Wirecard: Zwischen den Zeilen der Financial Times

Die Financial Times weist diese Anschuldigungen ausdrücklich zurück und sieht dies als Ablenkungsmanöver der Wirecard AG, frei nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“. Man wolle die weitere Berichterstattung über Wirecard blockieren.

Die FT hat deshalb die in London ansässige Anwaltskanzlei RPC beauftragt, ihre Interessen zu vertreten und die Berichterstattung der FT über Wirecard zu analysieren und zu bewerten.

Das Ergebnis der Kanzlei wird „in den kommenden Wochen“ erwartet. Lionel Barber, Herausgeber der FT, sagte: "Angesichts der Schwere der Anschuldigungen habe ich beschlossen, eine externe Überprüfung über unsere Berichterstattung in der höchst umstrittenen Geschichte durchzuführen“.

Die FT sei eine vertrauenswürdige Nachrichtenquelle und beruft sich auf ihren „Goldstandard-Journalismus, seine Integrität und einen gewissenhaften Ansatz zur Genauigkeit", so ein Statement des Unternehmens.

Zudem nutze die Wirecard AG nicht das offizielle redaktionelle Beschwerdeverfahren der FT, das betroffenen Organisationen zur Verfügung steht, sondern hat die Kanzlei Herbert Smith Freehills eingeschaltet.

Für die Financial Times steht indes nichts Geringeres als die gesamte Reputation des renommierten Wirtschaftsblatts auf dem Spiel, das mit der Financial Deutschland auch mal einen regionalen Ableger hatte.

Der Streit dürfte also in die nächste Runde gehen. Wirecard-Aktionäre müssen daher mit weiteren Angriffen der FT gegen die Geschäftspraktiken der Wirecard AG rechnen, was für mehr Volatilität im Aktienkurs sorgen wird.

Für Trader ist das eine durchaus interessante Situation, langfristige Anleger aber sollten bei der Wirecard AG Nerven wie Drahtseile mitbringen. Vom Höchstkurs mit 199 Euro ist die Aktie des Dax-Unternehmens noch weit entfernt. (lim/rem)