Grenke Aktie: Management kann Zweifel am Geschäftsmodell nicht aus der Welt räumen

Nun soll die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die auch bei der insolventen Wirecard AG tätig war, ein Sondergutachten erstellen, das habe heute der Vorstand dem Aufsichtsrat vorgeschlagen.

Insgesamt konnte die heutige offizielle Stellungnahme des Grenke-Managements den Markt nicht überzeugen. Das Geschäftsmodell erscheint zudem mysteriös, da Franchise-Gesellschaften (Franchise-Nehmer) von der Grenke AG übernommen werden, wenn sie laufen.

Die Grenke AG bietet für kleine und mittlere Unternehmen das Leasing von IT-Infrastruktur an, zudem ist das Unternehmen in das Factoring-Business, also den Verkauf von Forderungen, aktiv. Zur Gruppe gehört zudem die Grenke Bank AG.

Das Geschäftsmodell des MDax-Unternehmens ist nicht so leicht zu durchschauen, da es sich um ein Franchise-Modell handelt, wobei Franchisegeber und -nehmer Verträge miteinander eingehen.

Franchisenehmer bzw. Franchise-Unternehmen, deren Geschäftsführer oft ehemalige Mitarbeiter der Grenke AG sind, werden nach rund fünf Jahren von der Grenke AG übernommen, wenn sie interessant sind.

Aktuell besteht zudem die Gefahr hoher Forderungsausfälle bei der Grenke AG, wenn Unternehmen wegen der Corona-Krise ihre vereinbarten Leasingraten nicht mehr zahlen können.

Auf der anderen Seite bestehen hohe finanzielle Verpflichtungen des Leasing-Unternehmens. Die Grenke AG muss daher die Risikovorsorge für laufende Vertragsbeziehungen deutlich aufstocken.

In den nächsten Jahren werden zudem Anleihen mit hohen Volumina fällig, d.h., geliehene Beträge in dreistelliger Millionenhöhe müssen von der Grenke AG an die Bond-Inhaber zurückgezahlt werden. 

Zuletzt brach das Neugeschäft der Grenke-Gruppe um gut ein Drittel ein, das Nettoergebnis fiel sogar überproportional. Nach Veröffentlichung der Stellungnahe des Managements verlor die Grenke-Aktie im heutigen Handel deutlich an Wert. (ame/rem)