America Movil lässt sich nicht beirren

Donnerstag, 14. Juni 2007 um 00:00

(IT-Times) Zwar musste Lateinamerikas größter Mobilfunkanbieter America Movil (NYSE: AMX, WKN: 603115) jüngst eine Niederlage im Bieterwettstreit um die Telekom Italia und die Brasilientochter TIM Brasil hinnehmen, doch noch sind nicht alle Tage gezählt.

Zwar hat sich die spanische Telefonica letztendlich im Übernahmepoker durchgesetzt, noch aber ist jedoch fraglich, ob die brasilianischen Behörden dem Unternehmen grünes Licht geben, seine ViVo-Einheit mit TIM Participacoes (TIM Brasil) zu fusionieren. Vivo betreut nämlich in Brasilien bereits 29 Mio. Mobilfunkkunden und gilt bereits als die Nummer eins im Markt. TIM Brasil kommt auf 26,3 Mio. Kunden, während die America Movil-Einheit Claro mit 24,6 Mio. Mobilfunkkunden nur die Nummer drei im brasilianischen Mobilfunkmarkt ist.

Christopher King, Analyst bei Stifel Nicolaus, bezweifelt daher, ob die brasilianischen Behörden den Deal einfach durchwinken werden. „Ich glaube nicht, dass die brasilianischen Regulierungsbehörden Telefonica in den nächsten 12 bis 18 Monaten erlauben, ihre Vivo-Einheit mit dem Geschäft von Telelcom Italia zu fusionieren“, meint der Analyst.

America Movil hingegen bleibt weiter zurückhaltend. Vielmehr will das Unternehmen keine großen Zukäufe in Milliardenhöhe tätigen, sondern sich vielmehr auf den Ausbau bestehender Kapazitäten und Techniken kümmern. Insgesamt sollen hierfür 3,2 Mrd. Dollar im laufenden Jahr bereitstehen, so CEO Daniel Haji. So wird sich America Movil nicht zuletzt auch auf den Ausbau und die Bereitstellung von UMTS-Services konzentrieren. Insgesamt will man diesem Jahr in 30 bis 40 lateinamerikanischen Städten UMTS anbieten.

America Movil nimmt Kabelmarkt ins Visier

Keinen Hehl macht das Management daraus, dass man sich in Honduras verstärken will. Jedoch will America Movil keinen Mobilfunkspezialisten kaufen, sondern eine Kabelfirma übernehmen, bestätigt Firmenlenker Haji. „Wir müssen ein Kabel-Unternehmen kaufen. Und wir sind dabei dies zu tun“, gibt Haji die Marschrichtung vor. Hintergrund ist der Trend hin zu Triple-Play-Angeboten. Was bereits in Europa vorexerziert wird, soll auch bald in Südamerika Einzug halten. Telefon-, Daten- und Videoservices sollen künftig aus einer Hand kommen.

Kurzportrait

Der in Mexiko City ansässige Mobilfunkspezialist America Movil gilt als der größte Mobilfunkserviceanbieter in Lateinamerika. Das Unternehmen, welches im Jahr 2000 aus der Abspaltung von Telefonos de Mexico (Telmex) hervorging, betreut heute mehr als 115 Mio. Kunden in 14 verschiedenen Märkten. So ist das vom Multi-Milliardär Carlos Slim kontrollierte Unternehmen neben seinem Heimatmarkt in Mexiko, auch in Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Nicaragua in den USA, sowie in Chile, Paraguay, Peru und Uruguay aktiv. America Movil betreibt dabei ein eigenes GMS-Netz in diesen Ländern.

In Mexiko ist America Movil vor allem über seine Tochter Radiomovil Dipsa Sa de DV, welche die Marke Telcel betreibt präsent, wobei das Unternehmen über seine Telcel-Einheit allein in Mexiko mehr als 32 Mio. Kunden betreut. Ferner hält America Movil 98 Prozent der Anteile an Telecom Americas, nachdem die entsprechenden Anteile zuvor von Bell Canada International und SBC Communications übernahm. Bereits im Jahr 2003 kaufte America Movil den in Sao Paulo ansässigen City-Provider BCP für 625 Mio. Dollar auf.

In der jüngsten Vergangenheit streckte America Movil seine Fühler auch in andere lateinamerikanische Länder, wie nach Chile und Peru aus. In Peru stieg America Movil im Jahr 2005 in den Markt ein, indem der Mobilfunker die Einheit TIM Peru von Telecom Italia für rund 503 Mio. Dollar kaufte. Gleichzeitig übernahm America Movil Perus drittgrößten Mobilfunkanbieter Smartcom vom spanischen Stromversorger Endesa. Anfang 2006 kaufte America Movil dem US-Telekomspezialisten Verizon seine Beteiligungen an Verizon Dominicana, sowie an der Puerto Rico Telephone als auch an der in Venezuela ansässigen CANTV ab. Im Frühjahr 2007 wurde die Telecommunicaciones de Puerto Rico übernommen. In Kolumbien ist America Movil durch seine Tochter und den Mobilfunkspezialisten Comcel präsent. Ferner plant America Movil demnächst in weitere neue Märkte zu expandieren. Im Vordergrund stehen dabei Länder wie Panama, Venezuela und Bolivien.

Als Kooperationspartner gilt unter anderem die kanadische Research In Motion, wobei America Movil gemeinsam mit den Kanadiern den BlackBerry Email-Pushdienst in Mexiko vertreibt. Der mexikanische Milliardär Carlos Slim Helu hält über sein Unternehmen America Telecom 65 Prozent der America Movil-Anteile. Der US-Kommunikationsspezialist SBC Communications hielt zuletzt noch eine Beteiligung von 25 Prozent an dem Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2007 meldete America Movil einen Umsatzsprung auf 6,4 Mrd. Dollar, ein Zuwachs von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn zog um 51,4 Prozent auf 1,54 Mrd. Dollar an, wobei sich die EBITDA-Marge auf knapp 43 Prozent verbesserte. Der Nettogewinn je ADR-Aktie summierte sich dabei auf 81 US-Cent je Anteil. An der Wall Street hatte man im Vorfeld nur mit einem Nettogewinn von 67 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Insgesamt konnte America Movil im jüngsten Quartal 5,9 Mio. neue Kunden hinzugewinnen. 564.000 Neukunden konnte America Movil durch die Übernahme von Telecommunicaciones de Puerto Rico begrüßen. Damit stieg die Zahl der betreuten Kunden zum Ende des ersten Quartals auf über 131 Mio. Mobilfunkkunden.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: IT-News

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