Oracle segelt in eine ungewisse Zukunft

Cloud-Geschäft trägt 6 Prozent zum Gesamtumsatz bei

Donnerstag, 25. September 2014 um 13:50
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(IT-Times) - Für das weltweit zweitgrößte Softwarehaus Oracle geht eine Ära zu Ende. Der langjährige Firmenchef und Gründer Larry Ellison tritt nach 37 Jahren an der Firmenspitze zurück und wechselt auf dem Beifahrersitz. Ellison wird künftig als Cheftechnologe die Geschicke von Oracle weiter maßgeblich beeinflussen.

Künftig soll eine Doppelspitze bestehend aus dem ehemaligen HP-Chef Mark Hurd und der bisherigen Oracle-Finanzchefin Safra Catz das Unternehmen leiten. Hintergrund des Rücktritts von Ellison waren anhaltend enttäuschende Geschäftszahlen. Oracle hatte in den letzten acht Quartalen die Markterwartungen fünf Mal verfehlt, allein im jüngsten Quartal blieb Oracle 200 Mio. Dollar hinter den Umsatzerwartungen zurück.

Oracle hinkt in der Cloud noch hinter her


Zwar trug das Team-Oracle bei der Segelregatta America’s Cup 2013 den Sieg davon, im Rennen um die Vorherrschaft in der Cloud steht Oracle aber nicht ganz so gut da. Trotz Milliardenausgaben - Oracle (Nasdaq: ORCL, WKN: 871460) gab allein im letzten Jahrzehnt etwa 40 Mrd. US-Dollar für Zukäufe aus - kommt der Datenbankspezialist in der Cloud nicht so recht in die Gänge.

Das Software-as-a-service (SaaS) und Platform-as-a-service (PaaS) Geschäfte kletterte im jüngsten Quartal zwar um 32 Prozent auf 337 Mio. Dollar, während das Infrastructure-as-a-service (IaaS) Geschäft um 26 Prozent auf 138 Mio. Dollar zulegte, insgesamt steuerte das Cloud-Servicegeschäft aber nur rund 6 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Neue Produkte sollen die Konkurrenz stoppen


Konkurrenten wie Salesforce.com (CRM Cloud) und Workday (HR Cloud) gewinnen mit branchenspezifischen Lösungen auf Kosten von Oracle Marktanteile, diese Entwicklung will der Datenbankhersteller in den nächsten Quartalen stoppen.

Schon im Rahmen der diesjährigen Oracle OpenWorld, die am 27. September beginnt, will das Unternehmen seine neue Datenbank Cloud mit neuen Datenbank-as-a-Service (DBaaS) Angeboten vorstellen. Oracle-Kunden und Service-Provider sollen ihre bestehenden Anwendungen und Datenbanken mit nur einem Knopfdruck in die Oracle Cloud verlagern können, verspricht Ellison.

Oracle schließt Kooperation mit KPMG


Um dieses Geschäft weiter auszubauen, setzt Oracle nicht nur auf neue Produkte, sondern auf Kooperationen und weitere Zukäufe. Jüngst hat das Unternehmen eine Partnerschaft mit der Unternehmensberatung KPMG bekannt gegeben.

Die beiden Unternehmen wollen Cloud-basierte Finanz-Prozess-, Analyse- und Reporting-Lösungen über die Oracle Cloud vermarkten. Zudem wollen die beiden Firmen „KPMG Powered Finance“ an die größten KPMG-Kunden verkaufen.

Weitere Übernahmen in der Cloud erwartet


Nicht nur von dieser Vertriebsoffensive verspricht sich Oracle mehr Schwung im Cloud-Geschäft, auch weitere Übernahmen sollen die Position von Oracle in der Datenwolke verbessern. Jüngst übernahm Oracle mit Front Porch Digital einen Cloud-basierten Speicher-Management-Spezialisten. Angesichts von Barreserven von rund 51 Mrd. Dollar dürfte dies sicherlich nicht die letzte Übernahme von Oracle gewesen sein.

Kurzportrait

Die im Jahre 1977 gegründete und in Redwood City/Kalifornien ansässige Oracle galt in der Vergangenheit als klassischer Datenbankspezialist. Inzwischen operiert Oracle von drei wesentlichen Geschäftsbereichen heraus: Software, Hardware-Systeme und Services. Über das Softwaregeschäft erwirtschaftet Oracle nach wie vor den Großteil seiner Umsatzerlöse. Firmengründer Larry Ellison hält weiterhin rund 25 Prozent der Anteile am Unternehmen.

Mit der neuen Datenbank Oracle 12c will das Unternehmen verstärkt auf verteiltes Rechnen und Cloud Computing setzen. Darüber hinaus expandierte Oracle auch in die Bereiche elektronische Beschaffungssysteme, Customer Relationship Management (CRM) und Business Intelligence (BI). Der Bereich Supply Chain Management bildet eine Ergänzung zu den bisherigen Datenbank- und Anwendungslösungen aus dem Hause Oracle. In den vergangenen Jahren verstärkte sich Oracle durch zahlreiche Zukäufe.

Nach einer 18-monatigen Übernahmeschlacht übernahm Oracle im Januar 2005 den US-Softwarespezialisten PeopleSoft. Anfang 2007 kaufte Oracle dann den Business Intelligence Spezialisten Hyperion Solutions. Anschließend wurden mit Bharosa, Netsure Telecom, Bridgestream, LogicalApps, Interlace Systems und Moniforce weitere Firmen hinzugekauft. Nach der Übernahme von BEA Systems kaufte Oracle in 2008 mit Skywire, Global Knowledge Software, ClearApp, Advanced Visual Technology und Primavera weitere Firmen auf.

Auch in 2009 setzte Oracle seine Einkaufstour weiter fort und schluckte die Unternehmen mValent, Relsys sowie Virtual Iron Software und übernahm zudem Sun Microsystems. Auch in 2010 blieb Oracle weiter auf Einkaufstour und übernahm mit Silver Creek Systems, AmberPoint, PhaseForward, eServGlobal und Secerno weitere Unternehmen. Anfang 2011 schloss Oracle die Übernahme von Art Technology Group (ATG) ab. Anfang 2012 verstärkte sich Oracle mit der Übernahme von Taleo, gleichzeitig wurde der Social-Marketing-Spezialist Vitrue übernommen, nachdem zuvor der Spezialist RightNow aufgekauft wurde. In 2013 setzte Oracle seine Einkaufstour weiter fort und kaufte neben Acme und Nimbula auch den Software-Management-Spezialisten Tekelec, Compendium, Big Machines und Bitzer Mobile. In 2014 wurden bislang Responsys, Corente, Bluekai, Micros Systems und Front Porch Digital übernommen.

Markt und Wettbewerb

Im Datenbankgeschäft lieferte sich Oracle in den letzten Jahren einen harten Wettbewerb mit dem US-Computerkonzern IBM. Auch Microsoft ist im Datenbankgeschäft (Access) aktiv, spielt jedoch bislang nur eine untergeordnet Rolle. Oracle konnte hingegen seine marktführende Stellung zuletzt wieder ausbauen und kontrolliert nahezu die Hälfte des Datenbankmarktes (Quelle: Gartner).

Meldung gespeichert unter: Cloud Computing, Oracle, Hintergrundberichte, Software

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