Digitale Technologien unterstützen Kampf gegen Krankheiten

E-Health

Donnerstag, 5. November 2015 um 13:36
BITKOM

Maßgeschneiderte Arzneimittel, implantierte Mikrochips oder Operations-Roboter: Digitale Technologien werden die Medizin und die Gesundheitswirtschaft in den nächsten zehn Jahren nachhaltig verändern. Das zeigt eine repräsentative Studie, die der Digitalverband Bitkom anlässlich der hub conference am 10. Dezember in Berlin in Auftrag gegeben hat. Hierfür wurden 102 Experten (Geschäftsführer und Vorstände von Pharmaunternehmen) rund um das Thema E-Health befragt. Dabei zeigt sich: Digitale Technologien können nach Ansicht der Fachleute großen Nutzen für Gesundheit und medizinische Versorgung bringen. Acht von zehn Befragten (80 Prozent) erwarten, dass sie entscheidend dazu beitragen werden, Krankheiten wie Krebs zu besiegen. Sieben von zehn (69 Prozent) sind überzeugt, dass sie helfen, die Lebenserwartung der Menschen zu verlängern. Und ebenso viele denken, dass dank digitaler Technologien Krankheiten besser vorgebeugt und so die Einnahme von Medikamenten reduziert werden kann. „Dank digitaler Technologien werden wir länger und gesünder leben, gleichzeitig werden die Kosten der medizinischen Versorgung reduziert“, sagt Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom. „Heute messen wir per Fitnesstracker unsere Vitalwerte und motivieren uns so zu mehr Bewegung. Oder wir prüfen unsere Herzleistung mit einer App, die uns bei Unregelmäßigkeiten warnt. Die Chancen der Digitalisierung für die Medizin sind noch lange nicht ausgeschöpft.“

Großes Potenzial bietet zum Beispiel die Individualisierte Medizin. Darunter versteht man vor allem Therapien, die mithilfe von Big Data-Technologien passgenau auf den Patienten zugeschnitten werden. So können Faktoren wie Erbgut, Lebensstil, Geschlecht und Alter beispielsweise in der Behandlung von Krebserkrankungen berücksichtigt werden, was Nebenwirkungen verringern und Heilungschancen deutlich verbessern kann. 60 Prozent der befragten Experten gehen davon aus, dass die Herstellung individueller Arzneimittel in zehn Jahren verbreitet sein wird. „Heute bekommen Patienten meist Medikamente von der Stange. In Zukunft werden sie mit maßgeschneiderten Arzneimitteln behandelt“, so Rohleder.

Eine bedeutende Rolle werden außerdem IT-gestützte Diagnoseverfahren spielen, sogenannte „Decision Support Systeme“. Dabei handelt es sich um Computer, die mit medizinischen Datenbanken verbunden sind und diese in Sekundenschnelle auswerten können. So können sie Ärzten helfen, Krankheitsbilder schneller oder präziser zu erkennen und geeignete Therapien vorschlagen. 76 Prozent der Befragten sagen, dass dieses Szenario in zehn Jahren verbreitet sein wird. „Die medizinische Forschung macht glücklicherweise rasante Fortschritte. Dadurch ist es allerdings für Ärzte selbst in einem kleinen Fachgebiet schwierig, immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben. Hier können Hochleistungsrechner und Big Data Technologien unterstützen“, sagt Rohleder.

Zudem werden nach Ansicht der Experten telemedizinische Verfahren in zehn Jahren eine große Rolle spielen. Alle Befragten erwarten, dass der telemedizinische Austausch eines Mediziners mit anderen Spezialisten wichtig sein wird. Dabei kann beispielsweise ein Hausarzt Röntgenaufnahmen per Videotelefonie gemeinsam mit einem Fachkollegen auswerten. Fast ebenso viele (98 Prozent) gehen davon aus, dass telemedizinisch unterstützte Operationen eine große Rolle spielen werden. In komplizierten Fällen kann so zum Beispiel ein führender Spezialist aus dem Ausland hinzugezogen werden. Die telemedizinische Routineüberwachung des Gesundheitszustands eines Menschen (Vitalparameter) wird nach Ansicht von 97 Prozent der Experten bedeutsam sein. Herz- oder Diabetespatienten übermitteln dabei von Zuhause aus Werte wie EKG, Blutdruck, Gewicht oder Blutzucker elektronisch an einen Arzt. Der behandelnde Arzt kann die Werte auch ohne ständige Praxisbesuche oder Krankenhausaufenthalt seiner Patienten lückenlos überprüfen. 70 Prozent der Experten denken außerdem, dass die Online-Sprechstunde zwischen Arzt und Patient wichtig wird. Diese ersetzt den Arztbesuch nicht, sondern ergänzt ihn, etwa bei Routineuntersuchungen. „Gerade für chronisch kranke oder ältere Menschen sowie für Patienten in dünn besiedelten Regionen kann Telemedizin große Vorteile bringen“, so Rohleder. „Der Patient wird gut versorgt, ohne ständig weite Strecken in Praxis oder Klinik zurücklegen zu müssen. Das bedeutet eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.“

 

Neben den drei größten digitalen Medizintrends – Individualisierte Medizin, IT-gestützte Diagnoseverfahren und Telemedizin – gibt es zahlreiche medizinische Verfahren, die dank digitaler Technologien neu entwickelt bzw. optimiert werden können. So werden Operations-Roboter nach Ansicht von 40 Prozent der Befragten künftig alltäglich eingesetzt. Schon heute werden die digitalen Chirurgen zum Beispiel für urologische Eingriffe genutzt, um unter anderem Einschnitte zu verkleinern und so die Wundheilung zu beschleunigen. Therapie-Systeme aus Medikamenten und digitalen Produkten wie Apps, die bei der Einnahme unterstützen, werden nach Ansicht von 34 Prozent der Experten alltäglich eingesetzt werden. Ebenso viele erwarten, dass die Herstellung von Prothesen und Implantaten aus dem 3D-Drucker alltäglich sein wird. Und 29 Prozent denken, dass implantierte Mikrochips für die Medikamenteneinnahme in zehn Jahren zum medizinischen Alltag gehören.

Trotz der großen medizinischen Fortschritte durch die Digitalisierung bleiben Ärzte wichtig, wie die Befragung zeigt. Nur 27 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass digitale Technologien Ärzte in vielen Fällen ablösen. „Mikrochips, Algorithmen oder Roboter können nicht die Erfahrung und Intuition von Ärzten ersetzen. Aber sie können die Mediziner entscheidend unterstützen“, sagte Rohleder.

Meldung gespeichert unter: Digitalisierung, BITKOM, Internet, Verbände

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