Unternehmen wollen Digitalisierung vorantreiben – müssen aber schneller werden

ITK-Markt Deutschland

Donnerstag, 29. Februar 2024 um 17:35

Jedes zweite Unternehmen tut sich schwer, die Digitalisierung zu bewältigen – jedes dritte sieht sich aber vorne

Technologien wie Künstliche Intelligenz, Datenanalysen und 5G wird große Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit zugesprochen

Wintergerst: „Erfolgreiche Digitalisierung braucht Wissen und Werkzeuge“ 

BITKOM

Berlin, 29. Februar 2024

Der internationale Wettbewerb verschärft sich durch die Digitalisierung, aber noch haben viele deutsche Unternehmen Schwierigkeiten, Schritt zu halten. Jeweils 7 von 10 Unternehmen spüren, dass durch die Digitalisierung Wettbewerber aus der IT- und Internet-Branche (69 Prozent) sowie aus anderen Bereichen (70 Prozent) auf ihren Markt drängen. Im vergangenen Jahr waren es nur 62 bzw. 59 Prozent. Gleichzeitig berichtet knapp die Hälfte (48 Prozent) der Unternehmen von Problemen bei der Digitalisierung, 2023 waren es erst 39 Prozent.

Das sind Ergebnisse einer Befragung von 606 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Zugleich haben 9 von 10 Unternehmen (91 Prozent) eine Digitalstrategie, ebenfalls 9 von 10 (93 Prozent) setzen aktuell zumindest in einzelnen Bereichen Digitalprojekte um und mehr als jedes Dritte (37 Prozent) sieht sich sogar als Vorreiter bei der Digitalisierung. „Wir sehen in vielen Unternehmen verstärkte Bemühungen, die Digitalisierung voranzutreiben. Zu oft bleiben sie aber bei Diskussionen stehen und kommen noch nicht in die Umsetzung. Erfolgreiche Digitalisierung braucht Wissen und Werkzeuge“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Jedes einzelne Unternehmen benötigt jetzt eine Kraftanstrengung, um bei der Digitalisierung von der Planung in die Umsetzung zu kommen. Analoge Geschäftsmodelle sind keine Antwort auf einen sich verschärfenden Wettbewerb. Das Management ist gefordert, die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen.“

So beklagt die große Mehrheit der Unternehmen, dass äußere Rahmenbedingungen ihre Digitalisierung ausbremsen. Dazu gehören gestiegene Energiekosten (98 Prozent), fehlende Wachstumsdynamik (97 Prozent), die Unterbrechung von Lieferketten (97 Prozent) sowie die Inflation und das hohe Zinsniveau (je 96 Prozent). Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wirkt sich in 60 Prozent der Unternehmen negativ auf die Digitalisierung aus. Aber auch die Politik der Bundesregierung (97 Prozent) und die der eigenen Landesregierung (84 Prozent) bremsen die Digitalisierung in der Mehrheit der Unternehmen.



Jedes fünfte Unternehmen erhöht Digital-Investitionen, jedes zweite hält sie konstant

Beim Blick auf die Investitionen in die Digitalisierung ergibt sich ein gespaltenes Bild. So wollen 7 Prozent deutlich mehr in die Digitalisierung investieren als noch 2023 und 14 Prozent etwas mehr. Und rund die Hälfte (48 Prozent) will die Investitionen in unveränderter Höhe fortführen. Aber 18 Prozent planen eher weniger für die Digitalisierung auszugeben, 12 Prozent sogar deutlich weniger. „Überwiegend stabile oder sogar steigende Digitalinvestitionen sind angesichts der konjunkturell schwierigen Situation und der zahlriechen Regulierungseingriffe unter dem Strich ein positives Signal“, so Wintergerst.

Digitalen Technologien wird eine große Bedeutung zugesprochen
Praktisch alle Unternehmen (98 Prozent) sehen eine große Bedeutung von Datenanalysen für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, aber nur 37 Prozent der Unternehmen nutzen Big Data bereits, immerhin 48 Prozent diskutieren darüber oder planen den Einsatz. Dem Internet of Things (IoT) messen 93 Prozent eine große Bedeutung zu, aber nur 30 Prozent nutzen es, 54 Prozent sind in der Diskussions- oder Planungsphase. Bei 5G sehen 92 Prozent eine große Bedeutung, 29 Prozent nutzen die Technologie, 47 Prozent diskutieren darüber oder planen den Einsatz. Auch bei Robotik (88 Prozent große Bedeutung, 36 Prozent Nutzer, 38 Prozent Planer und Diskutierer) sowie autonomen Fahrzeugen (69 Prozent große Bedeutung, 18 Prozent Nutzer, 29 Prozent Planer und Diskutierer) sieht das Bild ähnlich aus. Am geringsten fällt die Diskrepanz zwischen allgemeiner Einschätzung und Umsetzung im Unternehmen bei Virtual und Augmented Reality aus: Hier sehen 60 Prozent der Unternehmen eine große Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit, und ebenso viele nutzen die Technologie (29 Prozent) bzw. planen oder diskutieren den Einsatz (31 Prozent).

Künstliche Intelligenz: Jedes dritte Unternehmen diskutiert den Einsatz
Die derzeit viel diskutierte Zukunftstechnologie Künstliche Intelligenz hat für 82 Prozent der Unternehmen eine große Bedeutung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit, aber gerade einmal 13 Prozent setzen sie ein, 33 Prozent planen es oder diskutieren noch darüber. Noch geringer verbreitet in den deutschen Unternehmen ist die Blockchain-Technologie, der 70 Prozent eine große Bedeutung zusprechen, die aber gerade einmal 3 Prozent nutzen und 23 Prozent planen oder diskutieren. Das Metaverse halten zwar 44 Prozent für bedeutend, aber jeweils nur 2 Prozent nutzen die Technologie bzw. planen oder diskutieren ihren Einsatz. Und Quantencomputern sprechen 51 Prozent eine große Bedeutung zu, aber praktisch kein Unternehmen nutzt die Technologie oder ist bereits in der Planungs- oder Diskussionsphase. „Als rohstoffarmes Land, das noch dazu vor einem gravierenden demographischen Wandel steht, müssen wir stärker als in der Vergangenheit auf digitale Technologien setzen. Gerade Künstliche Intelligenz bietet riesige Chancen und mischt in fast allen Branchen die Karten neu“, so Wintergerst. „Zugleich sind die Einstiegshürden für den Technologie-Einsatz so niedrig wie noch nie. Jedes Unternehmen sollte versuchen, eigene Erfahrungen mit neuen Technologien zu machen. Ziel muss sein, Digitalisierungschancen frühzeitig zu erkennen und zu nutzen.“

Digitale Geschäftsmodelle: Viele Unternehmen tun sich noch schwer
Wer bei der Digitalisierung nicht vorankommt, könnte künftig vor größeren Schwierigkeiten stehen. Denn bei einer deutlichen Mehrheit von 57 Prozent der Unternehmen verändert sich infolge der Digitalisierung das Geschäftsmodell. Doch fast der Hälfte der Unternehmen fällt die Entwicklung digitaler Produkte und Dienstleistungen schwer: 24 Prozent fällt sie eher schwer und ebenso vielen sogar sehr schwer. Umgekehrt sagen nur 16 Prozent, dass ihnen die Entwicklung eher leicht fällt und sogar gerade einmal 4 Prozent, dass sie ihnen sehr leicht fällt. Wintergerst: „Digitalisierung ist kein Zauberwerk und die Einstiegshürden in die digitale Wirtschaft waren wohl noch nie so niedrig wie heute. Der erste Schritt ist oft der schwerste. Hat man den Einstieg geschafft, öffnet sich eine neue Welt.“

Meldung gespeichert unter: Datenschutz, Künstliche Intelligenz (KI, Artificial Intelligence=AI), Stellenmarkt, Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK), Digitalisierung, Jobs, BITKOM, Marktdaten und Prognosen, Software, Internet, Verbände

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