Microsoft sieht seine Zukunft im Online-Werbemarkt

Donnerstag, 4. Oktober 2007 um 12:15
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(IT-Times) - Überarbeitete Suchmaschine, neue Spielekonsole (Xbox 360 Arcade), neue Web Services, neuer MP3-Player (Zune 2) und ein neuer Science-Fiction-Shooter: Keine Frage, der US-Softwarekonzern Microsoft (Nasdaq: MSFT, WKN: 870747) macht Ernst und will sich im digitalen Zeitalter endlich als Innovator profilieren, nachdem das Unternehmen in den letzten Jahren mit seinen Entwicklungen meist der Konkurrenz hinterherlief.

Ein Umschwung ist auch dringend notwendig, nachdem die EU Microsoft zu einer empfindlichen Strafzahlung und zur Öffnung seines Windows Betriebssystems für andere Anbieter verurteilt hat. Marktbeobachter gehen davon aus, dass dies Microsoft im Wettbewerb langfristig weiter schwächen wird. Zudem drängt der Onlinegigant Google mit immer neuen Web Services und Anwendungen in den Office-Bereich, der bis dato weitgehend von Microsoft kontrolliert wurde.

Wachstumsmarkt Online-Werbung


Während Google bereits ein Viertel aller US-Online-Werbeausgaben auf sich vereinen kann, spielt Microsoft in diesem Bereich bislang kaum eine Rolle. Nicht einmal fünf Prozent der Gesamteinnahmen steuerte zuletzt das Online-Werbegeschäft bei. Dies soll sich in den nächsten Jahren ändern, kündigt Microsoft-Chef Steve Ballmer Anfang Oktober in Paris an. In den nächsten vier bis zehn Jahren sollen bis zu 25 Prozent der Gesamteinnahmen aus dem Online-Werbesegment kommen, so Ballmer.

Um dieses Ziel zu erreichen, nahm man in Redmond bereits sehr viel Geld in die Hand. So wurde in diesem Jahr der Online-Marketingspezialist aQuantive für sechs Mrd. Dollar hinzugekauft. Weitere Investitionen könnten demnächst folgen. So werden Microsoft enge Kontakte zum Social-Networking-Portal Facebook nachgesagt. Bislang tritt Microsoft bereits als exklusiver Werbevermarkter für Facebook auf. Nunmehr soll eine Beteiligung von fünf Prozent an dem Unternehmen folgen, wofür Microsoft angeblich bereit ist, bis zu 500 Mio. Dollar auszugeben.

Auch in einem weiteren Nischensegment hat sich Microsoft bereits frühzeitig positioniert. Durch die Übernahme von Massive ist der Softwarekonzern inzwischen auch im so genannten Markt für In-Game-Advertising präsent. Der Markt für Spielewerbung ist zwar noch verhältnismäßig jung, dürfte aber in den nächsten Jahren umso schneller wachsen, glaubt man beim Marktforschungsunternehmen Yankee Group. Nach 165 Mio. Dollar in 2006, könnten bis 2010 allein in diesem Bereich jährlich 732 Mio. Dollar jährlich an Umsatz generiert werden, glauben die Yankee-Marktforscher.

Mit seiner Xbox-Konsole hat sich Microsoft bereits eine viel versprechende Plattform aufgebaut, um von diesem Zukunftstrend profitieren zu können, denn Online- und Konsolenspiele gelten längst als das Unterhaltungsmedium der Zukunft, was der große Erfolg des Microsoft-Shooters „Halo 3“ eindrucksvoll beweist…

Kurzportrait

In den 80er und 90er Jahren gelang dem Softwarespezialisten Microsoft der Aufstieg zum weltweit größten Softwarehersteller. Mit seinem Windows Betriebssystem eroberte das Unternehmen schnell die Schreibtischbüros in den Firmen als auch bei den Privatanwendern. Das Kerngeschäft bildet heute der Bereich Desktop- und Client-Systeme, worunter populäre Anwendungen wie Microsoft Office oder Excel fallen, sowie der Geschäftsbereich rund um die bekannte Windows-Plattform. Aber auch andere Geschäftsbereiche, wie das wachstumsstarke Servergeschäft tragen inzwischen zum Unternehmensgewinn bei. Verluste schrieb zuletzt jedoch noch die Entertainment und Devices-Einheit, in der unter anderem das Xbox-Geschäft zusammengefasst ist.

Daneben betreibt das Unternehmen noch den Internetzugangs- und Nachrichtendienst MSN, der inzwischen schwarze Zahlen schreibt. Durch das gemeinsam mit Accenture gegründete Joint Venture Avanade versucht Microsoft im Bereich IT-Services Fuß zu fassen. Mit der Übernahme von Great Plains Software will Microsoft daneben kleinere und mittlere Unternehmen ansprechen, womit sich der Softwarekonzern in direkte Konkurrenz zum Partner SAP begibt. Gleichzeitig stieg Microsoft mit der Marke Zune und dem gleichnamigen Musikdienst in den Markt für MP3-Player ein.

Nach der Übernahme der dänischen Navision, kaufte Microsoft das Startup XDegrees. Zudem wurde der Webkonferenzanbieter PlaceWare übernommen. Im Jahr 2005 folgte die Übernahme von Groove Networks und MessageCast. Mitte 2005 schloss Microsoft die Übernahme des Sicherheitsspezialisten Sybari Software ab. Zum Ende des Jahres 2005 verstärkte sich Microsoft mit der Übernahme des Management-Spezialisten UMC. Auch im Jahr 2006 blieb Microsoft weiter auf Einkaufstour und schluckte den britischen Foto-Katalogsoftwareanbieter iView Multimedia, sowie den Virtualisierungsspezialisten iView Multimedia, den Windows-Spezialisten Winternals Software sowie dessen Sysinternals-Webseite. Ebenfalls übernommen wurde der Ingame-Werbespezialist Massive. Mitte 2007 schloss Microsoft die Übernahme des Online-Web- und Marketing-Spezialisten aQuantive ab. Gleichzeitig wurden mit der Werbebörse AdECN, dem Softwareanbieter Engyro und dem Shopping-Dienst Jellyfish.com weitere Firmen hinzugekauft.

Gemeinsam mit dem TV-Sender NBC betreibt Microsoft den Nachrichtenkanal MSNBC. Mit 24-Stunden Berichterstattung will das Unternehmen dem Nachrichten-Pionier CNN Paroli bieten.

Seit mehreren Jahren engagiert sich Microsoft auch im Konsolengeschäft (Xbox). Mit seiner neuen Konsolen-Generation Xbox 360 will Microsoft dem Platzhirschen Sony vom Thron stoßen. Unternehmensmitgründer Bill Gates zog sich zwar als Unternehmenschef zurück, hält aber nach wie vor mehr als zehn Prozent der gesamten Anteile an Microsoft.

Zahlen

So berichtet Microsoft im Juniquartal von einem Umsatzanstieg auf 13,37 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn kletterte um sieben Prozent auf 3,04 Mrd. Dollar oder 31 US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 2,83 Mrd. Dollar oder 28 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Im Hinblick auf die Reparaturanfälligkeit seiner Xbox 360 verlängerte Microsoft die Garantiezeit für die Konsole auf drei Jahre. Gleichzeitig wurden Probleme bei der Herstellung behoben. Ausgenommen dieser Aufwendungen (1,06 Mrd. Dollar oder acht US-Cent je Aktie) konnte Microsoft einen Nettogewinn von 39 US-Cent je Aktie realisieren und damit die Markterwartungen erfüllen. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit Einnahmen von 13,27 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 39 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Im Geschäftsbereich, indem das Geschäft mit der Bürosoftware Office 2007 zusammengefasst ist, zogen die Erlöse um 19 Prozent auf 4,63 Mrd. Dollar an. Die Windows-Division verbuchte ein Umsatzplus von 14 Prozent auf 3,81 Mrd. Dollar, worin sich der Erfolg von Windows Vista widerspiegelt. Im Bereich Online-Werbung legte Microsoft deutlich zu - hier kletterten die Erlöse um 33 Prozent auf 544 Mio. Dollar, wobei die Online-Servicedivision ihren Verlust auf 239 Mio. Dollar ausweitete, nach einem Minus von 187 Mio. Dollar im Vorjahr. Im Konsolenbereich fielen die Erlöse um zehn Prozent auf 1,16 Mrd. Dollar.

Meldung gespeichert unter: Online-Werbung, Microsoft, Hintergrundberichte, Software, Internet

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