Adobe hofft durch Expansion auf neues Wachstum

Freitag, 18. September 2009 um 13:53
Adobe Systems

(IT-Times) - Der US-Softwarehersteller Adobe Systems (Nasdaq: ADBE, WKN: 871981) überraschte jüngst mit der Ankündigung, den Web-Analysespezialisten Omniture für 1,8 Mrd. Dollar kaufen zu wollen. Damit verstärkt sich Adobe nach der Übernahme von Macromedia im Jahr 2005 mit einem weiteren großen Zukauf.

Zwar ergänzt das Omniture das Adobe-Geschäft nicht ganz so perfekt, wie die Softwarewerkzeuge von Macromedia, doch sieht sich Omniture erst zu Beginn eines langfristigen Wachstumszykluses, glauben Analysten. Canaccord Adams Analyst Richard Baldry verweist dabei auf die Rekordumsätze von Omniture im jüngsten Quartal.

Adobe erschließt sich neues Marktsegment


Adobe hofft, dass der jüngste Zukauf im nächsten Fiskaljahr 2010, das bereits im Dezember beginnt, 400 Mio. Dollar an Umsätzen beiträgt. Damit könnte Adobe wieder Fahrt in Sachen Wachstum aufnehmen, zumal Omniture zuletzt mit 25 Prozent deutlich schneller wuchs, als Adobe in seinem Kerngeschäft. Auch die Gewinne legten bei Omniture zuletzt um 25 Prozent zu. Dabei profitiert Omniture von der steigenden Nachfrage nach Web-Analysewerkzeugen, die Internet-Portale und andere im Internet tätigen Unternehmen erlauben, ihren Web-Traffic zu analysieren, um so ihren Online-Auftritt weiter zu optimieren.

Die Optimierung von Online-Auftritten gehört heute bereits zu den Anforderungen, denen Adobe-Lösungen gerecht werden. Die kommende Generation seines Flagschiffprodukts Creative Suite 5 (CS5) könnte Adobe mit Omniture-Lösungen verknüpfen und so Umsatzsynergien erschließen, welche die Nachfrage nach solchen Analysewerkzeugen weiter anheizen.

Bislang hatte sich Adobe vornehmlich auf die Bedürfnisse der Content-Produzenten konzentriert, mit dem Omniture-Zukauf kann Adobe nunmehr auch das Geschäft mit Content-Vermarktung erschließen.

Kommt ein höheres Gebot von Microsoft?


Doch der Zukauf scheint keineswegs schon in trockenen Tüchern. Analysten und Investoren fragen sich, ob nicht noch ein anderer Bieter das Handtuch in den Ring wirft. Dabei könnte insbesondere Microsoft in den Ring steigen, denn der Redmonder Softwarekonzern hat sich in der Vergangenheit bereits im Web-Bereich durch Zukäufe verstärkt und benötigt noch dringend ein robustes Web-Analysewerkzeug, um zu Google aufzuschließen, meint etwa Collins Stewart Analyst Sandeep Aggarwal. Da Microsoft ebenfalls ein Omniture-Kunde ist, würde eine Übernahme durch Microsoft für das Redmonder Softwarehaus Sinn machen.

Zudem stellte Microsoft seine eigenen Bemühungen im Bereich Web-Analyse im letzten Jahr nahezu ein, weiß JMP Securities Analyst Patrick Walravens, der Microsoft nunmehr im Zugzwang sieht. Infolge der Spekulationen um ein höheres Gebot stieg der Omniture-Kurs bereits am Vortag über das aktuelle Adobe-Gebot von 21,5 Dollar. Sollte Microsoft tatsächlich in den Ring steigen, könnte der geplante Zukauf teurer als erwartet werden, falls Adobe überhaupt zum Zuge kommt…

Kurzportrait

Das im kalifornischen San Jose ansässige und im Jahre 1982 gegründete Softwarehaus Adobe Systems ist nicht nur durch sein plattformübergreifendes PDF-Format populär. Das PDF-Format gilt inzwischen als de facto Standard für die Darstellung bzw. Bereitstellung von Schriftstücken im weltweiten Datennetz Internet. Auch im Bereich der digitalen Bildbearbeitung ist die Gesellschaft mit Photoshop und zahlreichen anderen Softwarewerkzeugen sehr gut vertreten.

Der Bereich Creative Solutions fasst das Geschäft rund um das Flagschiffprodukt Adobe Photoshop zusammen und gilt als das Kerngeschäft des Unternehmens. Im Bereich Knowledge Worker Solutions wird das Geschäft rund um die Acrobat-Reihe zusammengefasst, während die Enterprise and Developer Division und das Geschäftsfeld Mobile and Devices Solutions die Geschäftsstruktur abrunden.

Daneben unterstützt Adobe Systems aber auch junge Technologiefirmen, welche Produkte und Services für das neue Medium Internet anbieten. Mit der Übernahme der privaten Glassbook soll weiteres technologisches Know-how in Adobe-Produkte mit einfließen und die Position gegenüber dem Softwaregiganten Microsoft, welcher mit einem eigenen Format für elektronische Bücher am Markt vertreten ist, weiter stärken. Durch den Image-Server AlterCast will Adobe seiner Produktreihe eine größere Plattform geben. AlterCast soll daher tägliche Routinearbeiten, wie die Aufbereitung digitaler Bilder für andere Medien übernehmen und die tägliche Arbeit damit einfacher, kostengünstiger und effektiver gestalten. Anfang 2007 präsentierte Adobe mit der Softwareplattform Apollo eine neue kostenlose Entwicklungsumgebung, die für eine stärkere Nachfrage nach Adobe-Produkten sorgen soll.

In den vergangenen Jahren verstärkte sich Adobe unter anderem durch die Übernahme des Softwarespezialisten Accelio. Im Mai 2004 übernahm Adobe den amerikanischen Entwickler von Prozess-Management-Software Q-Link Technologies. Ende 2005 schloss Adobe die Übernahme des Multimedia-Softwareherstellers Macromedia (Flash, Shockwave) ab. Mitte 2006 kaufte Adobe die Technologie-Assets der dänischen Pixmantec. Daneben wurden auch Trade and Technologies France sowie der Videosoftwareanbieter Serious Magic übernommen. Im Herbst 2007 verstärkte sich Adobe mit der Übernahme des Buzzword-Herstellers Virtual Ubiquity. Im Herbst 2009 verstärkte sich Adobe durch die Übernahme des Web-Spezialisten Omniture für 1,8 Mrd. Dollar.

Zahlen

Für das vergangene dritte Fiskalquartal 2009 meldet Adobe hingegen einen Umsatzrückgang um 21 Prozent auf 697,5 Mio. US-Dollar. Dabei verdiente der Photoshop-Hersteller 136 Mio. Dollar oder 26 US-Cent je Aktie, ein Rückgang von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen summierte sich der Nettogewinn im jüngsten Quartal auf 35 US-Cent je Aktie, womit Adobe die Gewinnerwartungen der Analysten um einen Cent übertreffen konnte.

Meldung gespeichert unter: Adobe, Hintergrundberichte, Software

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