ATI - Wachstum gerät ins Stocken

Dienstag, 4. Juli 2006 um 00:00

(IT-Times) Nach einem enttäuschenden Ausblick präsentieren sich die Anteile des kanadischen Grafikchipherstellers ATI Technologies (Nasdaq: ATYT<ATYT.NAS>, WKN: 888576<ATY.FSE>) schwächer. Die Verschiebung von Windows Vista fordert offenbar seinen Tribut. Konsumenten und Händler halten sich mit Bestellungen zurück - darunter leidet auch der Anbieter von Grafikkarten.

Kooperation mit Nokia

Doch der Blick geht ohnehin schon in das Jahr 2007, in welchem auch die Privatkundenversion des neuen Microsoft Betriebssystems auf den Markt kommen und für neuen Schwung in der PC-Branche sorgen soll. Auch die im Mai geschlossene Allianz mit dem weltgrößten Mobilfunker Nokia soll sich dann positiv auf die Umsatz- und Gewinnzahlen der Kanadier auswirken, hofft man bei ATI. In den Bereichen 3D-Spiele, mobile TV und Musik, sowie Videos fürs Handys will man in den nächsten Jahren zusammenarbeiten und neue Innovationen hervorbringen.

Zwar wurden keine finanziellen Details der Zusammenarbeit bekannt, doch Bear Stearns Analyst Gurinder Karla geht davon aus, dass sich die Zusammenarbeit für ATI „klar auszahlen“ wird. Um sich für die Partnerschaft zu qualifizieren, haben sich die Kanadier bereits im Vorfeld entsprechend verstärkt und den finnischen Mobile-Grafikchipentwickler Bitboys Oy für 44 Mio. Dollar aufgekauft. Nokia hielt im Vorfeld der Übernahme bereits 14 Prozent an Bitboys, womit Spekulationen um eine künftige Zusammenarbeit mit Nokia bereits zuvor genährt wurden.

ATI ein Übernahmeziel?

Spekulationen gibt es auch zu einem anderen Thema. Nachdem RBC Markets-Analyst Apjit Walia das Gerücht gestreut hat, dass ATI möglicherweise von AMD übernommen werden könne, wird heftig über die Wahrscheinlichkeit einer solchen Fusion diskutiert. Hintergrund ist die Ankündigung von AMD, in den nächsten Jahren signifikant mehr Chips produzieren zu wollen.

Im Analystenlager ist die Meinung über eine bevorstehende Fusion geteilt. Zum einen verfüge AMD nicht die finanziellen Mittel, um so eine Milliardenübernahme aus eigener Kraft zu stemmen, zum anderen seien die kulturellen Unterschiede der beiden Firmen zu groß, so der allgemeine Tenor. Ferner sind auch die Produktlinien und Geschäftsmodelle beider Firmen recht unterschiedlich. Industrieberater Jon Peddie aus dem Hause Jon Peddie Research hat zu diesen Spekulationen den richtigen Kommentar parat: „Forget it“.

Kurzportrait

Die im Jahre 1985 von K.Y. Ho gegründete ATI Technologies, ansässig im kanadischen Ontario, gilt als Pionier in Sachen Grafikchips. Das Unternehmen entwickelt sowohl 3D- und 2D-Grafiklösungen für professionelle Anwender und Individualisten, als auch für den Massenmarkt. Mit seiner populären Radeon-Produktreihe deckt das Unternehmen aber nicht nur den Desktop-Markt ab, sondern auch den Notebook-Markt. Aber auch in Workstations, Handheld-Computer, set-top Boxen und Spielekonsolen (Nintendo) arbeiten inzwischen ATI-Chipsätze.

ATI setzt dabei vor allem auch auf integrierte Systeme, welche die Vorteile einer 3D-Grafikkarte, mit Video- und TV-Tuner verbinden soll. Deshalb fungieren die so genannten ALL-IN-WONDER Produkte des Unternehmens nicht nur als Grafik-, sondern gleichzeitig als Fernsehkarte und virtuelle Videorekorder. Während das Unternehmen vor allem den Desktop-Markt mit seiner Grafikkarte Radeon 9800 aufrollen will, ist die Gesellschaft im Workstation-Markt durch seine Produktfamilie Fire GL bekannt. Mit seiner neuen Imageon-Produktserie bietet ATI inzwischen auch im Markt für mobile Grafikchips Lösungen an.

Zu den ATI-Kunden zählen nicht nur die Computergrößen Apple Computer, IBM, Dell, Hewlett-Packard, Acer, Sony und Fujitsu, sondern auch der Konsolenhersteller Microsoft (Xbox 360) und Nintendo. Sowohl die in Deutschland ansässige Elektronikkette Media Markt will künftig in ihren Powerhouse PCs ATI-Grafikkarten einsetzen als auch der Mainboard-Hersteller Asus. Daneben vertreiben die Kandier ihre Grafikkarten über Elektronikketten und Hersteller, wobei die Gesellschaft verstärkt vom PC- und Notebook Absatzmarkt abhängig ist. Mit mehr als 1.900 Mitarbeitern ist das Unternehmen weltweit in den USA, Europa und in Asien präsent. Durch die im Jahr 2003 bekannt gegebene Übernahme von AMI Technologies will ATI seinen Direktvertrieb in Taiwan und China weiter optimieren. Um im Bereich digitales Fernsehen und set-top Produkte neue Standards zu setzen, kaufte ATI im Jahr 2002 bereits das Unternehmen NextWave Communications. Im Frühjahr 2005 übernahm ATI den indischen Audio- und Videotechnikspezialisten CuTe Solutions. Anfang 2006 übernahm ATI den in Schanghai ansässigen Chipspezialisten Macrosynergy. Wenig später folgte die Übernahme des finnischen Mobile-Chipentwicklers Bitboys Oy.

Zahlen

Für das vergangene Maiquartal meldet ATI einen Umsatzanstieg auf 652,3 Mio. Dollar, was einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im PC-Segment stiegen die Erlöse um 8,5 Prozent auf 499,7 Mio. Dollar, während die Erlöse im Privatkundenbereich um 120 Prozent auf 152,6 Mio. Dollar zulegten. Die Bruttomargen verbesserten sich auf 30,1 Prozent vom Umsatz, nach 29,1 Prozent im Jahr vorher.

Dabei konnte ATI zunächst einen Gewinn von 31,9 Mio. Dollar oder 12 US-Cent je Aktie realisieren, nach einem Verlust von 400.000 Dollar im Jahr vorher. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen ergibt sich für das jüngste Quartal ein operativer Gewinn von 16 US-Cent je Aktie - ein Cent mehr als Analysten im Vorfeld erwartet hatten. Allerdings hatte man an der Wall Street zunächst mit Einnahmen von 662,4 Mio. Dollar kalkuliert.

Nachdem im jüngsten Quartal 1,52 Mio. eigene Aktien für rund 24,7 Mio. Dollar zurückgekauft wurden, summierten sich die Barreserven zum Quartalsende auf 518 Mio. Dollar.

Markt und Wettbewerb

Die Kanadier konkurrieren im Grafikchip-Markt in erster Linie mit dem bisherigen Marktführer nVidia. Die ursprünglich in Taiwan angesiedelte nVidia stieg durch die Übernahme von 3dfx zum Marktführer in diesem Marktsegment auf. Das Unternehmen, welches auch ATI-Kunden wie Dell und Apple beliefert, stellte auch für die Microsoft-Konsole Xbox Grafikchips her. Doch ATI wird nVidia bei der nächsten Xbox-Generation (Xbox 360), welche Ende 2005 erwartet wird, als Chip-Ausrüster ablösen.

Daneben hat inzwischen auch der Halbleitergigant Intel den lukrativen Grafikchipmarkt entdeckt. Zuletzt konnte der weltweit führende Halbleiterhersteller offenbar vor allem im Desktop-Bereich nVidia Marktanteile abnehmen.

Als weiterer Mitbewerber gilt der Soundkartenspezialist Creative Technology. Das Multimedia-Unternehmen, vor allem bekannt für seine Sound Blaster-Produktreihe, bietet über seine Tochter 3Dlabs Grafikchips an.

Ausblick

Meldung gespeichert unter: IT-News

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