Wirecard: Dubiose Transaktionen auf Mauritius vermutet - Zentralbank startet Ermittlungen

E-Commerce: Digitale Bezahllösungen (Digital Payment)

Mittwoch, 1. Juli 2020 um 18:41
Wirecard Singapur

ASCHHEIM/MÜNCHEN (IT-Times) - Der deutsche Payment-Dienstleister Wirecard musste in der vergangenen Woche Insolvenzantrag stellen, da die Zahlungsunfähigkeit und oder Überschuldung droht.

Nun könnte es wieder spannend werden, denn Behörden auf Mauritius sind hellhörig geworden und ermitteln aktuell wegen mutmaßlichem Roundtripping von Umsätzen im Zusammenhang mit der Wirecard AG.

Mauritius ist deshalb so interessant, weil bei einem Kauf eines indischen Unternehmens durch Wirecard eine Gesellschaft als Mittelsmann zwischengeschaltet wurde, deren Sitz mit Mauritius angegeben wurde.

Die Zentralbank von Mauritius und die Financial Services Commission (FSC) haben nun eine gemeinsame Untersuchung der Zahlungsvorgänge angeordnet, die der Wirecard AG zuzuordnen sind, so die Zentralbank in einer heutigen Erklärung.

Heute haben bereits die Staatsanwaltschaft und die Polizei in einer konzertierten Aktion erneut Durchsuchungen in Deutschland und Österreich bei Wirecard durchgeführt, um wichtige Dokumente aufzuspüren und zu sichern.

Die Zentralbank will nun auf Mauritius auch die Hilfe von Strafverfolgungsbehörden in Anspruch nehmen. Eine auf Mauritius registrierte Gesellschaft könnte am Roundtripping beteiligt gewesen sein, hieß es.

Die „Financial Times“ (FT) hatte Ende letzten Jahres berichtet, dass es bei einer Akquisition von Wirecard in Indien möglicherweise Unregelmäßigkeiten gab, weil ein völlig überzogener Kaufpreis bezahlt wurde.

Der Deal in Indien ließ aufgrund der hohen Summe, die für die Akquisition auf den Tisch gelegt wurde, Zweifel aufkommen.

Es war die größte Akquisition der Wirecard AG in der Unternehmensgeschichte. Markus Braun hatte die Transaktion seinerzeit als „wichtigen Schritt“ propagiert, in Indien als bedeutende Wachstumsregion Fuß zu fassen.

Im Oktober 2015 kündigte Wirecard an, einen kleinen Payment-Anbieter mit dem Namen Hermes I-Tickets Private Ltd. sowie GI Technology, das Payment-Business von Great India Retail, erwerben zu wollen.

Gekauft wurde ein „Retail-gestütztes E-Commerce-Netzwerk “ sowie mehrheitlich ein inländischen (IMPS) Überweisungsdienstleister“, Emittent von lizenzierten Prepaid Zahlungsinstrumente (PPI), bestätigte Wirecard später.

Nennenswerte Umsätze machten diese beiden Units indes nicht, zudem waren sie offenbar unprofitabel. Abgeschlossen wurde der Zukauf von Wirecard sodann im Jahr 2016.

Skeptisch zeigten sich zu dieser Zeit bereits die US-amerikanische Investmentbank Morgan Stanley und Hedge-Fonds, insbesondere was die Bilanzierungsmethoden der Wirecard AG betrifft.

Als Kaufpreis für das indische Payment-Geschäft aber wurden insgesamt 340 Mio. Euro aufgerufen, die Wirecard bezahlen sollte. Der Kaufpreis wurde bereits damals von Marktbeobachtern als zu viel zu hoch eingestuft und kritisiert.

Die Wirecard Sales International Holding GmbH mit Sitz in Aschheim hat mehrheitlich (60 Prozent) das Payment-Geschäft der Great India Retail (inkl. 100 Prozent von Hermes i Tickets) von einem Fonds zu einem Kaufpreis in Höhe von 216 Mio. Euro zuzüglich möglicher maximaler Earn-Out Zahlungen von 110 Mio. Euro erworben.

Meldung gespeichert unter: Mobile Payment, E-Commerce, Online-Payment, Insolvenz, Wirecard, Software, IT-Services

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