Wirecard: Die Financial Times bringt es auf den Punkt

E-Commerce: Digitale Bezahllösungen (Digital Payment)

Dienstag, 5. Mai 2020 um 08:45
Wirecard Smart Band

ASCHHEIM BEI MÜNCHEN (IT-Times) - Der Payment-Infrastruktur Anbieter Wirecard ist wieder ein Spielball von Spekulanten. Die erhoffte Ruhe durch den KPMG-Prüfungsbericht blieb aus.  

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bemühte sich demzufolge vergeblich, die von einem Treuhänder gehaltenen Zahlungen und Beträge in Höhe von rund einer Mrd. Euro zu überprüfen.

Die Wirecard AG stieg innerhalb nur eines Jahrzehntes wie Phoenix aus der Asche als kleines Finanztechnologieunternehmen auf und ist heute sogar neben Adidas, BASF, Volkswagen & Co. Mitglied des Dax-Aktienindex.

Die Börsenbewertung bzw. Marktkapitalisierung von Wirecard lag zeitweise höher als die der Deutschen Bank. Das Unternehmen bietet eine Technologie, um Unternehmen dabei zu helfen, Kredit- und Debitkartenzahlungen von Kunden zu akzeptieren.

In Europa besitzt das Unternehmen mit der Wirecard Bank AG eine von Visa und Mastercard lizenzierte Bank, die als sogenannter „Acquirer“ agiert. Dabei werden Beträge von Kartenherausgebern gesammelt und an die involvierten Händler verteilt.

In vielen Ländern besitzt die Wirecard AG aber keine Lizenz dazu und nutzt daher die Dienstleistungen von Partnerunternehmen oder übernimmt sie unter Umständen ganz. Dabei geht es in etwa um etwa die Hälfte aller Zahlungstransaktionen.

In einem 74-seitigen Bericht einer vom Aufsichtsrat der Wirecard AG in Auftrag gegebenen Sonderprüfung der Bücher des Payment-Anbieters konnte KPMG die Zweifel am redlichen Geschäftsgebaren von Wirecard nicht aus der Welt räumen, sagt die FT.

Es fehlten zahlreiche Informationen und Daten von Partnern der Wirecard AG, die der Prüfungsgesellschaft nicht zur Verfügung gestellt wurden. Dieses Drittgeschäft wird hauptsächlich über Dubai, Dublin und München über drei Tochtergesellschaften abgewickelt.

Es geht letztendlich um die Bekämpfung von Geldwäsche und Wirecard unterliegt strengen Vorschriften, nach denen es die Identität seiner Kunden kennen, Prüfungen zur Bekämpfung von Geldwäsche durchführen und Archive mit Transaktionsdaten führen muss.

In dem Bericht von KPMG heißt es weiter, dass nur drei „Acquiring-Partner von Drittanbietern“ für die „überwiegende Mehrheit der erzielten Umsatzerlöse“ der drei Wirecard-Tochtergesellschaften in München verantwortlich waren.

Diese drei Einheiten sollen zugleich vor Aufteilung der zentralen Kosten den „Löwenanteil“ des Betriebsgewinns von Wirecard in den Jahren 2016 und 2018 erwirtschaftet haben, der insgesamt rund 985 Mio. Euro ausmachte.

Wirecard selbst äußerte sich im November 2019 zum Thema Partnerunternehmen und erklärte, dass man mit rund 100 Acquirern in 60 Ländern zusammengearbeitet habe. Für die Übernahme des Kunden zahlt Wirecard i.d.R. eine Provision.

Die Financial Times (FT) hatte herausgefunden, dass es insbesondere um die drei Schlüsselpartner Al Alam Solutions mit Sitz in Dubai; PayEasy Solutions, das sich ein Büro mit einem Reisebusunternehmen in Manila auf den Philippinen teilt; und dem Payment-Anbieter Senjo in Singapur geht.

Werden derartig große Beträge über nur drei Partner abgewickelt, ist das Risiko des Geschäftsmodells hoch. Das hat KPMG erkannt und zweifelt daran, dass Wirecard diesen Umstand seinen Aktionären auch klar in den Berichten kommunizierte.

Eine korrekte Abrechnung und Abwicklung dieser digitalen Zahlungstransaktionen ist kompliziert, denn es geht um verschiedene Partner, Zeitzonen und auch unterschiedliche Landeswährungen.

Die Maßnahmen des Finanzteams von Wirecard zur Risikominimierung, die als „Kontrollaktivitäten“ bezeichnet werden, beschränkten sich auf „Plausibilitätsbewertungen“ und den Vergleich der von den Partnern bereitgestellten Zahlen mit den „Verkaufsprognosen“ der für die jeweiligen Kunden verantwortlichen Wirecard-Units”, erklärte KPMG.

Das aber reiche nicht aus, um die „Höhe und das Vorhandensein der Einnahmen vollständig festzustellen“, sagte KPMG und fügte hinzu, dass Wirecard Verträge mit Partnern geschlossen habe, die in einigen Fällen unvollständig waren oder keine Unterschriften enthielten.

Meldung gespeichert unter: Mobile Payment, E-Commerce, Online-Payment, Vorstand, Aufsichtsrat (AR), Aktien, Wirecard, Hintergrundberichte, Software, IT-Services

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