Google investiert in seine Zukunft

Montag, 23. Juli 2007 um 13:14
goog.gif

(IT-Times) Der US-Suchmaschinenspezialist Google (Nasdaq: GOOG, WKN: A0B7FY) enttäuschte zuletzt die Märkte mit Gewinnzahlen, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.

Höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung, neue Datenzentren sowie vor allem Neueinstellungen belasteten die Ergebnisse. So gab man bei Google unumwunden zu, dass man im jüngsten Quartal mit 1.548 Mitarbeitern mehr Beschäftigte eingestellt hat, als geplant. Dennoch zeigt man sich bei Google zufrieden, gelten die Neueinstellungen doch als Investition in die Zukunft. Mit 13.786 Mitarbeitern beschäftigt Google heute um 74 Prozent mehr Mitarbeiter als noch im Jahr vorher und sieht sich damit in der Lage, die Herausforderungen des Wettbewerbs erfolgreich zu bewältigen.

Durch Neueinstellungen sollen neue Produkte und eine Verbesserung der bestehenden Werbelösungen einhergehen. Google deutet ferner an, künftig mehr Disziplin bei Neueinstellungen walten zu lassen. Dies könnte bedeuten, dass die Kosten in diesem Zusammenhang nicht mehr so schnell steigen werden, wie bisher. Aus diesem Grund sehen nicht wenige Analysten den jüngsten Kursrückgang als gute Kaufgelegenheit.

Wachstumsmotor iGoogle


Doch nicht nur mehr Kostendisziplin könnte den Google-Kurs wieder in neue Höhen treiben. Mit iGoogle arbeitet das Unternehmen seit geraumer Zeit an einer personalisierten Homepage. iGoogle war bereits in 2006 das am schnellsten wachsendste Produkt im Hause Google, so Produktmanagerin Jessica Ewing. iGoogle sei nunmehr in weiteren 18 neuen Domains verfügbar, heißt es jetzt, nachdem das Produkt zunächst in 40 Ländern mit 26 Sprachen an den Start ging. Man habe nunmehr mit GadgetMaker ein neues Tool hinzugefügt, mit dem der Nutzer seine personalisierte Homepage ohne den tieferen Einstieg in JavaScript und Ajax individuell gestalten kann. So lassen sich nicht nur ausgesuchte Nachrichtenblocks auf der Startseite platzieren, sondern auch Foto- und Videoübersichten integrieren. So seien derzeit mehr als 25.000 verschiedene Google Gadgets für iGoogle verfügbar, bestätigt Google-Managerin Jessica Ewing.

Auch künftig will Google diesen Bereich besonders stark ausbauen, daran ließ Google in der jüngsten Pressekonferenz keinen Zweifel. Mit der jüngsten Offensive dürfte das Leben für den Rivalen Yahoo noch schwerer werden, der damit nicht nur im Suchmaschinengeschäft, sondern auch als Internet-Portal unter die Räder kommen könnte.

Kurzportrait


Die Internet-Suchmaschine Google, gegründet im Jahre 1998 und ansässig im kalifornischen Mountain View, gilt als die weltweit meistgenutzte Suchmaschine, wobei das Unternehmen täglich mehr als 200 Mio. Suchanfragen abwickelt.

Google setzt dabei auf einen Algorithmus, der Web-Seiten aufgrund ihrer Popularität an prominenter Stelle listet. Je häufiger andere Web-Seiten auf die entsprechende Seite verlinken, desto höher der Rang in der Ergebnisliste. Google hat seine Suchtechnologie inzwischen an über 100 andere Unternehmen lizenziert. Haupteinnahmequelle ist das Werbeprogramm Google AdWords und das Werbenetzwerk Google AdSense. Über Google AdWords können Firmen Schlüsselwörter buchen, die bei der Suchausgabe den Werbetreibenden an prominenter Stelle als Textlink platzieren. Das Google AdSense-Programm steht Homepage-Betreibern offen, die auf ihren Seiten zielgerichtete Werbung durch Googles AdWords platzieren wollen. Für besonders populäre Web-Seiten, die mehr als 20 Mio. Seitenaufrufe verzeichnen, bietet Google weitergehende Services an.

Neben der Suche nach Web-Seiten, lassen sich über Google News auch aktuellste Nachrichten aus über 10.000 Quellen abfragen. Mit Google Image Search können Nutzer auch nach Grafiken, Bildern und Fotos im Web suchen. Mit Google Print will das Unternehmen künftig auch das Durchsuchen ganzer Bücher ermöglichen. Auch über das Handy soll künftig das Suchen per SMS möglich sein.

Mit Google Product Search bietet das Unternehmen einen Preisvergleichsservice und eine Produkt-Suche an. Mit Google Desktop Search will die Suchmaschine auch den Heim-PC der Nutzer erobern, wobei sich dadurch Dateien auf der Festplatte oder Email-Postfächer durchsuchen lassen. Mit Gmail ist das Unternehmen mit einem kostenfreien Email-Webservice am Start, der sich über Werbung finanziert. Mit Google Base stieg das Unternehmen im Herbst 2005 in den Markt für Kleinanzeigen ein. Gleichzeitig kaufte Google den Blogging-Spezialisten Blogger.com. Anfang 2006 schloss Google die Übernahme des Radio-Marketingspezialisten dMarc Broadcasting ab. Ferner beteiligte sich Google mit einer Mrd. Dollar mit fünf Prozent an AOL. Gleichzeitig kaufte Google sein Hauptquartier (Googleplex) im Silicon Valley für 319 Mio. Dollar und stieg mit Google Finance in den Finanzbereich ein. Mit Google CheckOut brachte das Unternehmen Mitte 2006 einen eigenen Online-Zahlungsdienst auf den Markt. Mit iGoogle ist das Unternehmen im Markt für personalisierbare Homepages vertreten. Im Herbst 2006 übernahm man schließlich die führende Online-Videoseite YouTube.com. 3,1 Mrd. Dollar ließ sich Google im Frühjahr 2007 die Übernahme des Online-Werbespezialisten DoubleClick kosten. Gleichzeitig kaufte Google eine Reihe weiterer Firmen auf. So wurden mit Panoramio, PeakStream, Zenter, Feedburner, GrandCentral und Postini und ImageAmerica weitere kleine Zukäufe getätigt.

Die beiden Unternehmensgründer Sergey Brin und Larry Page hielten zuletzt beide eine Minderheitsbeteiligung an Google.

Zahlen


Für das vergangene zweite Quartal 2007 meldete Google einen Umsatzanstieg auf 3,87 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Abzüglich etwaiger Kommissionen an Werbepartner ergibt sich ein Nettoumsatz von 2,72 Mrd. Dollar. Der Gewinn kletterte zunächst um 28 Prozent auf 925,1 Mio. Dollar oder 2,93 Dollar je Aktie, nach einem Plus von 721,1 Mio. Dollar oder 2,33 Dollar je Anteil im Jahr vorher. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen in Form von Aktienoptionskosten ergibt sich für das jüngste Quartal ein Nettogewinn von 3,56 Dollar je Aktie, womit Google leicht hinter den Markterwartungen zurückblieb. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit einem Nettoumsatz von 2,68 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 3,59 Dollar je Anteil kalkuliert.

Insbesondere stark gestiegene Kosten im Zusammenhang mit dem Betrieb von Datenzentren, Neueinstellungen und weiterer Aufwendungen belasteten die Ergebnisse. Diese Kosten kletterten im jüngsten Quartal auf 412 Mio. Dollar, nach 345 Mio. Dollar im ersten Quartal 2007. Insgesamt stellte Google 1.548 zusätzliche Mitarbeiter im jüngsten Quartal ein, womit der Suchmaschinengigant das erste Halbjahr 2007 mit einem Belegschaftsstamm von 13.786 Beschäftigten beenden konnte. Aus dem operativen Geschäft konnte Google einen Cashflow von 1,2 Mrd. Dollar erwirtschaften.

Markt und Wettbewerb


Google gilt mit einem Marktanteil von 49,5 Prozent auf den US-Suchmaschinenmarkt als Marktführer vor Yahoo (Quelle: comScore, Stand: Juni 2007). Der Mitbewerber Yahoo kommt nach der jüngsten Nielsen-Studie auf einen Marktanteil von nur mehr 25,1 Prozent. Yahoo hat sich in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch Übernahmen verstärkt.

Als weitere Konkurrenten gelten der Online-Dienst America Online (AOL) und das US-Softwarehaus Microsoft. Microsoft stellte mit Live Search seine überarbeitete Suchmaschine vor und will zudem ein dem Google AdSense ähnliches Werbenetzwerk aufbauen. Mit seinem Google Docs and Spreadsheets Angebot steht Google auch direkt im Wettbewerb mit dem Büroanwendungen des Redmonder Softwarekonzerns.

Meldung gespeichert unter: Alphabet, Hintergrundberichte, Internet

© IT-Times 2024. Alle Rechte vorbehalten.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Folgen Sie IT-Times auf ...