Suntech schockt die Solarbranche

Freitag, 21. November 2008 um 13:10
Suntech Power Holdings

(IT-Times) Der weltgrößte Solarmodulehersteller Suntech Power Holdings Co (NYSE: STP, WKN: A0HL4L) verfehlte überraschend im jüngsten Quartal die Gewinnerwartungen der Wall Street. Daneben kürzte das Unternehmen auch gleich seinen Umsatzausblick für das laufende Jahr um gut 200 Mio. US-Dollar. Suntech-Aktien brachen daraufhin um 40 Prozent auf rund 5,4 Dollar ein, nachdem die Papiere zu Jahresbeginn noch bei rund 90 Dollar gehandelt wurden.

Als Ursache für die enttäuschenden Zahlen macht Suntech-Chef Dr. Zengrong Shi insbesondere niedrigere Verkaufspreise aus. Dabei spricht der Manager von kurzfristigen Herausforderungen und stellt für das Jahr 2009 eine Verbesserung der Gewinnsituation in Aussicht.

Marktbeobachter rechnen mit deutlichem Nachfragerückgang


Glauben will die positiven Vorhersagen aber niemand mehr. Hapoalim Securities USA Vice President Gordon Johnson II warnt vor einem dramatischen Nachfragerückgang nach Solarmodulen im Jahr 2009. Als Grund führt der Manager unter anderem die ausgelaufenen Fördermaßnahmen in Spanien sowie die Kappung der Installationsanlagen auf 400 Megawatt an. Dies dürfte allein die Nachfrage um 65 bis 75 Prozent im nächsten Jahr verringern, so Johnson. Spanien galt bis dato einer der größten Solar-Märkte. So gingen etwa 30 bis 40 Prozent der gesamten Solarmodule in den Sonnenstaat.

Daneben lastet die Kreditklemme wie Blei auf größeren Solar-Projekten. Johnson schätzt, dass etwa 90 Prozent aller Solar-Projekte teilweise fremdfinanziert werden, wobei das Fremdkapital häufig 50 bis 70 Prozent der Mittel ausmacht.

Daneben wird der Solarindustrie noch eine weitere Entwicklung zum Verhängnis. Zuletzt hatte der steigende Ölpreis die Nachfrage nach alternativen Energien noch angetrieben. Nachdem der Barrel-Preis allerdings zuletzt unter die Marke von 50 US-Dollar gesunken war, nimmt auch der Druck ab, schnell auf alternative Energien zu wechseln. Die Folge: Projekte werden verschoben.

Überkapazitäten drücken die Preise


Während die Nachfrage nach Solarmodulen langsamer wächst, haben die Hersteller zuletzt kräftig in neue Anlagen investiert. Nach Schätzungen des Marktforschers The Information Network sind Solarfabriken derzeit gerade einmal mit 56 Prozent ausgelastet. Untersuchungen bei 103 Solarherstellern zeigten, dass die Solarmodule-Produktionskapazität im Jahr 2009 ein Volumen von 15GW erreichen werde, während die globale Nachfrage gerade einmal 8,3GW betrage, so die Marktforscher.

Die Preise für 6-Zoll Solar-Wafer haben am Spot-Markt bereits reagiert und sind allein vom September bis November von 12,5 auf 9,0 US-Dollar gefallen. Damit droht der Solarbranche im nächsten Jahr ein ähnliches Schicksal wie der DRAM- und Flashspeicher-Industrie. Aufgrund des Booms haben die Halbleiterhersteller in den vergangenen Jahren enorme Kapazitäten aufgebaut, eine Entwicklung, die nunmehr erste Hersteller in den Ruin zu treiben droht…

Kurzportrait

Suntech Power Holdings Ltd wurde im Jahre 2001 von Dr. Zhengrong Shi gegründet. Der Gründer fungiert heute als CEO und Chairman der Gesellschaft. Die im chinesischen Wuxi ansässige Suntech Power Holdings Ltd ist der weltweit größte Hersteller von Solar-Modulen. Das Geschäft mit dem Verkauf von Solarmodulen steuerte zuletzt rund 78 Prozent zu den Umsatzerlösen bei, während das Geschäft mit Solarzellen etwa 20 Prozent beisteuert.

Das Unternehmen unterhält vier Fertigungsanlagen (Wuxi, Luoyang, Qinghai und Shanghai) mit zehn Fertigungslinien für Solarzellen mit einer Fertigungskapazität von über 300 Megawatt. Die Produkte des Unternehmens kommen nicht nur auf Hausdächern, sondern auch in Industrieanwendungen, Lampen und Relay-Stationen zum Einsatz. Suntech exportiert den Großteil seiner Produkte in Länder wie Deutschland und Spanien. Verkauft werden die Solarzellen über Distributoren und Modulehersteller weltweit. Zu den Kunden des Unternehmens zählen namhafte Solarfirmen wie die SolarWorld AG, Conergy AG, Altersa, IBC Solar AG, Ibesolar Engeria S.A..

Die monokristallinen Zellen von Suntech erreichten zuletzt einen Wirkungsgrad von knapp 17 Prozent, während das Unternehmen bei multikristallinen Zellen inzwischen einen Wirkungsgrad von knapp 16 Prozent vorweisen kann. Das Unternehmen hat sich über langfristige Lieferverträge Siliziummaterial für seine Produktion in den nächsten Jahren gesichert. In Sachen Polysilizium-Versorgung arbeitet Suntech mit der südkoreanischen DC Chemical zusammenarbeiten (Kontrakt bis 2016). Weitere Lieferanten im Bereich Solar-Wafer sind Glory Silicon, Wacker Schott, sowie PV Crystalox Solar und ReneSola.

Daneben hält Suntech zahlreiche Beteiligungen an Tochterfirmen. Bereits in 2006 beteiligte sich Suntech mit 66,88 Prozent der Anteile an dem Solarspezialisten MSK Corporation. In 2007 gründete das Unternehmen mit der Shenzhen Suntech Co Ltd eine neue Tochter, an der das Unternehmen 80 Prozent der Anteile hält. Weitere Tochterfirmen sind die Shenzhen New Photovoltaic Technology Development Co und die Shenzhen Yutong Investment Co. An der in 2007 gegründeten Tochter Jiangsu Suntech hält Suntech 90 Prozent der Anteile. Anfang 2008 beteiligte sich Suntech mit 100 Mio. US-Dollar an den Polysilizium-Hersteller Nitol Solar, um sich weitere Polysilizium-Lieferungen zu sichern. Gleichzeitig beteiligte sich Suntech mit einer Minderheitsbeteiligung an dem chinesischen Silizium-Spezialisten Shunda Holdings Co Ltd.

Zahlen

Für das vergangene dritte Quartal 2008 meldet Suntech einen Umsatzsprung um 53,7 Prozent auf 594,4 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 386,7 Mio. Dollar im Jahr vorher. Der Gewinn legte dabei aber nur um 4,9 Prozent auf 55,9 Mio. US-Dollar oder 33 US-Cent je Aktie zu, nach einem Plus von 53,3 Mio. Dollar oder 32 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Suntech einen Nettogewinn von 60,3 Mio. Dollar oder 35 US-Cent je Aktie realisieren und verfehlte damit die Markterwartungen um sieben Cent je Aktie. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Plus von 42 US-Cent je Aktie bei Einnahmen von 571,1 Mio. Dollar gerechnet.

Die Bruttomargen zogen im jüngsten Quartal leicht auf 21,8 Prozent vom Umsatz an, nach 21,4 Prozent im Vorjahresquartal. Insgesamt erreichte die Produktionskapazität im jüngsten Quartal 750 Megawatt.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Suntech Power Holdings, Hintergrundberichte, Solartechnik

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