Tech-Branche will mehr Frauen gewinnen

ITK-Markt Deutschland

Mittwoch, 26. April 2023 um 12:00

Nur 15 Prozent Frauenanteil in ITK-Unternehmen
31 Prozent der Unternehmen haben Ziele für Frauenanteile verankert, 19 Prozent planen dies konkret
Große Hürden liegen beim Quer- und Wiedereinstieg
Am 27. April ist Girls' Day

BITKOM

Berlin, 26. April 2023

Programmiererin, Fachinformatikerin oder IT-System-Elektronikerin - weibliche Berufsbezeichnungen sind in der Tech-Branche noch immer die Ausnahme. Denn unter IT-Fachkräften in IT- und Telekommunikationsunternehmen ist nur jede zwanzigste (5 Prozent) eine Frau. Der Frauenanteil der Belegschaft in der ITK-Branche insgesamt liegt 2023 mit durchschnittlich 15 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau (14 Prozent).

Dabei sind die großen Unternehmen ab 500 Beschäftigten etwas weiter. Während bei ihnen im Durchschnitt jede vierte Position (26 Prozent) mit einer Frau besetzt ist, liegt der Anteil in mittleren Unternehmen (50 bis 499 Beschäftigte) bei 16 Prozent und in kleinen Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten bei nur 14 Prozent. In jedem fünften kleinen Unternehmen (20 Prozent) findet sich sogar keine einzige Frau in der Belegschaft. Das sind Ergebnisse einer Befragung des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 500 ITK-Unternehmen repräsentativ befragt wurden.

Anteil weiblicher IT-Azubis steigt mit Unternehmensgröße

Der geringe Frauenanteil liegt auch daran, dass sich noch immer deutlich mehr Jungen als Mädchen nach der Schule für eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich der IT entscheiden. Auch deshalb gibt es seit Jahren den Girls' Day, der in diesem Jahr am 27. April stattfindet, und Kindern und Jugendlichen eine Berufsorientierung frei von Rollenbildern ermöglichen soll. Bisher ist in der ITK im Durchschnitt nur eine von 20 Auszubildendenstellen (5 Prozent) im IT-Bereich mit einer Frau besetzt. Während der Frauenanteil in Großunternehmen bei 8 Prozent liegt, sind es in mittleren Unternehmen 7 Prozent und in kleinen Unternehmen nur 4 Prozent.

„Es ist völlig klar: die ITK-Unternehmen brauchen mehr Mädchen und Frauen", sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Die Branche hat auch erkannt: Mehr Frauen in der Digitalisierung - das bedeutet auch mehr digitale Teilhabe, mehr technologische Innovation und mehr wirtschaftlicher Erfolg. Bei der Umsetzung dieser Erkenntnis geht es allerdings weiterhin nur langsam voran. Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren."

Um das Bewusstsein für Frauen in der Digitalbranche zu steigern und konkrete Maßnahmen zur Förderung weiblicher Fach- und Führungskräfte zu ergreifen, wurde 2020 zum Digital-Gipfel der Bundesregierung das interdisziplinäre Bündnis #SheTransformsIT gegründet. „Wir müssen bei Mädchen bereits im Kindesalter Neugierde an Digitalisierung wecken und ihnen frühzeitig Kompetenzen für die digitale Zukunft vermitteln. Dafür braucht es einen klischeefreien Unterricht, der dafür sorgt, dass alle Kinder gleichermaßen mit IT-Themen in Berührung kommen.

Um Stereotype in der Berufsorientierung abzubauen, müssen wir zudem weibliche Rolemodels sichtbarer machen", sagt Nadine Schön, Mitglied im Steuerungskreis #SheTransforms IT und stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Der digitale Wandel braucht Frauen ebenso wie Männer. Notwendig ist jetzt eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft."

ITK-Unternehmen wissen, dass sie den Frauenanteil erhöhen müssen

Dabei wünschen sich die ITK-Unternehmen mehr Frauen in ihrer Belegschaft. 92 Prozent sagen, gemischte Teams tragen zu einem besseren Betriebsklima bei, und drei Viertel (75 Prozent) sind überzeugt, dass der Frauenanteil die Produktivität und Kreativität erhöht. 86 Prozent sehen eine Erhöhung des Frauenanteils in Ihrem Unternehmen ganz grundsätzlich als Chance. Mehr noch: Eine deutliche Mehrheit sieht ohne eine Erhöhung des Frauenanteils sogar die Wettbewerbsfähigkeit der Digitalbranche in Gefahr: Drei von vier ITK-Unternehmen (74 Prozent) sagen, ohne Frauen verspielt die Branche ihre Zukunft. 59 Prozent sind überzeugt, dass die ITK-Branche das Fachkräfteproblem ohne Frauen nicht lösen wird.

Jedes dritte Unternehmen hat bereits Ziele zur Erhöhung von Frauenanteilen verankert

Der Wille, mehr Frauen und Mädchen für die Digitalbranche zu gewinnen, äußert sich unter anderem in konkreten internen Zielsetzungen. 2023 hat schon knapp jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) Ziele zur Erhöhung von Frauenanteilen verankert. 19 Prozent planen dies konkret, 24 Prozent diskutieren es. Allerdings sagen auch 22 Prozent, dass solche internen Zielsetzungen für sie kein Thema sind. Wer sich keine Ziele steckt, begründet die Zurückhaltung vor allem mit dem Fehlen qualifizierter Bewerberinnen (72 Prozent) sowie anderen Prioritäten (36 Prozent) im Unternehmen. Schlicht keinen Handlungsbedarf sehen hingegen nur 8 Prozent.

„Die Vergangenheit hat gezeigt: Ohne konkrete Ziele wird es schwer, den Frauenanteil tatsächlich signifikant zu steigern. Auch wenn die letzten Jahre mit multiplen Krisen die Unternehmen vor eine Vielzahl verschiedener Herausforderungen gestellt haben: Jedes Unternehmen sollte sich überlegen, wie Frauen für vakante Positionen gewonnen werden können", so Dehmel.

Zumindest gibt es in mehr Unternehmen klare Zuständigkeiten für die Themen Gleichstellung und Karriereplanung von Frauen und Männern. Gab 2022 noch die Hälfte der ITK-Unternehmen (50 Prozent) an, dass sich darum niemand kümmert, sind es aktuell nur noch 44 Prozent. Gleichzeitig rückt das Thema zunehmend in den Fokus der Führungsetage: Waren im Vorjahr erst in 22 Prozent der ITK-Unternehmen die Geschäftsführung/CEOs für das Thema verantwortlich, sind es 2023 bereits 32 Prozent.

Meldung gespeichert unter: Recruiting, Stellenmarkt, Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK), Digitalisierung, Jobs, BITKOM, Marktdaten und Prognosen, Telekommunikation, Software, IT-Services, Internet, Verbände

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