SAP setzt zum Befreiungsschlag im Cloud Computing Bereich an

Dienstag, 6. Dezember 2011 um 13:56
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(IT-Times) - Das deutsche Softwarehaus SAP AG hat sich zuletzt erneut durch einen Milliardenzukauf verstärkt und den kalifornischen Softwarespezialisten SuccessFactors übernommen. 3,4 Mrd. US-Dollar lässt sich der Walldorfer Softwarekonzern die Verstärkung im Bereich Cloud-basiertes Talentmanagement kosten.

Analysten erachten den Übernahmepreis zwar für hoch - immerhin zahlt SAP einen Aufschlag von rund 49 Prozent über den aktuellen Marktwert - dennoch sehen viele Beobachter den Zukauf als einen notwendigen und richtigen Schritt, kann sich SAP in einem Wachstumsmarkt verstärken. SuccessFactors betreute zuletzt etwa 15 Millionen Anwender bei mehr als 3.500 Firmenkunden. Mit einem Jahresumsatz von 250 bis 300 Mio. US-Dollar gehört SuccessFactors neben Salesforce.com und Amazon.com mit zu den großen Playern im Bereich Cloud Computing.

SAP übernimmt Marktführer und Innovationsmotor


SuccessFactors ist der unbestrittene Marktführer in seinem Geschäftsfeld. Die Marktforscher aus dem Hause Forrester Research sehen die Plateau Systems Software (Talentmanagement) als die beste Softwarelösung in diesem Bereich. SuccessFactors hatte den SaaS-Spezialisten Plateau im April 2011 für 290 Mio. US-Dollar übernommen. Im März 2011 wurde von SuccessFactors bereits der Social-Learning-Spezialist Jambok geschluckt.

Mit der Übernahme kann SAP (NYSE: SAP, WKN: 716460) sich insbesondere in vier Segmenten verstärken: Customer Relationship Management (CRM), Collaboration, Procurement und Human Capital Management (HCM). Jetzt hängt vieles davon ab, wie schnell SAP den Zukauf integrieren und Cross-Selling-Möglichkeiten realisieren kann. Die Übernahme könnte SAP dabei helfen, sein Umsatzziel im Jahr 2015 in Höhe von 20 Mrd. Euro zu übertreffen.

SAP will weltweit größtes Cloud-Angebot schaffen


Mit Hilfe von Successfactors soll das weltweit größte Cloud-Angebot geschaffen werden. Sucessfactors bringt dabei zweifellos die Grundvoraussetzungen mit. Das Unternehmen ist in rund 170 Ländern weltweit präsent und wuchs zuletzt um 30 Prozent jährlich.

Sucssessfactors-Lenker Lars Dalgaard will dann auch weitere SAP-Lösungen in der Cloud verfügbar machen. Beobachter hoffen nunmehr, dass SAP den Schritt dazu nutzt, eine separate Cloud-Einheit aus der Taufe zu heben, um sich stärker von seinem On-Premise-Geschäftsmodell abzugrenzen.

Ziel von SAP ist es vor allem, von den enormen Marktchancen im Bereich Cloud Computing zu profitieren. Der globale Markt für Cloud Services dürfte nach Angaben der Marktforscher Gartner von 68,3 Mrd. US-Dollar in 2010, auf 148,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2015 explodieren.

Kurzportrait

Das im Jahre 1972 ins Leben gerufene und in Walldorf ansässige Softwarehaus SAP AG stieg insbesondere in den 80er und 90er Jahren zum weltweit führenden Anbieter im Bereich ERP-Software (Enterprise Resource Planning) auf.

Diese Unternehmenssoftware erlaubt es Firmenkunden wichtige Daten im Bezug auf Geschäftsprozesse, wie der Produktion, Buchhaltung, Personalverwaltung und Vertrieb innerhalb eines Unternehmens im Auge zu behalten und Geschäftsabläufe zu optimieren. Heute setzen bereits mehr als 22.000 Unternehmen in mehr als 120 Ländern weltweit auf Software aus dem Hause SAP.

Mit dem Einzug des Internet ergänzte auch SAP sein Produktangebot entsprechend und bietet neben seinem Internet-Portal mySAP.com mit der komplexen Softwarereihe mySAP Business Suite sowohl Lösungen rund um elektronische Beschaffungssysteme (Supply Chain Management) als auch Kundenmanagement (Customer Relationship Management) an.

Um die einzelnen Märkte, wie IT-Services und elektronische Beschaffungssysteme effektiv bearbeiten zu können, gründete SAP 1997 die Tochterfirma SAP SI. SAP SI wuchs in der Vergangenheit wiederum durch die Übernahme von Prescient Consulting. Später wurde SAP SI wieder in den Konzern rückintegriert. Anfang 2005 übernahm SAP den Softwaredienstleister TomorrowNow. Zudem kaufte SAP mit der kanadischen Triversity und der amerikanischen Khimetrics zwei weitere Softwarespezialisten. Im Frühjahr 2006 übernahm SAP zudem den Softwareanbieter Virsa Systems sowie den Softwarespezialisten Frictionless Commerce. Mitte 2006 wurde der Softwarespezialist Praxis Software übernommen. Im Frühjahr 2007 kaufte SAP den norwegischen Softwarehersteller MaXware sowie die finnische Wicom Communications. Im Bereich Business Intelligence verstärkte sich SAP durch die Übernahme von OutlookSoft und Pilot Software. Nach der Übernahme seines Partners SAP Arabia schluckte SAP im Herbst 2007 den französischen Analysesoftwarehersteller Business Objects. Im Frühjahr 2010 kaufte SAP den US-Softwarespezialisten Sybase. Zuvor hatte SAP bereits den langjährigen Kooperationspartner TechniData geschluckt. Im Herbst 2010 gründete SAP anschließend die Mobile Business Unit. Mitte 2010 schluckte SAP den IT-Spezialisten TechniData. Anfang 2011 wurden Vermögenswerte von SECUDE übernommen. Ende 2011 übernahm SAP den Cloud-Spezialisten SucessFactors für 3,4 Mrd. Dollar.

Im Bereich elektronische Beschaffungssysteme gründete SAP gemeinsam mit Siemens, Bosch, INA, Continental AG und ZF Friedrichshafen das Joint-Venture SupplyOn AG. Während SAP acht Prozent an dem Unternehmen beteiligt ist, hält der Autozulieferer Bosch mit 30 Prozent den Löwenanteil an diesem Projekt. Mit seiner neuesten Version von NetWeaver will sich SAP weitere Geschäftsmöglichkeiten im Integrationsmarkt und im Markt für Application-Server erschließen. Mit dem Projekt "Business By Design" will sich SAP stärker im Mittelstand und im Markt für Cloud-basierte Angebote engagieren.

Zahlen

SAP erwirtschaftete in den vergangenen drei Monaten einen Gesamtumsatz von 3,41 Mrd. Euro im Vergleich zu 3,00 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. 2,69 Mrd. Euro des diesjährigen Umsatzes machten die Erlöse aus dem Bereich der Software und softwarebezogenen Services aus. Der Gewinn vor Steuern konnte von 689 Mio. Euro in 2010 auf 1,76 Mrd. Euro in 2011 mehr als verdoppelt werden.

Meldung gespeichert unter: SAP, Hintergrundberichte, Software

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