Software AG - Im langen Schatten von SAP

Freitag, 1. September 2006 um 00:00

(IT-Times) Deutsche Softwareunternehmen gibt es viele, aber nur wenige, die eine wirkliche Rolle auf den Märkten spielen. Im Schatten des übergroßen Leuchtturms SAP gedeiht aber ein Anbieter, der sich auf seinem Fachgebiet einen Namen gemacht hat: Die Software AG (WKN: 330400<SOW.FSE>).

Crossvision als Cash Cow?

Schon in mittleren Unternehmen wird der Ablauf vieler Geschäftsprozesse elektronisch geregelt. Man darf sich das aber nicht so vorstellen, dass es ein Programm für alle Prozesse gibt. Oftmals ist eine Vielzahl von Anwendungen, die auf verschiedenen Plattformen laufen, notwendig. Nehmen wir als Beispiel einen Online-Broker: Der braucht einen Wertpapierdienst, der handelbare Wertpapiere (Aktien, Fonds etc.) nennt; einen Marktdatendienst, der zu einem Wertpapier aktuelle Börsenkurse liefert; einen Depotdienst, der Zugriff auf das Wertpapierdepot des Anwenders erlaubt; einen Orderdienst, der Kauf- und Verkaufsaufträge des Anwenders übermittelt; einen Archivdienst, der alle Daten der Transaktion revisionssicher archiviert. All diese Dienste sollen aus einer Webanwendung heraus aufgerufen werden und miteinander korrespondieren. Dafür braucht es ein weiteres Programm, dass dieses Gefüge aufeinander abstimmt: Eine serviceorientierte Architektur (SOA).

Was zunächst unspektakulär klingt, stellt mittlere und große Unternehmen, also die Zielgruppe der Software AG, vor eine Herausforderung. Diese kann einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Umsetzung von Strategien und die Performance haben und eine schnelle Reaktion auf Marktveränderungen ermöglichen. Die Software AG biete eine ganze Reihe entsprechender Anwendungen in unterschiedlicher Ausprägung an. Im letzten März kam die erneuerte Produktlinie Crossvision auf den Markt und machte sich direkt im zweiten Quartal 2006 positiv bemerkbar. Im gleichnamigen Geschäftsbereich stieg der Lizenzumsatz mit eigenen Produkten um 63 Prozent (währungsbereinigt um 65 Prozent) auf 10,1 Mio. Euro.

Global Player

Solche Dienste sind nicht nur in Deutschland gefragt. Brasilien ist beispielsweise ein Perspektivmarkt des Unternehmens - so wichtig, dass schon im letzten Mai die Gründung einer lokalen Tochtergesellschaft angekündigt wurde. Künftig soll das Geschäft in Lateinamerika einen signifikanten Umsatzbeitrag leisten. Dieser betrug 2005 vier Prozent vom Gesamtumsatz und hatte sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. In den nächsten fünf Jahren wird ein Umsatzwachstum von 15 bis 20 Prozent bezogen auf den Gesamtumsatz erwartet. Der größte und wichtigste Markt sei hierbei Brasilien, der durch einen Vertriebspartner mit Exklusivrechten abgedeckt wird. Ende 2007 fallen diese Exklusivrechte dann wieder an die Software AG Brasilien zurück. Dabei rechnet das Unternehmen ab 2008 mit einem wesentlichen substanziellen Geschäfts- und Umsatzwachstum.

100 Mio. Kriegskasse

Die Software AG will aber nicht nur organisch wachsen. Finanzvorstand Arnd Zinnhardt sagte Anfang August gegenüber der Börsenzeitung, dass man 100 Mio. Euro auf der hohen Kante habe. Diese sollten, gegebenenfalls teilweise, entweder für Akquisitionen, Dividenden oder Aktienrückkäufe verwendet werden. Dabei sei aber eine größere Akquisition nicht ausgeschlossen. Mögliche Kaufobjekte, ob börsenorientiert oder nicht, seien aber teuer, so dass ein Zukauf sorgsam bedacht werden müsse. Als Kriterien sind hier entweder Portfolioerweiterung oder Ausbau der Marktpräsenz angedacht.

Kurzportrait

Die Software AG ist ein weltweit agierender Provider von Produkten und Dienstleistungen für IT-Infrastrukturen mit serviceorientierten Architekturen (SOA). Das Unternehmen ist auf zwei Geschäftsfeldern tätig und hat Produktentwicklung sowie Vertrieb in zwei Geschäftsbereiche ausgerichtet: Enterprise Transaction Systems (ETS) und Crossvision. ETS besetzt das Feld Datenbanken und basiert vor allem auf dem Datenbankmanagementsystem Adabas sowie der Entwicklungsumgebung Natural. Crossvision ist eine SOA-Suite, die XML (Extended Markup Language ist eine universale Datenbeschreibungssprache; Tamino XML Server ist eines der Hauptprodukte in diesem Bereich) und Prozessintegrationstechnologien (EntireX, ApplinX) miteinander kombiniert. Hierdurch können Nutzer neue Geschäftsprozesse in ihre bestehende IT-Infrastruktur integrieren. Operativ agiert das Unternehmen in den drei Regionen Zentral- und Osteuropa/Asien, Nordamerika/Nordeuropa und Süd- und Westeuropa/ Lateinamerika. Die Software AG bietet Wartung, Lizenzierung und weitere Dienstleistungen an.

Sechs Mitarbeiter des Beratungshauses AIV (Institut für Angewandte Informationsverarbeitung) gründeten das Unternehmen 1969 in Darmstadt. Adabas ist eines der ersten Produkte, schnell folgte die Internationalisierung mit dem Markteintritt in den USA. Am 26. April 1999 ging die Software AG an die Börse und notiert heute im TecDAX. Das Unternehmen hat rund 2.700 Mitarbeiter.

Zahlen

Im zweiten Quartal 2006 erzielte die Software AG ein operatives Ergebnis (EBIT) von 29,7 Mio. Euro. Dies entspricht einer Steigerung von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Hauptsächlich bedingt durch das anhaltend starke Lizenzwachstum von 29 Prozent auf 41,3 Mio. Euro stieg der Gesamtumsatz im Berichtszeitraum um zehn Prozent auf 121 Mio. Euro. Dabei konnte eine deutliche Steigerung des Lizenzumsatzes in den Geschäftsbereichen ETS und Crossvision realisiert werden. Die operative Marge (EBIT) wuchs im zweiten Quartal 2006 gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres von 24 auf 24,5 Prozent.

Markt und Wettbewerb


Die Software AG mit Sitz in Darmstadt ist in über 70 Ländern aktiv. In einem Großteil der Märkte ist man über regionale Tochtergesellschaften bzw. Beteiligungen vertreten.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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