United Internet steht vor strategischen Weichenstellungen

Internetkonzern

Freitag, 19. April 2013 um 17:26
United Internet

(IT-Times) - Der Internet-Provider United Internet konnte 2012 einen gestiegenen Umsatz verbuchen, während das Ergebnis nachgab. Ein Ausdruck höherer Investitionen, welche die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens verbessern sollen. United Internet will in neue Märkte wie im mobilen Web und im Cloud Computing stärker Fuß fassen und beteiligte sich an einem Infrastruktur-Anbieter mit Zugriff auf ein Glasfasernetz in Deutschland.

Diese Investitionen sind auch notwendig, denn das Wettbewerbsumfeld hat sich in den Kernmärkten, in denen United Internet heute tätig ist, in den vergangenen Jahren spürbar verändert. United Internet sieht sich dabei nicht nur der Konkurrenz einheimischer Anbieter gegenüber, sondern vor allem ausländischer Branchengrößen, die zunehmend auch nach Europa und Deutschland drängen.

Vorstand wird erweitert

Da sich United Internet strategisch justieren muss, wurde der Vorstand des Unternehmens zu Beginn des Jahres erweitert, indem Robert Hoffman in den Vorstand berufen wurde. Zuvor war Hoffmann Vorstandssprecher und Vorstand für den Bereich Hosting und E-Business-Applikationen der 1&1 Internet AG, einer hundertprozentigen Tochter der United Internet AG, und bleibt das auch weiterhin. Zusätzlich zeigt sich Hoffmann nun gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Ralph Dommermuth dafür verantwortlich, United Internet strategisch weiterzuentwickeln.

Zu Beginn des Jahres hatte die United Internet AG (WKN: 508903) das Grundkapital verringert, indem sie eigene Anteilspapiere vom Markt genommen hat. Im Laufe des Jahres sollen noch weitere Aktien vom Markt genommen werden. Diese rückerworbenen Aktien könnten als Akquisitionswährung eingesetzt werden. Damit würde United Internet die Kriegskasse auffüllen, um zum Beispiel durch weitere Investitionen oder Zukäufe die eigene strategische Position zu stärken. Denn dem ehemaligen deutschen Platzhirschen drohen aus dem Ausland große Wettbewerber, wie zum Beispiel Google.

Googles Gmail läuft lokalen Anbietern den Rang ab

Im Email-Bereich ist dies vor allem der Suchmaschinengigant Google, der mit seinem Gmail-Dienst rasant Marktanteile gewinnt. Galt United Internet mit seinen Marken Web.de und GMX vor wenigen Jahren noch als unangefochtene Nummer eins bei Email-Services in Deutschland, ist inzwischen die Dominanz gewichen. Gmail hat dabei einen unschlagbaren Vorteil auf seiner Seite: Die Integration in Android. Das Mobile-Betriebssystem ist im Smartphone-Markt die Nummer eins, zudem hat Google seine Freemail-Anwendung ständig verbessert. Mit der Dominanz von Android im Rücken dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Gmail zum führenden Email-Dienst nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland aufrückt.

Internationaler Wettbewerb zwingt United Internet zu weiteren Investitionen

Lokale Anbieter wie United Internet haben dabei das Nachsehen. Sie müssen versuchen, durch die Expansion in andere Geschäftsbereiche neues Wachstum zu generieren. Das hat auch United Internet richtig erkannt. Chancen sieht United Internet im mobilen Web und im Bereich Cloud Computing. Doch auch hier sind die Deutschen nicht allein. Will sich das Unternehmen gegen die große internationale Konkurrenz langfristig behaupten, werden wohl weitere hohe Investitionen erforderlich sein.

Kurzportrait

United Internet mit Sitz in Montabaur ist mit knapp zwölf Millionen kostenpflichtigen Kundenverträgen sowie nahezu 32 Millionen werbefinanzierten Free-Accounts ein führender europäische Internet-Dienstleister. Das Unternehmen operiert dabei aus zwei Kerngeschäftsbereichen heraus: Access und Applications.

Im Geschäftsbereich Access erwirtschaftet das Unternehmen die Mehrheit seines Umsatzes. Hier vermarktet die Gesellschaft Internet-Mehrwertdienste und -zugänge über die Marken GMX, WEB.DE und 1&1 an private und gewerbliche Kunden. Im Bereich Online-Marketing offeriert United Internet Domain-Marketing über Sedo und Affiliate-Marketing über affilinet. Zur Marketing-Sparte gehört auch der Werbevermarkter AdLINK. Im Bereich Applications werden Anwendungen für die Bereiche Personal Information Management, Webhosting, Online-Werbung und Cloud-Applikationen angeboten.

Im Bereich Hosting verstärkte sich United Internet im Jahr 2006 durch die Übernahme des britischen Web-Hosters Fashosts. Im Hosting-Geschäft ist United Internet zudem mit der Marke InterNetX vertreten. InterNetX betreibt ein Reseller-Netzwerk mit über 20.000 Partnern. Mit mehr als drei Millionen verwalteter Domains und über 1.500 gehosteten Servern gehört InterNetX heute zu den führenden Anbietern von White-Label-Produkten im Hosting-Markt.

Im Geschäftsbereich Domain ist das Unternehmen mit der Domain-Handelsplattform Sedo im Markt vertreten. Zudem gehört seit 2009 auch der führende Domain-Registrar United-Domains AG zum Konzern. Bereits im Jahr 2005 wurde der GMX-Konkurrent Web.de für 330 Mio. Euro aufgekauft. Anfang 2008 beteiligte sich United Internet mit 48,65 Prozent an der Medienholding virtual minds AG (Adition). Im Mai 2009 erwarb die United Internet Tochter 1&1 das DSL-Geschäft von freenet. Im Herbst 2009 trennte sich United Internet von seiner direkten freenet-Beteiligung und verkaufte 10,79 Millionen Anteile. Trotz des Verkaufs ist das Unternehmen weiterhin über die MSP Holding GmbH an freenet beteiligt. Im Jahr 2008 erhöhte United Internet seine Beteiligung an Versatel auf 25,05 Prozent. In 2009 übernahm die Tochtergesellschaft Sedo den US-Rivalen ReveueDirect. Ende 2010 übernahm die Tochter GMX den US-Dienst Mail.com. 2010 begann die Vermarktung von Firmensoftware für kleine und mittelgroße Unternehmen. Zudem stieg die Tochtergesellschaft 1&1 mit der Marke Freephone in den Handymarkt ein.

Zahlen

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