Palm kämpft ums Überleben - wieder einmal

Dienstag, 2. März 2010 um 13:12
Palm

(IT-Times) - Der angeschlagene Smartphone-Hersteller Palm (Nasdaq: PALM, WKN: A0ETPB) schockierte Anleger und Investoren Ende Februar mit einer deftigen Umsatzwarnung, nachdem sich Palm-Smartphones deutlich schlechter als erwartet verkauften.

Wurden Palm-Papiere zu Jahresbeginn noch bei über 13 US-Dollar gehandelt, markierten die Papiere jüngst ein neues Jahrestief bei 5,93 US-Dollar. Analysten und Marktbeobachter machen insbesondere fundamentale Probleme für die jüngste Misere bei Palm verantwortlich. Palm habe seine Chance im Smartphone-Markt nicht genutzt, so der allgemeine Tenor. Eine zweite Chance werde das Unterrnehmen voraussichtlich nicht erhalten, befürchtet Global Equities Research Analyst Trip Chowdhry.

Daran dürfte auch das neueste Update des Betriebssystems (webOS 1.4) nicht viel ändern. Zwar bringt das neue Update erweiterte Optionen für die Bearbeitung von Videoclips mit, wobei sich gleichzeitig auch Einträge in Kalendern und Telefonbüchern schneller vornehmen lassen, doch ob dies allein ausreichen wird, Palm aus der Verlustzone zu hieven, wird immer mehr bezweifelt.

Hintergrund ist die hohe Cash-Burn-Rate, wobei die anhaltenden Verluste die Liquidität des Unternehmens zunehmend strapazieren. Schon ist von einer möglichen Insolvenz die Rede, sollte Palm mittelfristig der Turnaround nicht gelingen.

Dell und HP als mögliche Übernahmeinteressenten gehandelt


Nachdem der finnische Mobilfunkmarktführer Nokia im Vorjahr bereits als potentieller Übernahmeinteressent gehandelt wurde, rücken nunmehr weitere Namen in den Vordergrund. Als potentielle Aufkäufer werden inzwischen auch Dell und Hewlett-Packard genannt. Der Grund: Computing wird zunehmend mobil und Geräte wie Smartphones und Netbooks finden immer mehr Anklang bei Privatverbrauchern und Firmenkunden.

So hat sich Dell nach dem gescheiterten Anlauf im PDA-Markt im Smartphone-Markt vorgewagt. Das Dell Mini 3i ist seit Herbst 2009 auf dem chinesischen Markt verfügbar, wobei das Gerät wohl auch in anderen asiatischen Ländern sein Marktdebüt feiern dürfte. Setzt Dell seine Smartphone-Strategie konsequent fort, dürften wohl weitere Smartphones aus dem Hause Dell in Kürze folgen, glauben Marktbeobachter.

Doch ob eine Übernahme von Palm dem texanischen Computerbauer wirklich weiterhilft, wird unter Analysten und Marktbeobachtern bezweifelt. Palm verbrenne derzeit zu viel Geld, wobei die Produktpalette und das Vertriebsnetz der Kalifornier derzeit nicht überzeugen. Citigroup-Analyst Jim Suva hält dann Palm weder für Dell, noch für HP, Nokia oder Motorola als mögliches Übernahmeziel interessant. Vielmehr rechnet der Analyst bei Palm auch in den nächsten drei Jahren weiter mit roten Zahlen…

Kurzportrait

Der PDA-Hersteller Palm, gegründet im Jahre 1992 und ansässig in Milpitas/Kalifornien, sieht sich als Pionier im Markt für Handheld-Computer. Bereits im Jahre 1995 wurde das Unternehmen vom Modem-Hersteller U.S. Robotics übernommen, welches seinerseits zwei Jahre später vom US-Netzwerkkonzern 3Com aufgekauft wurde. Mit der Übernahme von Smartcode Technologie im Februar 1999 wurde Palms gleichnamiges Betriebssystem entsprechend um drahtlose Kommunikationsfunktionen erweitert. Bereits im Jahre 1996 stellte das Unternehmen mit dem Pilot 1000 und Pilot 5000 die ersten Personal Digital Assistants (PDAs) vor, welche heute als Meilenstein in der Geschichte des Handheld-Computing gelten. Insgesamt lieferte das Unternehmen seit seiner Gründung mehr als 40 Mio. PDA-Computer aus.

Im Jahre 2000 gliederte 3Com die Einheit Palm als eigenständiges Unternehmen aus und führte den PDA-Hersteller an die Nasdaq. Mit der Übernahme von Actual Software im Juni 2000 erweiterte Palm seine Handhelds um Email-Funktionen. Ein Jahr später erfolgte die Übernahme von peanutpress.com, aus der anschließend die Einheit Palm Digital Media und der Palm Reader hervorging. Im Jahr 2003 wurde das Unternehmen in zwei wesentliche Geschäftsbereiche umstrukturiert. Die Einheit PalmSource sollte zusätzliche, separate Lösungen rund um das Palm-Betriebssystem entwickeln, während sich die Einheit Palm um die Weiterentwicklung und die Vermarktung der Hardware konzentrieren sollte. Mit der Übernahme von HandSpring folgte gleichzeitig eine Ausgliederung der Softwareeinheit. Diese wurde im Jahr 2003 vollzogen. Nachdem Ende des PDA-Boom hat Palm einen Strategiewechsel vollzogen und setzt vermehrt auf Smartphones wie seine Treo- und Centro-Produktlinie sowie auf das neue Touchscreen-Smartphone Palm Pre und das Pixi. Zusätzliche Funktionen und Datenbanken können über das Internet-Portal MyPalm geladen werden. Über sein Internet-Portal bietet das Unternehmen auch Support für seine Geräte an. Hierfür entwickelt die Palm Economy, eine Community bestehend aus mehr als 250.000 registrierten Palm-Lizenznehmern, entsprechende Anwendungen und Funktionen für die Palm-Plattform. Das Smartphone-Geschäft trug zuletzt den Großteil der Palm-Umsätze.

Im Frühjahr 2007 holte sich Palm mit der Private Equity Gesellschaft Elevation Partners einen Investor an Board. Elevation Partners erwarb für 325 Mio. Dollar eine 25%ige Beteiligung an Palm. Ende 2008 investierte Elevation Partners weitere 100 Mio. Dollar in das Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene Novemberquartal meldet Palm einen Umsatzrückgang um 59 Prozent auf 78,1 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 191,6 Mio. US-Dollar in der Vorjahresperiode. Der angepasste Umsatz summierte sich dabei auf 302 Mio. Dollar. Nach der Zahlung einer Vorzugsdividende summierte sich der Verlust im jüngsten Quartal auf 85,4 Mio. Dollar oder 54 US-Cent je Aktie, nachdem in der Vorjahresperiode ein Verlust von 508,6 Mio. Dollar oder 4,64 Dollar je Aktie entstand. Die Vorjahreszahlen beinhalten allerdings Wertberichtungen und Abschreibungen auf Lagerbestände im Volumen von 396,7 Mio. Dollar.

Ausgenommen außergewöhnlicher Einmalfaktoren summierte sich der Nettoverlust im jüngsten Quartal auf 59,6 Mio. Dollar oder 37 US-Cent je Aktie. Mit den vorgelegten Zahlen verfehlte Palm jedoch die Markterwartungen der Analysten, die im Vorfeld mit Einnahmen von 266,2 Mio. Dollar, aber nur mit einem Nettoverlust von 32 US-Cent je Aktie gerechnet hatten.

Palm konnte im jüngsten Quartal 783.000 Smartphones zur Auslieferung bringen, ein Rückgang um fünf Prozent gegenüber dem Vorquartal. Gegenüber dem Vorjahresquartal ergibt sich ein Absatzplus von 41 Prozent. Dabei konnte Palm eine Bruttomarge von 25,6 Prozent verbuchen und einen positiven Cashflow aus dem operativen Geschäft in Höhe von 16,7 Mio. US-Dollar generieren. Die Barreserven summierten sich zum Quartalsende auf 590 Mio. Dollar.

Markt und Wettbewerb

Palm hat sich nach der Übernahme des Rivalen Handspring zwar im PDA-Markt verstärkt, doch sieht sich das Unternehmen insbesondere im Smartphone-Markt der Konkurrenz von Nokia und vor allem Research In Motion (BlackBerry) und Apple (iPhone) gegenüber.

Meldung gespeichert unter: Palm, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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