Intershop Communications - Turnaround gefährdet

Freitag, 7. November 2008 um 12:35
Intershop Communications

(IT-Times) Die jetzige Wirtschafts- und Finanzkrise kommt für den deutschen E-Commerce Spezialisten Intershop Communications AG (WKN: A0EPUH) zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Nach einem harten Sanierungskurs und den Ausbau seiner Geschäftsfelder wies das Unternehmen in diesem Jahr im dritten Quartal in Folge einen kleinen Gewinn aus.

Obwohl das Management für das Jahr 2008 erstmals mit einem Gewinnausweis rechnet, könnte das Jahr 2009 schon wieder für Ernüchterung sorgen. Zwar will Intershop weiter wachsen und das Personal von zuletzt etwa 255 Mitarbeiter auf 280 aufstocken, um das Wachstum zu unterstützen, ob die Kunden dabei mitziehen werden, ist fraglich.

Intershop-Kunden vor Sparmaßnahmen


Intershop betreute zuletzt eigenen Angaben zufolge mehr als 300 Großkunden aus verschiedenen Branchen. Hierzu zählen unter anderem auch Sun Microsystems, die australische Telstra, das Versandhaus Otto, aber auch die Kaufhausholding Arcandor. Während Arcandor derzeit mit großen Problemen kämpft, sehen sich auch andere Intershop-Kunden wie Sun zu Sparmaßnahmen gezwungen, um nicht noch weiter in die roten Zahlen zu rutschen.

Etwaige Sparmaßnahmen der Intershop-Kunden könnten sich im nächsten Jahr auf das Wachstum von Intershop auswirken und die Bemühungen im Zusammenhang mit einem nachhaltigen Turnaround zu Nichte machen.

Erste Anzeichen eines langsameren Wachstums zeigten sich bereits im jüngsten Quartal. Intershop konnte seinen Umsatz nur noch marginal von 7,9 auf 8,0 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr steigern. Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld weiter verschlechtern, droht ein negatives Umsatzwachstum. Um eine mögliche Rezession zu überstehen, sollte sich Intershop um einen starken Partner bemühen.

Kauft Satyam Intershop?


Idealer Partner scheint dabei der indische IT-Servicespezialist Satyam Computer Services. Bereits Ende September erhielt Intershop von Satyam einen weiteren Auftrag in Höhe von 0,7 Mio. Euro, womit sich der Auftragsbestand allein von Satyam und gemeinsamen Kunden auf 1,0 Mio. Euro summierte.

Zum Glück für Intershop will Satyam sein Geschäft in Europa kräftig ausbauen, wie Satyam-Europachef Peter Heij jüngst gegenüber Reportern durchblicken ließ. Bis 2010 will Satyam etwa 30 Prozent der weltweiten Erlöse in Europa erwirtschaften, kündigte Heij gegenüber der Presse an. Im vergangenen Quartal steuerte das Europageschäft gerade mal 20 Prozent zu den Gesamterlösen von Satyam bei.

Um sein Ziel zu erreichen, will Satyam eigenen Angaben zufolge in neue Märkte wie in Skandinavien und Osteuropa vorstoßen, aber auch durch Zukäufe wachsen. So kaufte Satyam zuletzt neben Nitor Global Solutions und die englische Citisoft, auch die belgische S&V Management Consultants. In Deutschland ist man bislang noch nicht fündig geworden, dies könnte sich aber schnell ändern. Intershops Flagschiffprodukt Enfinity Suite hat einen guten Ruf und die Weiterentwicklung der Software von Indien aus könnte sich durchaus für Satyam lohnen…

Kurzportrait

Die im Jahre 1992 gegründete und in Jena ansässige Intershop Communications AG gilt als Inbegriff für E-Commerce-Lösungen in Deutschland. Ende der 90er Jahre stieg das Unternehmen mit seinen E-Commerce-Softwarelösungen schnell zum Marktführer in Deutschland auf.

Bereits 1994 legte Intershop den Grundstein für seinen Erfolg und stellte das erste voll funktionsfähige Internethandelssystem vor. 1998 folgte dann mit Intershop 3 die erste E-Commerce-Plattform, die den Massenmarkt erobern sollte. Heute bietet Intershop nicht nur eine umfassende E-Commerce-Komplettlösung (Enfinity Suite 6) an, sondern auch darüber hinaus gehende Services wie Beratung, Online-Marketing, Fulfillment und Logistik. Mit Enfinity Suite 6 sollen Firmenkunden erstmals die Möglichkeit erhalten, komplexe E-Commerce-Aktivitäten auf einer Plattform zentral zusammenzuführen und zu steuern. Dadurch sollen Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten, Partnern und Endkunden weiter optimiert und so Beschaffungskosten weiter gesenkt werden können.

Intershop betreut weltweit mehr als 300 Kunden über seine Standorte Jena (Hauptsitz), Stuttgart, Hamburg, Bensheim, Frankfurt/Main, San Francisco und Asien. Zu den namhaften Intershop-Kunden gehören unter anderem Firmen wie Hewlett-Packard, BOSCH, Tschibo, Otto, die Deutsche Telekom, Sun Microsystems und Quelle.

Zuletzt ergänzte Intershop sein Geschäftsmodell und präsentierte sich als Full-Service-Dienstleister im E-Commerce-Bereich. Im Juni 2006 wurde die Soquero GmbH übernommen, um den Bereich Online-Marketing zu stärken. Durch den Zukauf bietet Intershop nunmehr auch Suchmaschinenoptimierung, die Einbindung von Sponsored Links-Kampagnen, sowie Affiliate Marketing und Feed Management an. Der Geschäftsbereich Intershop Consulting rundet das Intershop-Angebot weiter ab, wobei Intershop in Sachen Konzeption, Planung, Projektsteuerung und Realisierung seinen Firmenkunden zur Seite steht.

Zahlen

Verzeichnet hat Intershop im vergangenen dritten Quartal 2008 einen Bruttoumsatz von 8,0 Mio. Euro. Verglichen mit dem Vorjahresumsatz von 7,9 Mio. Euro entspricht dies allerdings einer nur geringfügigen Steigerung um rund 1,3 Prozent. Das EBIT lag im dritten Quartal 2008 mit 0,6 Mio. Euro auf Vorjahresniveau, wenn gleich Intershop seine EBIT-Marge auf neun Prozent vom Umsatz steigern konnte.

Meldung gespeichert unter: Intershop Communications, Hintergrundberichte, Software

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