zahlende Kunden auf einen Glasfaseranschluss überführt werden (Abb. 11). Prof. Gerpott: „Da zahlreiche Projekte zum Bau von Fiber-to-the-Building/-Home-Netzen aktuell noch in der Planung bzw. im Bau sind, wird sich diese Zahl in den nächsten Jahren deutlich erhöhen.“

Welche Bandbreiten werden derzeit in Deutschland in erster Linie von den Kunden genutzt? Bei deutlich mehr als der Hälfte der Breitband-Anschlüsse (66,9 Prozent) liegt Ende 2011 die Übertragungsgeschwindigkeit aus dem Netz bei maximal bis unter 6 Mbit/s (Abb. 12). Der Anteil sehr schneller Anschlüsse mit mindestens 50 Mbit/s bewegt sich derzeit bei gerade einmal 1,1 Prozent. Das Wachstum in Richtung höherer Anteile von breitbandigen Anschlüssen über 6 Mbit/s wird nicht nur durch eine fehlende Kundenakzeptanz, sondern häufig durch fehlende technische Voraussetzungen wie zu lange Kupferkabel gebremst – trotzdem sind 2011 bereits 33,1 Prozent der Breitband-Anschlüsse schneller als 6 Mbit/s.

Und der Datenhunger wächst: Das pro Breitbandanschluss und Monat verbrauchte Datenvolumen nimmt dieses Jahr um mehr als 16,3 Prozent auf 12,1 Gigabyte und damit stärker als im Vorjahr zu (Abb. 13). Die ungebrochen weiter zunehmende Verbreitung von Videoanwendungen aller Art führt zu einer erneuten Zunahme. Das Gesamtvolumen wird sich auf voraussichtlich 4,3 Milliarden Gigabyte belaufen. 

III. Mobilfunkmarkt

Die Verbraucher telefonieren 2011 noch häufiger per Handy als im Jahr zuvor: 288 Millionen Minuten pro Tag (2010: 275 Millionen). Die zunehmende Verbreitung von Flatrates lässt die von Mobilfunkanschlüssen abgehenden Sprachverbindungen 2011 um fast 5 Prozent wachsen. Per Festnetz werden 633 Millionen Minuten täglich und damit zwei Drittel der Zeit miteinander kommuniziert (2010: 641 Millionen) (Abb. 14).

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