Yandex: Weltweite Sanktionen bedrohen auch Existenz des russischen Internetkonzerns – was dahinter steckt

Am Montag, den 28. Februar 2022, gab die russische Zentralbank bekannt, dass die Moskauer Börse MOEX mindestens bis Freitag, den 4. März 2022, geschlossen bleibt.

Ebenfalls am 28. Februar verhängten die Nasdaq und die New York Stock Exchange (NYSE) eine Aussetzung des Handels mit Wertpapieren einer Reihe von Unternehmen, die in Russland in erheblichem Umfang tätig sind, darunter auch Yandex. Die Aussetzung vom Handel ist derzeit noch in Kraft.

Gemäß den Bedingungen einer Wandelschuldverschreibung von Yandex mit Fälligkeit 2025 hätten Inhaber dieser Bonds im Falle einer Aussetzung des Handels mit den Aktien der Klasse A an der Nasdaq von mehr als fünf Handelstagen das Recht, von Yandex die Rückzahlung ihrer Schuldverschreibungen zum Nennwert zuzüglich aufgelaufener Zinsen zu verlangen.

Der derzeit ausstehende Nennwert betrage nach Unternehmensangaben 1,25 Mrd. US-Dollar. Yandex verfüge derzeit nicht über ausreichende Mittel, um die Bonds „in vollem Umfang“ zurückzuzahlen.

Sollte das Unternehmen daran gehindert werden, zusätzliche Mittel von russischen Tochtergesellschaften an die niederländische Muttergesellschaft auszuschütten, würde Yandex nicht mehr über ausreichende Mittel verfügen.

Yandex spricht in diesem Zusammenhang von „erheblichen negative Auswirkungen“ auf die kurzfristige Finanzlage und Liquidität. Damit könnte eine Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit drohen.

Das Unternehmen führe derzeit eine Notfallplanung durch, um festzustellen, welche Schritte unternommen werden sollen und welche anderen Finanzierungsquellen zur Verfügung stünden, falls dieses Rückzahlungsrecht ausgelöst würde.

Derzeit existieren keine regulatorischen Beschränkungen für den Erwerb von und den Handel mit Wertpapieren von Yandex durch Personen aus den USA, Großbritannien oder der EU.

Nicht-US-Personen seien in Verbindung mit solchen Transaktionen keinen sekundären US-Sanktionsrisiken ausgesetzt, hieß es weiter vom Unternehmen. Yandex beobachte die Entwicklungen bei Sanktionen und Exportkontrolle sowie das makroökonomische Klima in Russland genau.

An Yandex ist unter anderem auch der russische Multi-Milliardär Roman Abramovich beteiligt, der just angekündigt hat, sein langjähriges Engagement beim Londoner Fußballclub Chelsea zu beenden und diesen zu verkaufen.

Zuletzt notierte die Yandex-Aktie vor der Aussetzung im vorbörslichen Handel in den USA bereits mehr als 21 Prozent im Minus bei unter 15 US-Dollar.

Der letzte Schlusskurs wurde zuvor am 25. Februar 2022 festgestellt und lag bei 18,94 US-Dollar. Der Höchstkurs der Yandex-Aktie betrug rund 87 US-Dollar und wurde im November 2021 markiert.

Zuletzt konnte Yandex den Umsatz zwar noch um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern und damit weiter deutlich beschleunigen, allerdings erwirtschaftet der Konzern hohe Verluste.

Es liegt also nahe, dass bei Wiederaufnahme des Handels weitere herbe Kursabschläge bei der Yandex-Aktie zu erwartet sind. Hinzu kommt das Risiko, dass die USA respektive die SEC die Notierung von Yandex ganz verbieten könnte. (lim/rem)